Attac will auch Eifel erklimmen

GEROLSTEIN. Kurz vor Gründung einer Eifel-Gruppe steht das Netzwerk der Globalisierungskritiker von Attac. Zwei Dutzend Interessierte nahmen an einem Informationstreffen in Gerolstein teil.

Bevor die neue Gruppe ins Leben gerufen wird, soll es erst noch eine weitere Zusammenkunft geben. Darauf einigten sich die Teilnehmer der Veranstaltung in Gerolstein, bei dem Attac-Mitglied Werner Rätz aus Bonn über das Netzwerk, seine Strukturen, seine Arbeit und Ziele informiert hat. Rätz, der "vor 33 Jahren hier am Gymnasium" das Abitur gemacht hat, erklärte zum Ziel von Attac: "Die Globalisierung verständlich machen, auch und besonders für Nichtökonomen." Doch es gehe nicht nur um die Beschäftigung mit globalen Themen, sondern auch um deren Auswirkungen vor Ort, sagte er und bediente sich der "Riester"-Rente als Anschauungsbeispiel. So gehe das Modell von einer jährlichen Rendite von vier Prozent aus, Experten beziffern laut Rätz die durchschnittliche Verzinsung in den nächsten 120 Jahren mit nur 1,8 Prozent. Rätz' Schlussfolgerung: "Eine Rente, die sich auf Aktien stützt, ist ein enormes Risiko." Insgesamt halte er den Trend, den Einzelnen in seiner Absicherung - gegen Krankheit, Alter, Arbeitslosigkeit - sich selbst zu überlassen, für falsch. "Wir brauchen gesellschaftliche Sicherungssysteme." Zur deren Finanzierung müssten alle Einkommen belastet werden. Die Unternehmen dürften aber nicht nach dem Lohn, den sie zahlten, bemessen werden, sondern nach der Wertschöpfung. Seine Aussage: "Wir haben in Deutschland genügend Reichtum, er ist nur so ungerecht verteilt wie nie", beschreibe auch die globale Problematik. Auf die Frage von Mehmet Fistik aus Esch, was Attac ändern könne, sagt Rätz: "Es geht darum, die Leute zu ermutigen, etwas zu tun, Verantwortung zu übernehmen." Um die Globalisierung und deren Auswüchse, "die uns alle betreffen", zu ändern, sei es aber zunächst einmal notwendig, die wirtschaftlichen Zusammenhänge zu verstehen. Daher werde der Bildungsarbeit hohe Bedeutung beigemessen. Wissen um Wirtschaft ist wichtig

Dass das Wissen um die wirtschaftlichen Zusammenhänge wichtig sei, machte Waltraud Rexrodt aus Daun an einem Beispiel fest: "Da geht man zur Bank und bekommt bestimmte Aktien empfohlen und gefährdet damit möglicherweise seinen eigenen Arbeitsplatz." Über solche Probleme aufzuklären, haben sich die Attacis auf die Fahne geschrieben. In Deutschland gibt es 170 Gruppen, derzeit entsteht alle zwei Wochen eine neue. "Attac dehnt sich in die Fläche aus", machte er den Eifelern Mut, sich zusammen zu schließen. Schließlich sei auf kommunaler Ebene, wo der unmittelbare Kontakt zu den Entscheidungsträgern bestehe, die Arbeit meist rasch von Erfolg gekrönt. "Da ist es relativ leicht, mit guten Ideen Einfluss zu nehmen." Infos erteilen Stefan Barth (06597/4879) und Gudrun Müller (06597/4272).

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