Anerkennung für Onnertz, Applaus für Thiel

Daun · Der eine kommt, der andere geht: Heinz-Peter Thiel (50/parteilos), bisher Chef der Dauner Polizei, ist gestern zum Landrat des Kreises Vulkaneifel ernannt worden. Seinen Dienst tritt er am 1. April an. Der scheidende Landrat Heinz Onnertz (63/parteilos) hat auf eine Bilanz seiner rund 13,5-jährigen Amtszeit verzichtet und dafür lieber vielen Menschen gedankt.

Anerkennung für Onnertz, Applaus für Thiel
Foto: Klaus Kimmling

Es war ein teils wehmütiger, aber auch kurzweiliger Abschied: Landrat Heinz Onnertz (63/parteilos) ist gestern offiziell nach mehr als 13,5 Jahren verabschiedet worden (aber noch bis Monatsende im Dienst). Zudem ist sein Nachfolger Heinz-Peter Thiel (50/parteilos), der seinen Dienst am 1. April aufnimmt, als neuer Landrat des Kreises Vulkaneifel ernannt worden.
Zum Zeremoniell im Rahmen einer öffentlichen Kreistagssitzung sind rund 200 geladene Gäste und Besucher ins Kreishaus nach Daun gekommen - als Festredner der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD). Aber auch etliche Landratskollegen, Vertreter von Behörden, Verbänden, Vereinen, Banken, der Kirchen, von Polizei und Feuerwehr sind der Einladung gefolgt.
Gelöst und locker
Und sie haben einen gelösten, lockeren und gut gelaunten, scheidenden Landrat erlebt. Wenngleich auch etwas Wehmut mitschwang bei den Abschiedsworten von Heinz Onnertz. Vor allem als er als Chef der Kreisverwaltung zu seinen Mitarbeitern gesprochen hat: "Ihr seid eine super Truppe. Da tut der Abschied schon weh." Den großen emotionalen Ausbruch mit Tränen gab es aber nicht bei dem Festakt. Den gab es schon, berichtete Onnertz freimütig, zwei Tage zuvor bei seiner inoffiziellen Abschiedsfeier mit Mitarbeitern und Freunden: "Da hat der Onnertz geheult", sagte er.
Dafür sind in der Kreisverwaltung nach Auskunft einiger Mitarbeiter schon etliche Tränen an diesem Tag geflossen. So sagte denn auch Personalratsvorsitzender Markus Schneider: "Der heutige Anlass, hier reden zu dürfen ist, was den einen Teil der Feier betrifft, alles andere als erfreulich: Lieber Herr Onnertz: Sie waren ein guter, ein menschlicher, ein nahbarer Chef. Einer, der auch schon mal mit Schlappen und Strickweste in ein Mitarbeiterbüro gekommen ist - und dabei nichts an Autorität eingebüßt hat. Im Gegenteil."
Größe hat der Landrat dann auch gezeigt, als er zum einen eingestanden hat "selbst einen gewissen Prozentsatz Schuld zu sein", dass die Stimmung im Kreistag manchmal schlecht war. Und in den Worten, die er an seinen oftmaligen politischen Gegenspieler, den CDU-Fraktionsvorsitzenden Gordon Schnieder, persönlich richtete: "Lieber Gordon, ich würde mich freuen, wenn wir unsere beruflichen Begegnungen nachher mit einem Bier und im Gespräch abschließen. Schön, dass du da bist." Das waren dessen Vorgänger Herbert Schneiders sowie die drei CDU-Verbandsbürgermeister Werner Klöckner (Daun), Matthias Pauly (Gerolstein) und Karl Häfner (Kelberg) urlaubs-, krankheits- oder terminbedingt nicht. Dafür aber die beiden parteilosen Kolleginnen Heike Bohn (Hillesheim) und Diane Schmitz (Obere Kyll), die er vor allem im Hinblick auf die derzeit heiß diskutierte Kommunalreform begrüßte.
Seine letzten offiziellen Worte an diesem Tag kleidete der scheidende Landrat in einen Appell an alle Anwesenden: "Versuchen Sie die Landesregierung dazu zu bringen, dass der Landkreis Vulkaneifel nicht von der Landkarte verschwindet." Lewentz reagierte zwar nicht auf diese Äußerung, hatte Onnertz aber davor bereits attestiert: "Er hat stets für seinen Landkreis gebrannt - und deswegen oft in Mainz auf der Matte gestanden.""Glücksfall für den Kreis"
In die gleiche Kerbe schlug die erste Kreisbeigeordnete Astrid Schmitt (SPD), die als Sitzungsleiterin sowohl die formale Verabschiedung von Onnertz als auch die Ernennung und Vereidigung von Thiel vornahm. Sie sagte: "Für Heinz Onnertz standen immer die Interessen des Landkreises und eben nicht die von Parteien im Vordergrund." Sein größter Verdienst aber sei gewesen: "Er hat mit seiner Offenheit, Menschlichkeit, Verlässlichkeit, Kompetenz, seinem Fleiß und besonders seiner Bürgernähe einen neuen Politikstil eingeführt." Kurzum, so Schmitt: "Heinz Onnertz war ein Glücksfall für diesen Kreis."
Sein Nachfolger Heinz-Peter Thiel griff auch sogleich das Thema Kommunalreform auf. Er sagte in Richtung Lewentz: "2016 besteht der Landkreis 200 Jahre. Zu dieser Feier möchte ich gerne einladen können." Thiels erste Amtshandlung: eine Einladung zum gemeinsamen Imbiss und Umtrunk. Meinung

Eine Chance auf Befriedung Von Mario Hübner Nach mehr als 13,5 Jahren tritt Heinz Onnertz als Landrat des Kreises Vulkaneifel ab. Was wird hängen bleiben? Klar, die Schulen in Kreisträgerschaft wurden grundlegend saniert, die Straßen auf Vordermann gebracht, und: Die Umbenennung in Landkreis Vulkaneifel ist widerstandslos vollzogen und somit eine hohe Identifikationskraft geschaffen worden. Aber viel stärker in Erinnerung bleiben wird, dass Onnertz den Kreis bunter gemacht hat. Mit seiner Wahl 1999 wurde die Einparteienherrschaft der CDU beendet. Das hat die Arbeit im Kreistag zwar nicht leichter gemacht, aber pluralistischer, demokratischer, spannender. Und: Onnertz wurde von einem Großteil der Menschen des Kreises geschätzt, von vielen gar verehrt. Es ist also auch nicht vermessen, ihn als Bürger-Landrat zu bezeichnen.
Und für was wird Heinz-Peter Thiel stehen? Schwer zu sagen. Klar ist jedoch: Er wird alle seine Kraft aufbringen müssen, um nicht als der Landrat in die Geschichte einzugehen, der den Kreis Vulkaneifel abwickeln musste. Und dafür braucht er die Unterstützung aller politischen Kräfte im Kreis. Das birgt zumindest die Chance, dass sich die politische Kultur wieder befriedet.
m.huebner@volksfreund.de

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