Auf der Suche nach den glaubhaftesten Lösungen

KELBERG-ZERMÜLLEN. Erstmals geht für den Wahlkreis Daun ein Kandidat der Wahlalternative Partei Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG) bei einer Landtagswahl ins Rennen: Michael Stienz aus Kelberg-Zermüllen.

Die ruhige und höfliche Art des großen, schlanken 49-Jährigen fallen sofort auf. Er lässt sich nicht von den achtjährigen Zwillingen Lars und Selina, die von der Chorprobe nach Hause stürmen, aus der Ruhe bringen. Stienz meint mit Blick auf seine Kandidatur: "Ich bin der Einzige in der Familie, der politisch engagiert ist." Er habe sich schon "immer über Politik Gedanken gemacht und im August 2005 der Wahlalternativen Arbeit und soziale Gerechtigkeit angeschlossen". Und zwar aus mehreren Gründen. Altenpfleger Stienz arbeitet seit sechs Jahren in einer Einrichtung im Kreis Ahrweiler. Er sagt: "Ich sehe täglich die Probleme, die Heimbewohner wegen der Gesetzgebung haben. Dafür und auch für Hartz IV bietet die WASG für mich die glaubhaftesten Lösungen." Seit zwei Jahren ist er amtlich bestellter Betreuer für einen behinderten Menschen aus dem Kreis Cochem-Zell. Für den gebürtigen Berliner ist sein soziales Engagement völlig normal: "Schon als Fünfjähriger habe ich die Mauer als ungerecht empfunden. Wahrscheinlich liegt darin der Ursprung für mein soziales Verständnis." Während Selina neben dem Sofa mit der Barbie-Puppe und Lars mit Lego spielen, erzählt ihr Papa aus seinem bewegten Leben. 1989 sei er der Liebe wegen in die Eifel gezogen. Im Haus der Schwiegermutter, im Ortskern vom Kelberger Ortsteil Zermüllen, hat er für die Familie eine gemütliche Wohnung hergerichtet. Helle, naturbelassene Möbel, Holzdecken, eine große Glastür zwischen Wohnzimmer und Küche sowie ein angrenzender Wintergarten schaffen Atmosphäre. An den Wänden hängen viele Kinder- und Hochzeitsfotos. Zwischen Berlin und der Eifel legte Stienz etliche Zwischenstopps ein. Auch berufliche. Aufgewachsen in Norddeutschland, absolvierte er 1972 eine Ausbildung als Landwirt. Nach einigen Jobs als landwirtschaftlicher Lohnunternehmer machte er 1983 seine zweite Ausbildung als Groß- und Außenhandelskaufmann. Allerdings fehlte ihm nach zehn Jahren als Kaufmann "das Menschliche". Als Busfahrer finanzierte er sich daraufhin die Ausbildung zum Altenpfleger. Sein dritter Beruf, jeweils mit Abschluss, ist seit 1997 sein Traumjob. Seine Eltern sind mittlerweile gestorben. Seine vier Geschwister leben in Berlin, der Schweiz und in Südamerika. Stienz fühlt sich wohl in der Eifel. Entspannung findet er, wenn er mit dem Mountainbike durch die Wälder strampelt oder "so ganz nebenbei" einen 20 Jahre alten Geländewagen restauriert. Musik gehört in vielen Facetten zu seinem Leben: "Ich kann etwas Gitarre spielen, singe gerne und mag Musik von Reinhard Mey über die Rolling Stones bis hin zur Klassik." Als Lektüre bevorzugt der WASG-Kandidat Biografien großer Politiker. "Die von Richard von Weizsäcker war bisher eindeutig die interessanteste", resümiert er. Lebhaft wird Stienz, wenn er über Drangsalierungen von Bekannten bei Behördengängen erzählt. "Ungerechtigkeiten und Vorurteile können mich richtig auf die Palme bringen", verrät der scheinbar gelassene Kandidat der Wahlalternative.

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