Amüsante Geschichtsstunde

HILLESHEIM. Beispielhafte Verknüpfung von Kultur und Geschichte: Das "Historische Spektakel" mit einer Modenschau aus sieben Jahrhunderten und einer als Theaterstück inszenierten Stadtführung bot einen amüsanten Einblick in die Hillesheimer Geschichte und lockte hunderte Gäste an.

Rund 80, zumeist kostümierte Mitwirkende - darunter auch die Kindertanzgruppe Berndorf und die Trommler des Musikvereins Hillesheim - sorgten für ein "Historisches Spektakel" in Hillesheim. Wieder einmal, denn vor zwei Jahren hatte die Historische Festwoche tausende Besucher in die Beispielstadt gelockt und ihren Ruf als geschichtsträchtiger Ort gefestigt.Erst seit zehn Jahren wieder Stadt

Und auch bei der kleinen Neuauflage - zum zehnten Jahrestag der Wiedererlangung der Stadtrechte - wurden wieder viele Erinnerungen an früher geweckt. Nicht zuletzt dafür dankte Beigeordneter Alois Schmitz den Organisatoren und ihren Mitstreitern, die das Fest mit Ideenreichtum vorbereitet hatten.Für ihre "Spielleute zu Hillesheim", eine im Eifelverein integrierte Theatergruppe, hatte Stadtführerin Felicitas Schulz in wochenlanger Arbeit ein Drehbuch für einen außergewöhnlichen Stadtrundgang geschrieben. Die zahlreichen Gäste waren begeistert von dieser "Open-Air-Erstaufführung", bei der im Altstadtkern Episoden Hillesheimer Geschichte ab der Stadternennung 1376 gekonnt vorgestellt wurde. Viel Beifall gab es für die "Spielleute", die es in ihren historischen Gewändern sowie mit wirkungsvoller Mimik und Gestik verstanden, das große Ereignis der Stadtrechtsverleihung eindrucksvoll darzubieten. Doch auch damaliges soziales Verhalten, den Wahn der Hexenverfolgung, die Wolfsjagd, die Welle der Amerikaauswanderungen, die Franzosenzeit unter Napoleon sowie verschiedene Sitten und Bräuche spielten sie grandios. Das beeindruckte und amüsierte das Publikum. So verkündete der Schultheiß: "Wer stiehlt, wird zum Schlitzohr gemacht, und bestraft wird auch, wer in den Straßen oder der Kirche besoffen angetroffen wird." Und daran hielt man sich und folgte dem Tross der ehrbaren Zunftleute oder der frechen, vorlauten Kräuterweiber zur Stadtmauer, wo die Gruppe "Vestatis - Geschichte des Gewandes" um Roswitha Follmann einen weiteren Rückblick in die Vergangenheit vorbereitet hatte: eine historische Modenschau.Für deren Vorbereitung hatten die Frauen ebenfalls wochenlang in Geschichts- und Modebüchern recherchiert sowie Tag und Nacht genäht. So manches "Ah" und "Oh" war zu hören, als die Mannequins 37 verschiedene Kostüme aus sieben Jahrhunderten auf dem Laufsteg präsentierten.Lars Follmann verstand es hervorragend, dem begeisterten Publikum die Kleider, Gewänder und Umhänge vorzustellen, deren Bedeutung und Zweckmäßigkeit von Kopf bis Fuß zu erklären. Da wechselten sich die Jägerin mit der Wäscherin und die wiederum mit der Näherin ab. Da folgten dem Schankwirt des Mittelalters ein vornehmes Mädchen, ein stolzes Kölner Patrizier-Ehepaar und ein burgundisches Fürstenpaar in farbenprächtigen Stoffen. "Große Frauen der Geschichte" - von Kaiserin Sissy über Nofretete bis zu Königin Elisabeth I. von England - waren ebenfalls zu Gast. Ihre Garderoben hatte die Gruppe nach Originalvorlagen gefertigt. Mit Trommelschlag und passenden historischen Klängen wurde diese umfassende Zeitreise begleitet.Unterhaltsam und lehrreich

Wie die historische Modetruppe freute sich auch der Folklore-Tanzkreis des Katholischen Frauenbundes Hillesheim mit Leiterin Josefine Kordel über verdienten Applaus, denn die Gruppe trug mit ihren gekonnten Beiträgen ebenfalls zum Gelingen des vielseitigen "Historischen Spektakels" bei. Die gut organisierten, unterhaltsamen und lehrreichen Stunden vor historischer Kulisse führten auch dazu, dass so mancher Besucher sich eine Informationsbroschüre der Beispielstadt mitnahm.Einige unter ihnen hatten zum Fest eine persönliche Einladung erhalten: nämlich alle Hillesheimer. Nicht die Bewohner der Eifelstädtchens, sondern diejenigen, die so heißen. Insgesamt 200 dieser Einladungen waren verschickt worden. Und einige waren auch gekommen, wie die fünfköpfige Familie Hillesheim aus Köln. Und die machte sich, wie sie sagte, "mit ganz neuen, wunderbaren Eindrücken" zurück auf die Heimreise. Wiederholt wird das "Historische Spektakel" in Hillesheim am Sonntag, 17. August.