Als Schuhe noch für Arbeit sorgten

GILLENFELD. Die Pulvermaargemeinde Gillenfeld blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück. Es gab Höhen, aber auch Tiefen, als Mitte der 80er Jahre die Schuhfabrik geschlossen wurde. Sie bot in ihren besten Jahren 180 Arbeitsplätze.

Gillenfeld kann auf eine mehr als 1000-jährige Geschichte zurückblicken. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort 1016, als "Gilliveld" das Markt-, Münz- und Zollrecht verliehen wurde. Doch schon lange zuvor, in keltischer und römischer Zeit, war die Gegend besiedelt, was zahlreiche Funde belegen. Auch als Pfarrort kann Gillenfeld auf eine lange Tradition zurückblicken: Bereits 1220 erscheint der Ort als Pfarrei. Sitz der Bürgermeisterei wurde Gillenfeld während der Zeit der französischen Besatzung Ende des 18. Jahrhunderts. Der Ort blieb es auch bis zur Verwaltungsreform in Rheinland-Pfalz. Am 7. November 1970 ging das Amt Gillenfeld offiziell in der neuen Verbandsgemeinde Daun auf. Familie Bollonia prägt mit Maschinen

Prägend für die Wirtschaftsgeschichte des Dorfs war unter anderem die Familie Bollonia, die sich 1911 in Gillenfeld ansiedelte. Das gekaufte Anwesen wurde immer wieder erweitert. Es entstanden Fabrikations- und Werkshallen für Dreschanlagen und andere landwirtschaftliche Maschinen, ein weiteres Standbein war ein Sägewerk. Zeitweise beschäftigte der Betrieb 30 Mitarbeiter, hatte eine eigene Lehrlingswerkstatt und eine eigene Werksküche. Nach dem Zweiten Weltkrieg endete auch die Blütezeit des Betriebs Bollonia. Das endgültige Aus kam am 30. Oktober 1953. Ein weiterer Wirtschaftsfaktor - nicht nur für Gillenfeld, sondern für die ganze Region - war die nach dem Krieg gegründete Schuhfabrik. Paul Konzen, der in der Fabrik eine Lehre als Industriekaufmann machte und im Büro arbeitete, erinnert sich: "In den besten Zeiten bot die Fabrik 180 Arbeitsplätze, hinzu kamen weitere 60 in einem Zweigwerk in Ulmen." Heute redet jeder wie selbstverständlich von Globalisierung. Die Beschäftigten der Schuhfabriken erlebten sie aber schon am eigenen Leib, als der Begriff noch nicht in aller Munde war. Die Produktion wurde mehr und mehr ins Ausland verlagert, und so kam auch für den Gillenfelder Betrieb das Aus. "Im Dezember 1986 war Schluss, die verbleibenden 60 Leute mussten gehen", berichtet Konzen. Auch für ihn ging nach 23 Jahren in der Schuhfabrik ein Kapitel zu Ende. Während heute viele Menschen, die ihre Arbeit verlieren, oftmals geringe Perspektiven auf eine neue Beschäftigung haben, war das vor knapp 20 Jahren noch anders. Der heute 55 Jahre alte Paul Konzen berichtet: "Bis auf wenige Ausnahmen sind fast alle woanders untergekommen. Damals war der Verlust des Arbeitsplatzes noch nicht so dramatisch wie heute." Auch der Fremdenverkehr war stets ein Standbein für Gillenfeld. 1897 schickte ein Gast, der im Hotel Zillgen wohnte, eine Postkarte vom "blauen See", dem Pulvermaar. Genau 100 Jahre später wurde ein ehrgeiziges Projekt in die Tat angegangen: Der Bau des "Marktplatzes Gillenfeld". Die etwas in die Jahre gekommene Ortsmitte sollte aufgemöbelt werden, zudem ein Hotel entstehen, um die Kapazität an Gästebetten deutlich zu erhöhen. Ein privater Investor und die Gemeinde gingen gemeinsam ins Boot, fast 20 Millionen Mark flossen in das Vorhaben. So bekam - wenn auch verbunden mit ständigen Querelen - Gillenfeld ein neues Hotel (mit öffentlich nutzbarem Hallenbad), ein Verkehrsamts- und Gemeindebüro sowie ein neue Ortsmitte.

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