Anhaltende Trockenheit: Der Rursee schrumpft gewaltig

Simmerath · Der Wasserspiegel des Rursees (Nordrhein-Westfalen) ist beträchtlich gesunken. Derzeit befinden sich nur 61 Millionen Kubikmeter Wasser im See. Normalerweise sind es um diese Jahreszeit mehr als doppelt so viele. Auch für die Schifffahrt hat dies Folgen.

 Erstaunliche Einblicke bietet derzeit der Rursee: Der im Zuge des Talsperrenabbaus aufgegebene Hilgers-Hof ist wieder sichtbar. Foto: Manfred Hilgers

Erstaunliche Einblicke bietet derzeit der Rursee: Der im Zuge des Talsperrenabbaus aufgegebene Hilgers-Hof ist wieder sichtbar. Foto: Manfred Hilgers

Simmerath. Seit Wochen hat es nicht geregnet. Während sich viele freuen, dass das Schmuddelwetter ausbleibt, machen sich andere, die auf Wasser angewiesen sind, mehr Gedanken. Welche Auswirkungen hat die Trockenheit? "Das ist eine außergewöhnliche Situation", sagt Marcus Seiler vom Talsperrenverband Eifel-Rur (WVER). Derzeit ist der Rursee um die Hälfte geschrumpft. "Normalerweise hätten wir jetzt 125 Millionen Kubikmeter Wasser in der Rurtalsperre. Wir haben aber tatsächlich 61 Millionen." Immer mehr Teile des Ufers werden sichtbar, wodurch neue Gefahren entstehen.
Nur noch halb so viel Wasser



Jüngst musste eine Schülerin von der Feuerwehr aus dem Schlick befreit werden, weil sie im Schlamm zu versinken drohte. Seiler: "Im Uferbereich können sich Tümpel bilden. Und der Boden ist feucht, weil der See noch weiter absinkt. Das kann gefährlich sein, je nachdem, wo man rumläuft." Es gelte das Prinzip der Eigenverantwortung, sagt er. Schließlich habe man zahlreiche Schilder aufgestellt, die vor dem Betreten warnten.
In der Nähe des Badestrands Eschauel kommen die Mauern des Hilgers-Hofs zum Vorschein, der wegen des Talsperrenbaus aufgegeben wurde. Auch jede Menge Unrat ist plötzlich zu sehen. Jüngst wurde in Abstimmung mit dem WVER eine Reinigungsaktion von den Anglern durchgeführt - da kam einiges zusammen.
Besondere Sorgen wegen der Trockenheit macht man sich beim WVER nicht. "Sollte es keine neuen Regen- oder Schneefälle geben, reichen unsere Vorräte fürs ganze nächste Jahr." Der Obersee, der zur Trinkwassergewinnung genutzt wird, sei bis zur Oberkante mit 18 Millionen Kubikmetern Wasser gefüllt. Für die Trinkwasserversorgung werden dort dem See 500 Liter pro Sekunde entnommen. Bei Einruhr fließen aber 700 Liter pro Sekunde hinein. Der Hauptsee, der nicht für die Trinkwasserherstellung genutzt wird, gibt 5000 Liter Wasser pro Sekunde an die Rur ab, auf die die Dürener papierverarbeitende Industrie angewiesen ist. Die Wasserknappheit im Rursee ist nicht der jetzigen Trockenheit geschuldet. Problematisch wurde es bereits im Frühjahr.
Schifffahrt in Winterpause


Während des Winters, als viel Niederschlag fiel, durften die Talsperren nicht komplett gefüllt werden, um Hochwasser-Schutzräume freizuhalten. "Von Februar bis April dürfen wir höher an stauen", so Seiler. Doch da regnete es nicht. "Seit März geben wir mehr Wasser ab, als hineinfließt." Der verregnete Sommer habe daran nichts geändert, das Wasser wurde von der Vegetation aufgenommen.
Waltraud Heuken von der Rurseeschifffahrt KG wirkt nicht beunruhigt. Man müsse zwar die Brücken immer weiter ins Wasser verlegen. Aber derzeit sei die Schifffahrt in der Winterpause. Dennoch kann man am Sonntag noch einmal über den See schippern. Dann finden um 11 und 15 Uhr ab Schwammenauel die Nikolausfahrten statt (Dauer zwei Stunden). Trotz Niedrigwasser kann der gesamte See befahren werden, aussteigen können die Passagiere jedoch nur in Schwammenauel. "Der Nikolaus kommt, er bringt den Kindern Geschenke, und es wird etwas gebastelt", beschreibt Heuken die Seepartie. Für die Landwirtschaft, so der Keldenicher Bauer Christoph Gerden, werde 2011 ein teures Jahr. Schon im Frühjahr sei die Aussaat wegen der Trockenheit schwierig gewesen, auch das Sommergetreide habe darunter gelitten. Schwierig und vor allem teuer werde nun die Futterbereitstellung für das Vieh. Denn dessen Futter für den Winter wird bereits im Frühjahr gemäht und dann in Silos gelagert. Da aber im Frühjahr wenig zu mähen war - "der Grasaufwuchs war etwa ein Drittel geringer", so Gerden - , müssten die Landwirte in großen Mengen Futter zukaufen. red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort