Als Hammer und Amboss den Ton angaben

Daun-Neunkirchen · Ein Blick in vergangene Zeiten: Wenn die alte Schmiede in Daun-Neunkirchen am Samstag, 13. Juni, 16 bis 20 Uhr, ein letztes Mal ihr Tor öffnet, sind Nostalgiker am richtigen Ort.

 Schmiedemeister Adam Schend mit seiner Frau Eva und den Söhnen Johann, Alois und Christoph vor seiner Neunkirchener Schmiede im Jahr 1925. Foto.: Lydia Schend

Schmiedemeister Adam Schend mit seiner Frau Eva und den Söhnen Johann, Alois und Christoph vor seiner Neunkirchener Schmiede im Jahr 1925. Foto.: Lydia Schend

Foto: (e_daun )

Daun-Neunkirchen. "All dies ist ein Stück Dorfgeschichte", sagt Lydia Schend. Sie blickt auf die Hinterlassenschaften ihres Großvaters Adam Schend und ihres Onkels Alois. Beide waren Schmiede in Neunkirchen. Die letzten ihrer Zunft.
Der 1884 geborene Adam Schend hatte in der Pützborner Schmiede sein Handwerk erlernt. Nach der Gesellenprüfung heiratete er Eva Meyer und baute sich an sein Elternhaus eine Schmiede, in der er sich selbstständig machte.
"Adam Schend war nicht nur körperlich ein äußerst starker Mann, sondern auch von seiner Persönlichkeit her", erinnert sich Enkelin Lydia. "Er strahlte eine Autorität aus, die ihn beliebt machte und weswegen er häufig zur Lösung von Problemen oder Streitigkeiten um Rat gefragt wurde."
Sohn Alois führte nach dem Ende des Krieges das Schmiedehandwerk fort. Er war ein Tüftler, der auch feine kunstfertige Aufträge ausführte, Werkzeuge erfand und selbst herstellte, eigene Motoren und Generatoren entwickelte.
Lydia Schend: "Die Neunkirchener Schmiede war mit Onkel Alois ein lebendiger Ort, wo hart gearbeitet wurde und eine Anlaufstelle für Nachbarn und Dorfbewohner, wo viel erzählt, musiziert und gesungen wurde."
Doch dann kam die Zeit, in der Metallwarenfabriken, die viel günstiger produzieren konnten, die Herstellung von Geräten und Werkzeugen übernahmen, in der Gummireifen die eisernen Wagenräder ersetzten, wo die Anzahl der Pferde als Arbeitstiere und Kühe immer mehr abnahm und kleinbäuerliche Landwirtschaftsbetriebe zusammenbrachen und den Betrieb einstellten.
Der Berufszweig Dorfschmied ist heute fast völlig ausgestorben. Das bedeutete auch Anfang der 1960er Jahre das Aus für die Schmiede Neunkirchen. Alois Schend musste beruflich andere Wege gehen.
Nichte Lydia sagt: "In seiner Freizeit aber schmiedete und handwerkelte er weiter. Er warf nichts weg, alles blieb da, die alten Werkzeuge, die Schmiedemäntel, die Feilen und Nägel, der große Amboss, Ketten, Draht, Hufeisen und Joch."
2013 starb Alois Schend mit 93 Jahren. Die "Schmitt" wurde verkauft und wird nun aufgelöst. "Es ist für mich wichtig, dass nicht alles auf dem Schrottplatz landet, sondern in der Eifel bleibt", erklärt Lydia. "Es ist ein Stück Dorfkultur, die erhalten bleiben sollte." So übernimmt die Hillesheimer Oldtimer- und Veteranen-Interessengemeinschaft die große Transmission und die Standbohrmaschine.
Zum Abschied öffnet die "Schmitt" in der Neunkirchener Straße 31 am Samstag, 13. Juni, ab 16 Uhr ein letztes Mal ihr Tor. Wer die 100 Jahre Geschichte von Schmiede und Handwerk noch einmal anschauen möchte, ist willkommen.

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