Als die Eifeler ihr Geld selbst druckten

Prüm/Daun · Geldscheine aus Prüm und Daun? Das gab es wirklich einmal. Nach dem Ersten Weltkrieg gaben viele Gemeinden und Vereine in der Eifel ihr eigenes Geld heraus. Die Banknoten sind heute begehrte Sammlerobjekte.

Prüm/Daun. 1918: Der Erste Weltkrieg ist zu Ende. Das Deutsche Kaiserreich und seine Verbündeten haben ihn verloren. Der 1919 geschlossene Friedensvertrag verpflichtet das durch die Kriegskosten ohnehin hoch verschuldete Deutschland zu Reparationszahlungen, deren genauer Umfang damals noch gar nicht festgelegt wurde.
Das Ergebnis ab Winter 1919/20: Es gibt kaum mehr Münzen aus Edelmetall, und das Papiergeld verlor immer mehr an Wert. Die Inflation beginnt, endet 1923 in einer totalen Geldentwertung und führte zu einer Währungsreform.
Viele Kreise und Städte, Firmen, Darlehenskassen und Verkehrsvereine sehen oft einen Ausweg darin, eigenes Kleingeld herauszugeben - egal ob dies staatlicherseits genehmigt ist oder nicht. Dieses Ersatzgeld wird als Notgeld bezeichnet. Die Bevölkerung akzeptiert diese Währung, die aber meist lokal begrenzt im Umlauf blieb.
Das Notgeld war sozusagen Tauschgeld, ähnlich heutiger Werbeaktionen von Gewerbevereinen, wie zum Beispiel der "Dauner Taler". Trotz aller Not, die Herausgeber dieses Notgeldes gestalteten die kleinen Papiergeldscheine recht künstlerisch und mit ansprechenden variantenreichen Motiven, brachten ganze thematische Serien zur Ausgabe. Dies steigerte nicht nur die Nachfrage von Sammlern, sondern auch die Gewinne der ausgebenden Gemeinden.
Ein gestalterischer Wettbewerb setzte ein. Kreise und Gemeinden versuchten mit hübschen Ausgaben andere zu übertreffen, um ihre eigene Kommunalkasse zu füllen, zumal die Scheine häufig nur noch gegen ein Aufgeld in Form einer "Verwaltungsgebühr" abgegeben wurden. Die Herausgabe dieses Notgeldes war beliebt, weckte die Gier von Spekulanten und Sammlern. Das führte dazu, dass letztlich die Reichsregierung gegen Auswüchse rigoros einschreiten musste.
Am 17. Juli 1922 verbot sie deshalb die weitere Ausgabe von Notgeld. Auch der Kreis Prüm (6. Dezember 1920) und der Kreis Daun (20. Februar 1920) gaben mehrere Serien von Papiergeldscheinen im Werte von 25 oder 50 Pfennigen heraus, die heute ein bemerkenswertes Kapitel damaliger Zeitgeschichte darstellen. Gedruckt wurden sie in der Firma Schleicher & Schüll zu Düren, vielfach nach Stahlstich-Vorlagen des 19. Jahrhunderts.
Beispiele sind die 25-Pfennig-Ausgabe mit dem Wappen der Stadt Daun und der Unterschrift des genehmigenden Landrates Weismüller auf der Vorderseite und auf der Rückseite eine Ansicht der Landschaft Munterley bei Gerolstein mit dem Spruch: "Munterley bei Gerolstein, für Gerolstein will Herold sein".
So schön dieses Bildergeld auch war, es barg Gefahren in sich, denn die Kreise und vor allem die Mitglieder der Eifelvereine oder Gewerbevereine mussten dieses Notgeld in Zahlung nehmen. Und da der Geldverfall immer rascher sich entwickelte, konnten Vereine in große finanzielle Engpässe geraten. (Juli 1921: 1 Dollar = 56 Mark; Juli 1922: 1 Dollar = 450 Mark).
Im Jahr 1923 war die Geldentwertung so gewaltig, dass das Notgeld nicht mehr angenommen wurde, da es keine Kaufkraft mehr hatte. Heute ist das Notgeld bei Sammlern sehr begehrt.

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