Politik Auf in die heiße Wahlkampfphase!

Gerolstein/Hillesheim/Jünkerath · Fünf Kandidaten wollen Bürgermeister der neuen Verbandsgemeinde Gerolstein werden, sieben Parteien und Gruppierungen drängen in den neuen VG-Rat. Wer das Rennen macht, ist völlig offen.

 Noch ist unklar, wohin die Reise bei der Wahl des Bürgermeisters und Rates der neuen Verbandsgemeinde Gerolstein geht. Die Kandidaten, Parteien und Gruppierungen betreiben aber bereits seit geraumer Zeit mächtig Werbung – so wie an der Hochbrücke in Gerolstein.

Noch ist unklar, wohin die Reise bei der Wahl des Bürgermeisters und Rates der neuen Verbandsgemeinde Gerolstein geht. Die Kandidaten, Parteien und Gruppierungen betreiben aber bereits seit geraumer Zeit mächtig Werbung – so wie an der Hochbrücke in Gerolstein.

Foto: TV/Mario Hübner

Noch gut eine Woche bis zur Wahl am Sonntag, 21. Oktober, bei der nicht nur der Bürgermeister, sondern auch das Kommunalparlament der neuen Verbandsgemeinde (VG) Gerolstein bestimmt wird. Sie setzt sich bekanntlich aus den heutigen VGen Gerolstein, Hillesheim und Obere Kyll zusammenund geht am 1. Januar 2019 an den Start.Hier eine Einschätzung:

Bürgermeisterwahl: Da keiner der Amtsinhaber der drei Verbandsgemeinden Gerolstein, Hillesheim, Obere Kyll antritt, ist völlig offen, wer Bürgermeister wird. Sowohl Matthias Pauly, Beauftragter und zuvor langjähriger Bürgermeister der VG Gerolstein hat seinen Verzicht auf eine Kandidatur erklärt wie auch seine beiden Amtskollegen als Beauftragte Bernhard Jüngling (Hillesheim) und Arno Fasen (Jünkerath). Und für die beiden ehemaligen Bürgermeisterinnen Heike Bohn (Hillesheim) und Diane Schmitz (Obere Kyll) war die Amtszeit schon Ende 2017 beendet, sie haben sich damit von der kommunalpolitischen Bühne verabschiedet.

Einen klaren Favoriten gibt es also nicht. Den höchsten Bekanntheitsgrad hat der freie Bewerber Hans-Peter Böffgen (53), der als langjähriger Geschäftsführer der Tourismus- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (TW) Gerolsteiner Land und als Vorsitzender des mitgliederstarken SV Gerolstein viele Bürger sowie Vertreter von Firmen, Institutionen und Vereinen kennt. Er wird offiziell „nur“ von der SPD unterstützt.

Einen Promi-Bonus hat auch Dietmar Johnen, der bereits für die Grünen im rheinland-pfäzischen Landtag saß und seit einigen Jahren bereits die Geschicke der Partei in Kreis und Kreistag leitet.

Für Gerald Schmitz wiederum spricht, dass er schon einmal im Stadt- und VG-Rat von Gerolstein saß und für die CDU antritt und somit die in der Region mit Abstand stärkste politische Kraft (mit den meisten Mitgliedern) im Rücken hat. Die Bekanntheit des freien Bewerbers Hans-Jürgen Breuer beschränkt sich weitgehend auf die Obere Kyll, wo der ehemalige CDU-Mann zehn Jahre lang Ortsbürgermeister von Hallschlag war und 2014 die „Liste Bürgerwille“ gründete, die sich für einen Anschluss der Oberen Kyll ans Prümer Land starkmachte. Wie viele Stimmen, vor allem aus der Oberen Kyll und von denjenigen, die sich zu den Fusionsverlierern zählen, er auf sich vereinen wird, ist eine der großen Fragen.

