Kirche Eine sehr seltene Darstellung – warum das Altarkreuz in der Dauner Nikolauskirche eine Y-Form hat

Daun · Immer wieder betrachtenswert ist das mächtige Altarkreuz in der Dauner St. Nikolauskirche. Sehr oft stehen Besucher davor und bestaunen dieses christliche Symbol, das in seiner Form selten zu finden ist.

 Der Korpus ist ein Schnitzwerk aus dem 16. Jahrhundert. Er überstand den Bombenangriff auf die Dauner Nikolauskirche im Jahr 1945 unversehrt. Der Trierer Erzbischof und Kurfürsten Johann Hugo von Orsbeck (+ 1711) hatte ihn dereinst dem bedeutenden Dauner Grafengeschlecht geschenkt.

Der Korpus ist ein Schnitzwerk aus dem 16. Jahrhundert. Er überstand den Bombenangriff auf die Dauner Nikolauskirche im Jahr 1945 unversehrt. Der Trierer Erzbischof und Kurfürsten Johann Hugo von Orsbeck (+ 1711) hatte ihn dereinst dem bedeutenden Dauner Grafengeschlecht geschenkt.

Foto: Alois Meyer

Es unterscheidet sich von der üblichen und gewohnten lateinischen Kreuzform. Denn es ist ein Kreuz mit einer Y-Form, ein Gabelkreuz, das imposant und dennoch schlicht hinter dem Altar im Hochchor der Dauner St. Nikolauskirche emporragt. Dieses Kreuz gleicht einem wuchtigen Baum, dessen Äste alle bis auf zwei beschnitten wurden. Es ist kein uraltes Kreuz, hat gerade mal ein Menschenalter erreicht und ist dennoch bereits voller Geschichte.

Kirche im Krieg  zerstört Die einstige barocküberladene  Dauner Nikolauskirche fiel, bis auf die Turmpartie, am 2. Januar 1945 unwiederbringlich Kriegsbomben zum Opfer. Am 2l. August 1949 konnte dann der Neubau feierlich durch den Trierer Weihbischof Heinrich Metzroth eingesegnet werden. Aus Ruinen war ein Gotteshaus in seiner hellen und schlichten Schönheit entstanden, das mit seinem Gabelkreuz begeistert. Die Idee zu diesem Kreuz hatte der damalige Dechant Thomas. Und in sichtbare Realität setzte sie der begabte Alleskönner, Maurer Helmut Mäurer, um. Tagelang suchte er in Wäldern, bis er endlich im Hunert-Wald bei Daun den seiner Vorstellung entsprechenden Baum fand. Geschickt formte er ihn um zum Symbol eines „Lebensbaumes“.

Damit entschied sich Dechant Thomas bewusst gegen mittelalterliche Darstellungen, wonach ein Gabelkreuz, auch Schächerkreuz genannt, nur für Missetäter geltend war. Für ihn war dieses Astkreuz ein sichtbares Symbol für den aus dem Paradies bekannten „Baum der Erkenntnis von Gut und Böse“. Es sollte, Christus stellvertretend, den Betrachter an das Wort der Heiligen Schrift erinnern: „Von einem Baum kam der Tod, von einem Baum kam das Leben.“ Durch Jesus Christus wurde das Kreuz als Zeichen des Unheils und der Sünde zum Zeichen der Hoffnung, des Lebens der Auferstehung und des Sieges über Sünde und Tod.

An den Kreuzesstamm wurde ein Christuskörper befestigt, der aus den Trümmern der zerbombten Kirche geborgen werden konnte. Der Korpus war unversehrt und ist ein Schnitzwerk aus dem 16. Jahrhundert. Der Trierer Erzbischof und Kurfürsten Johann Hugo von Orsbeck (+ 1711) hatte es dereinst dem bedeutenden Dauner Grafengeschlecht geschenkt.

Ein Bild von Golgotha Dieser lebensgroße „ruhige, schöne Körper mit hochgezogener Brust, das Lendentuch rechtsgeknotet und schlicht über den Strick geschlagen“ (Wackenroder) hing bis zur Kirchenzerstörung im Chorjoch der Südwand.

Besonders beeindruckend wirkt das Kreuz, wenn es von zwei seitlichen Deckenlampen angestrahlt wird. Dann entstehen Schatten und im Betrachter unwillkürlich das Bild von Golgotha. Der gekreuzigte Jesus in der Mitte und die beiden mitgekreuzigten Schächer zu seiner linken und rechten Seite.

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