Auf Gerolsteiner Sehenswürdigkeiten sprießt das Unkraut - Bewohnerin ist sauer

Gerolstein · Die Gerolsteinerin Elisabeth Rieder ist sauer. Seit Jahren sprießt am Juddekirchhof, der keltischen Tempelanlage auf dem Munterley-Plateau, das Unkraut, und niemand tut etwas dagegen. Als der TV nachhört, warum das so ist, kommt endlich Bewegung in die Sache. Es fehlt aber an einem durchgängigen Pflegekonzept für die Gerolsteiner Sehenswürdigkeiten. Daher ist nun ein Krisentreffen anberaumt.

Auf Gerolsteiner Sehenswürdigkeiten sprießt das Unkraut - Bewohnerin ist sauer
Foto: (e_gero )

Dürre Bäumchen erkämpfen sich einen Platz an der Sonne. Er wird ihnen streitig gemacht vom Unkraut, das hier wächst und gedeiht. Disteln und Weidenröschen recken ihre lilafarbenen Köpfchen aus dem Dickicht, hier und da blitzen gelbe Blüten hervor.

In diesem "Dschungel" ist er kaum noch zu erkennen: der Gerolsteiner Juddekirchhof. Die Natur hat sich diesen Ort zurückgeholt. Moos und Kletterpflanzen überwuchern die Mäuerchen der keltischen Tempelanlage auf dem Munterley-Plateau.

Ein Blick in eine Broschüre der Tourist-Information, in der der Besuch wärmstens empfohlen wird, zeichnet ein anderes Bild: Die Wände des kleinen Tempels sind freigeschnitten, die Wiese um das Denkmal gemäht: keine Disteln, kein Moos, keine Weidenröschen. Seitdem dieses Foto aufgenommen wurde, müssen schon Jahre vergangen sein. "Drei oder vier Jahre", wie der Gerolsteiner Hans Eich bestätigt. So lange ist es nämlich her, dass er und drei weitere Mitglieder des Eifelvereins die keltische Kultstätte regelmäßig gepflegt haben.Zuständigkeiten ungeklärt


Zu Anfang waren die Männer noch fast jede Woche dort. Den halben Tag haben sie dann auf dem Plateau zwischen Pelm und Gerolstein verbracht, wie Eich sagt, das Unkraut gezupft und die Wiese gemäht. Später, als es wegen des Alters nicht mehr ging, haben sie zumindest ein- bis zweimal im Jahr dort vorbeigeschaut. Und irgendwann haben sie es dann gar nicht mehr geschafft - Eich ist heute 83, zwei der anderen Helfer sind mittlerweile gestorben.

Damals habe man ihnen gesagt, die Stadt werde sich ab jetzt um den Juddekirchhof kümmern, sagt Eich. Seitdem wuchert das Monument immer weiter zu. Aber irgendjemand müsse sich doch kümmern, findet Elisabeth Rieder, die Gerolstein gerne als "ihr großes Wohnzimmer" bezeichnet. Und sie möge es überhaupt nicht, wenn ihr Wohnzimmer "verlottere". Der TV hat zunächst bei der Tourist-Information nachgehört. Deren Geschäftsführer Hans Peter Böffgen stellt klar: "Wir sind nur für die Pflege der Wanderwege verantwortlich." Und tatsächlich: Der Pfad, der am Juddekirchhof vorbeiführt, ist top in Schuss. Dass die Tempelanlage, die nur wenige Meter abseits davon liegt, sich in einem so verwahrlosten Zustand befindet, hört Böffgen aber offenbar zum ersten Mal: "Sieht es da so aus? Das wusste ich nicht. Dafür ist, glaube ich, die Stadt zuständig oder die Gemeinde Pelm."