Als Außenseiter geht FDP-Kandidat Martin Gräf (31) aus Daun ins Rennen, der zuvor gar nicht politisch in Erscheinung getretenen war. Da es keinen klaren Favoriten gibt, rechnen die meisten Beobachter der politischen Szene angesichts von fünf Bewerbern mit einer Stichwahl, die zwei Wochen später (am 4. November) sein wird.

Historie: Aber es kann auch alles anders kommen: Man erinnere sich an die Bürgermeisterwahl in Gerolstein 2001, als ein Nachfolger für Adolf Rodermann (CDU) gesucht wurde. Da traten drei Kandidaten an: Der bekannte und daher favorisierte damalige Gerolsteiner Stadtbürgermeister Georg Linnerth (SPD), der langjährige Bauamts- und Büroleiter im Rathaus Gerolstein, Klaus Jansen, der sich allerdings wegen seiner Nichtnominierung mit „seiner“ CDU überworfen hatte und als freier Kandidat antrat. Und Matthias Pauly, als CDU-Kandidat von außerhalb. Der schaffte, was von niemandem erwartet wurde, den Durchmarsch im ersten Wahlgang und sorgte somit für eine Riesenüberraschung.

Proporz: Ein paar Dinge sind diesmal – bei der Wahl des Bürgermeisters und des neuen Verbandsgemeinderats – allerdings klar: Da die fünf Bürgermeisterkandidaten allesamt Männer sind, wird definitiv ein Mann den Chefposten der neuen VG Gerolstein einnehmen. Vorbei also die Zeit, als die Verbandsgemeinden im Oberen Kylltall – in Hillesheim und an der Oberen Kyll – mehrheitlich von Frauen regiert wurden. Die neue VG wird mit rund 31 000 Einwohnern, zwei Städten und 36 Ortsgemeinden und einer Fläche von rund 455 Quadratkilometern die größte VG im Kreis Vulkaneifel sein.

Apropos Frauen: Schaut man sich die Bewerberlisten der sieben Parteien und Gruppierungen an, fällt auf, dass Frauen deutlich in der Minderheit sind. Die Grünen sind da die Ausnahme, wo 18 der 35 Bewerber (52 Prozent) Frauen sind. Ansonsten liegt der Frauenanteil darunter: FDP (39 Prozent), Wählergruppe Sturm im Wald (29 Prozent), SPD (25 Prozent), FWG (23 Prozent), CDU (15 Prozent) und Wählergruppe Bürgerliste Bürgerwille (13 Prozent). Immerhin führen mit Karin Pinn (FWG) und Gudrun Will (FDP) zwei Kandidatinnen jeweils ihre Liste an.

Hingegen wurde bei den Listenaufstellungen – mit Ausnahme der beiden Wählergruppen, die bislang nur jeweils lokal eine Rolle gespielt haben – stark auf die regionale Verteilung geachtet. Schließlich will man für die gesamte Region da sein – und auch von überall Stimmen erhalten.

VG-Ratswahl: Es ist sicher, dass der neue VG-Rat mit 40 Sitzen deutlich größer (Gerolstein bislang 28 Sitze, Hillesheim und die Obere Kyll bislang jeweils 24 Sitze) wird und vermutlich auch bunter. Denn wo sich bislang vier (Hillesheim) bis fünf Gruppierungen (Gerolstein, Obere Kyll) tummeln, drängen nun sieben Parteien und Gruppierungen in den neuen Rat. Das sind neben CDU, SPD, FDP, Grünen und FWG auch die beiden Wählergruppen „Bürgerliste Bürgerwille“ und „Sturm im Wald“.

Die Notwendigkeit, über Parteigrenzen hinweg Kompromisse zu schließen, wird künftig also noch größer sein als bisher.

Der Trierische Volksfreund veranstaltet am Dienstag, 16. Oktober, ab 19 Uhr in der Stadthalle Rondell in Gerolstein ein Forum zur anstehenden Bürgermeisterwahl. Dabei stellen sich die fünf Kandidaten den Fragen der Moderatoren und des Publikums. Der Eintritt ist frei.

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