Auch Wiesbaum will die Windkraft

Wiesbaum · Die Bürgerversammlung zum Thema Windkraftanlagen (WKA) ist in Wiesbaum auf enormes Interesse gestoßen. Nicht nur Bürger des Ortes, sondern auch zahlreiche Menschen aus den umliegenden Gemeinden haben an der Diskussion teilgenommen.

Wiesbaum. Vor dem Jugendheim steht ein Windrad. Mitglieder der Initiative "Sturmimwald" haben ein Modell im Maßstab 1:30 aufgebaut, um deutlich zu machen, wie die geplanten, 186 Meter hohen Anlagen die Landschaft verändern werden. Flugblätter werden verteilt, mit denen die Initiative gegen einen "profitorientierten Raubbau an der Natur" protestiert. Drinnen drängen sich rund 200 Menschen - viele müssen mangels Sitzplätzen stehen.
Der erste Beigeordnete Helmut Stuck moderiert die Bürgerversammlung, da Ortsbürgermeister Lothar Schütz aus persönlichen Gründen sein Amt niedergelegt hat (der TV berichtete). Stuck erläutert, wie es in Wiesbaum bis zur Urwahl am 21. August weitergeht: Die Beigeordneten Stuck, Werner Zens und Alfred Mastiaux teilen sich die Aufgaben, bis ein neuer Ortsbürgermeister gefunden ist.
Es folgt der Bericht über die Haushaltslage Wiesbaums, in dem VG-Mitarbeiter Uwe Hochmann bei möglichen Einsparungen das "Ende der Fahnenstange" erreicht sieht. "98 Prozent der Ausgaben sind Umlagen", sagt er. "Da lässt sich nichts einsparen."
Der Finanzbericht wirkt wie eine Steilvorlage für die anschließende Vorstellung des angedachten Windparks Üxheim/Kerpen/Wiesbaum. "Heute fällt hier keine Grundsatzentscheidung", sagt Helmut Stuck. "Der Windpark ist keine beschlossene Sache, die Bürgerversammlung dient dazu, möglichst alle Fragen zur Windenergie zu beantworten und Transparenz herzustellen." Dennoch macht er keinen Hehl daraus, dass er die angedachte Aufstellung von drei WKA im gemeindeeigenen Wald befürwortet. Er sagt: "In Wiesbaum geht nicht mehr viel voran. Die Einnahmen aus der Pacht könnten wir sehr gut gebrauchen."
Die in Wörrstadt bei Mainz ansässige Firma Juwi, die Windkraftanlagen plant und baut, hat bereits eine Potenzialanalyse erstellt, die als geeignete Fläche das Waldgebiet östlich von Wiesbaum ausweist. Dort könnten drei Anlagen aufgestellt werden.
Juwi-Mitarbeiter Oliver Seidel stellt das Projekt vor und erwähnt wiederholt die finanziellen Vorteile, die der Windpark den Gemeinden bringt. Doch viele Bürger haben Sorge, dass die insgesamt 13 geplanten Windräder im Wald die Natur schädigen und die Geräuschentwicklung samt Schattenwurf der 186 Meter hohen Riesen ihre Gesundheit beeinträchtigen.
Misstrauen bei Bürgern


Dazu herrscht Misstrauen, was die angesprochene Transparenz angeht. "Wir haben das Gefühl, dass wir hier über eine längst beschlossene Tatsache diskutieren", sagt ein Bürger. So kommt zum Beispiel die Frage auf, warum und von wem Juwi ins Spiel gebracht wurde. Ein Brief, der dem TV vorliegt, schafft Klarheit: Gemeinderatsmitglied Johannes Pinn hat in seiner Funktion als Vorsitzender der Eifel Energiegenossenschaft "eegon" die Wörrstädter Firma ins Boot geholt. An Gemeinderatssitzungen, die das Thema Windpark Wiesbaum behandeln, wird er aus diesem Grund nicht teilnehmen. Auch die Tatsache, dass VG-Chefin Heike Bohn im Aufsichtsrat der "eegon" sitzt, sorgt bei den Gegnern der Windkraftanlage für Unbehagen. Martin Kleppe und Lars Klubertz von der Initiative "Sturmimwald", sind der Meinung, dass ein ungleiches Kräfteverhältnis vorliegt: "Unsere Ortsbürgermeister verhandeln in diesem Fall mit der Großindustrie - und das können sie nicht."
Insgesamt nutzen die Gegner - wie üblich - viel stärker die Möglichkeit, sich zu Wort zu melden. Dennoch schlägt niemand über die Stränge. Daher meint Moderator Stuck anerkennend: "Es hat mich gefreut, dass die Diskussion sachlich geblieben ist." Für ihn ist aber auch klar: "Es wird keinen Bürgerentscheid zu den Windkraftanlagen geben. Das wird im Ortsgemeinderat entschieden." Der Stadtrat Hillesheim hat aktuell kein Interesse an der Ausweisung einer Vorrangfläche für Windkraftanlagen (WKA). Das ging aus einer aktuellen Diskussion hervor. Stadtbürgermeister Matthias Stein (CDU) hat sich als Gegner zu erkennen gegeben. Er sagt: "Mit mir ist das nicht zu machen. Wir setzen auf Tourismus und müssen auch an unsere Jagdpächter denken, da passt es nicht, wenn wir Anlagen aufstellen lassen." Einige Ratsmitglieder hingegen befürworteten den Vorschlag von Bürgermeisterin Heike Bohn. Sie will überprüfen lassen, wo in der Verbandsgemeinde geeignete Standorte für WKA sind. mh

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