Anlagenbauer wächst und wächst und wächst

Kelberg · Die Firma Rowa, Eifeler Hersteller automatischer Warenlager für Apotheken und einer der größten Arbeitgeber in der Region, hat ein gutes Geschäftsjahr 2012 abgeschlossen. Die Firma, die zum amerikanischen Unternehmen Carefusion gehört, hat sowohl ihren Umsatz als auch die Mitarbeiterzahl weiter erhöht.

 Ein Rowa-Mitarbeiter beim Bau eines Greifers, mit dem später in Apotheken das gewünschte Medikament aus dem Lager geholt und in den Verkaufsbereich befördert wird. Foto: Rowa

Ein Rowa-Mitarbeiter beim Bau eines Greifers, mit dem später in Apotheken das gewünschte Medikament aus dem Lager geholt und in den Verkaufsbereich befördert wird. Foto: Rowa

Kelberg. Seit anderthalb Jahren ist die Firma Rowa, die in der Eifel automatische Warenlager für Apotheken herstellt, nicht mehr selbstständig. Sie gehört dem amerikanischen Unternehmen Carefusion. Ein Deal, den sich die Amerikaner rund 150 Millionen US-Dollar (etwa 105 Millionen Euro) kosten ließen.
Die Befürchtungen, dass damit Eigenständigkeit verloren geht und Jobs wegfallen, sind der Freude über die zusätzlichen Chancen der großen und weltweit agierenden Mutterfirma gewichen. Christian Klas, Geschäftsführer der Rowa-Niederlassung in Kelberg, sagt: "Natürlich sind wir in einigen Bereichen wie Finanzen und Controlling mittlerweile anderen Richtlinien unterworfen, aber wir haben unsere Eigenständigkeit weitgehend behalten. Es wird weiter in Rowa investiert, und unsere Entwicklungsabteilung ist auf 40 Mitarbeiter aufgestockt worden." Bislang waren in diesem Bereich drei Dutzend Mitarbeiter beschäftigt.
Das damals erwartete "Wachstum von jährlich fünf bis zehn Prozent", wie Klas kurz nach der Übernahme prognostizierte, ist zwar bislang nicht ganz eingetreten, dennoch verzeichnet das Unternehmen kontinuierlich Steigerungsraten. So ist der Umsatz im vergangenen Jahr um knapp zwei Prozent auf 65 Millionen Euro geklettert, die Zahl der Mitarbeiter von 350 auf 370 - darunter ein Dutzend Auszubildende.
Und es sind noch 18 Stellen (acht in Kelberg, zehn für den bundesweiten Außendienst) unbesetzt. Klas: "Wir suchen vor allem Elektroingenieure, Softwareentwickler und Fachkräfte für die Anlagensteuerung." Waren es in früheren Jahren vor allem Menschen aus der Vulkaneifel, die bei Rowa gearbeitet haben, so ist der Radius mittlerweile deutlich größer: Die Mitarbeiter kommen aus dem Großraum Bonn, Koblenz, Trier.
Auch die Zahl der Kunden und somit der abgesetzten Automaten ist im vergangenen Jahr gestiegen: erstmals über 4000. Klas: "Wir haben im vergangenen Jahr mehr als 500 Automaten verkauft."
Kunden aus Singapur und Katar


War das Unternehmen aus Kelberg bereits europäischer Marktführer für das automatische Warenhandling in Apotheken und Krankenhäusern, so ist es nun auch weltweit auf Expansionskurs. Mittlerweile werden mehr als 50 Prozent der Anlagen außerhalb Deutschlands geliefert, wo rund 2000 Rowa-Automaten stehen. Die neuesten Kunden stammen aus Singapur und Katar. Da aber erst zwölf Prozent der gut 21 000 Apotheken in Deutschland automatisiert seien, sei auf dem heimischen Markt auch noch "reichlich Luft nach oben", so Klas.
"2012 war für uns ein erfolgreiches und überaus wichtiges Jahr", resümiert der Geschäftsführer und verweist auf zahlreiche Fachmessen auf der ganzen Welt, die Rowa-Carefusion besucht hat. Dort habe man erste Kontakte geknüpft - unter anderem in Dubai, China, Singapur, Australien und den USA. "Wir befinden uns, was die Erschließung neuer Märkte betrifft, noch in der Aufbauphase. Ich bin aber vorsichtig optimistisch, dass wir da auch Fuß fassen werden. Letzten Endes überzeugt unser Produkt dann am stärksten, wenn man es erst einmal live erlebt hat. Da kann kein Video, keine Computerpräsentation mithalten." Aus diesem Grund werden potenzielle Kunden auch immer mal wieder nach Kelberg eingeladen.
Der neueste Trend, auf den Rowa setzt, ist ein Blisterautomat, also eine Maschine, die Tabletten in Aluminium-Klarsicht-Hüllen verpackt - und zwar patientenbezogen. So können beispielsweise die Blutdruck-, die Schmerz- und die Vitamintablette für morgens sowie die Blutdruck- und Schlaftablette für abends bereits vorportioniert verpackt werden. "Das dürfte vor allem für Seniorenheime interessant sein, da dadurch die Fehlerquote einer Falschmedikation deutlich reduziert wird und die Pflegekräfte diese Zeit sparen und ihren Patienten widmen können", sagt Klas.
Extra

1996 diskutierte Rudolf Wagner im Zug, damals Inhaber der WMK-Maschinenbau R. Wagner GmbH & Co. KG, mit einem Apothekerehepaar über die Gesundheitsreform und die Möglichkeiten einer Rationalisierung des Arbeitsprozesses in Apotheken. Die Idee des Rowa-Kommissionierautomaten war geboren. Im Anschluss erfolgte die Gründung der Rowa-Automatisierungssysteme GmbH durch Rudolf Wagner und Markus Willems in Kelberg (Eifel). Ein Jahr später wurde der erste Automat an die Saxonia Apotheke in Dresden verkauft. Bis heute hat das Unternehmen aus Kelberg knapp 4000 Automaten verkauft. Das Unternehmen, das in den 90ern mit zehn Mitarbeitern begann, beschäftigt heute in Kelberg 370 Mitarbeiter, davon knapp ein Dutzend Azubis. 2012 lag der Umsatz bei etwa 65 Millionen Euro. mh

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