Also fragen wir in Gerolstein nach, genauer bei Stadtbürgermeister Friedhelm Bongartz. Der antwortet prompt per E-Mail: "Juddekirchhof ist Sache der TW" - also der Tourismus- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Gerolsteiner Land - der Tourist-Info also … Moment mal: Also ist die Tourist-Info doch nicht nur für die Pflege der Wege zuständig? Es scheint, als wüsste niemand der Verantwortlichen so richtig Bescheid. Ein Einzelfall?
Die Infobroschüre "Erlebnisregion Hillesheimer & Gerolsteiner Land" verspricht von der Löwenburgruine einen "wunderbaren Blick über Gerolstein, die gegenüberliegenden Dolomiten und das Kylltal".Böffgen kündigt Handeln an


Wer sich heute die Mühe macht, auf die Burgruine zu wandern, muss sich auf eine ganz andere Aussicht gefasst machen. Denn Munterley-Plateau und Auberg sieht man nur von ganz speziellen Stellen aus. Ansonsten versperren meterhohe Sträucher und Unkraut die Sicht. Nur an zwei Stellen wurde das dichte Geäst freigeschnitten. Stadtbürgermeister Bongartz teilt mit, dass der Bauhof der Stadt in der Pflicht sei und man gerade ein "neues Pflegekonzept für die Löwenburg" entwickle.

Ein neues Pflegekonzept - das müsse für die ganze Stadt her, findet Böffgen. Er sagt: "Wir merken, dass Feinabstimmung notwendig ist." Das letzte Mal an einem Tisch saßen alle zuständigen Stellen nach seinen Angaben im Jahr 2008 zusammen. Ein erneutes Treffen ist für den 12. September - extra nach den Sommerferien - angesetzt (siehe Extra).

Dem TV gegenüber deutet er an, was er dort vorschlagen wird. "Wir müssen uns auf bestimmte Attraktionen konzentrieren und andere vielleicht aufgeben. Denn die Ressourcen reichen nicht, um alle Sehenswürdigkeiten und Wege zu pflegen", sagt Böffgen. Die Instandhaltung des Juddekirchhofs stehe allerdings nicht zur Disposition. "Das ist ein Denkmal. Da müssen wir was machen."
Und siehe da: Kurz nach dem Anruf des TV kam Bewegung in die Sache. TW-Mitarbeiter Klaus Rademacher mäht bereits seit einigen Tagen den Juddekirchhof, der nun wieder begehbar und ansehnlich ist. Das freut vor allem Elisabeth Rieder, die nun wieder ohne Wut im Bauch hoch zu der keltischen Tempelanlage wandern kann.Meinung

Rasch reagiert: Gut so!
Eine Leserin meldet dem TV einen Missstand. Der geht der Sache auf den Grund (so wie bei dem verwahrlosten Juddekirchhof), hakt bei den Verantwortlichen nach, schafft so erstmals oder nochmals ein Bewusstsein für die Angelegenheit. Und im besten Falle - wie hier tatsächlich geschehen - wird der Missstand nach wenigen Tagen behoben. So soll es sein! Wenn dabei noch herauskommt, dass das Problem grundsätzlich angegangen werden muss und das dann ebenfalls zeitnah geschieht: umso besser! m.huebner@volksfreund.deExtra

Vertreter der Stadt Gerolstein, des städtischen Bauhofes, des städtischen Forstreviers und der Tourist-Information treffen sich nach Auskunft von TW-Geschäftsführer Hans Peter Böffgen am 12. September, um Details zur Pflege und Unterhaltung von Wanderwegen, Radwegen, Mountainbikestrecken, Rastplätzen und sonstigen Einrichtungen wie Schutzhütten, Ruhebänden, Treppen, Brücken, Zäunen und Geländern im Bereich der Kernstadt und den Stadtteilen zu besprechen. Dabei gehe es um mehr als 200 Kilometer zu pflegende Wege und mehr als 100 Punkte mit Infrastruktureinrichtungen. Böffgen betont: "Ich sehe keine ganz gravierenden Defizite. Die meisten Wege und Einrichtungen sind in Ordnung. An einigen, wenigen Stellen könnte der Zustand unstrittig noch besser sein." Dass dem nicht so sei, habe auch mit der unbeständigen Witterung in diesem Jahr zu tun gehabt. Bei Regen könne man eben nicht gut mähen." mh

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