Auf Qualität und eigene Leute setzen

Gerolsteiner in aller Munde: Gewerkschafter aus der gesamten Getränke-Branche raten dem Gerolsteiner Brunnen, auf Qualität und die eigenen Leute, statt auf umfangreichen Jobabbau und Aufgliederungen zu setzen.

Gerolstein/Birgel. (mh) Die geplanten Stellenstreichungen und Ausgliederungen von Firmenteilen beim Gerolsteiner Brunnen, die nach Einschätzung von Betriebsrat und Gewerkschaft bis zu 300 Jobs kosten könnten (der TV berichtete), waren nicht nur innerhalb der Belegschaft, sondern auch bei einer Zusammenkunft von Gewerkschaftsvertretern und Betriebsräten aus der bundesweiten Getränkebranche in Birgel das beherrschende Thema.

So sagte der stellvertretende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Claus-Harald Güster: "Es ist bei Gerolsteiner wie vielfach anderswo: Unter dem Deckmäntelchen der aktuellen Wirtschaftskrise wird versucht, hausgemachte Probleme zu bereinigen."

Es gebe aber keine generelle Betroffenheit der Branche. Güster sagte: "Ich schätze die Lage so ein, dass Gerolsteiner zu 75 Prozent mit eigenem Management-Versagen und nur zu 25 Prozent mit äußeren Einflüssen zu kämpfen hat."

Auslagerungen sind "total veraltetes Denken"



Das Vorhaben, zusätzlich zu geplanten Stellenstreichungen in großem Stil Betriebsteile auszulagern, nennt er "total veraltetes Denken". Nicht nur für die Mitarbeiter der betroffenen Abteilungen, die, falls sie übernommen würden, in der Regel zu deutlich schlechteren Konditionen arbeiten müssten, sondern auch fürs Unternehmen rechne sich das so genannte "Outsourcing" meist nicht.

"Ist das Know-How erst einmal verkauft, muss man es sich später meist wieder teuer einkaufen, weil die Leistung nicht stimmt." Viele Unternehmen hätten diese schmerzvolle Erfahrung gemacht und würden nun mit viel Geld das Wissen wieder zurückkaufen.

Das bestätigte Joachim Siepen, Betriebsratsvorsitzender von Gerolsteiner-Mitbewerber Apollinaris. Er sagte: "Was man mit eigenen Leuten bewerkstelligen kann, ist immer besser. Bei Ausgliederungen kommen die richtig dicken Rechnungen zwar immer erst später, aber sie kommen. Denn vor allem der Service leidet. Und das merkt der Kunde. Ist der nicht mehr zufrieden und springt ab, wird es teuer."

So sei 2003 bei Apollinaris die Innenlogistik (Staplerfahrer) wieder eingekauft worden, "weil die ja direkt mit den Kunden in Kontakt kommen und daher die ersten Repräsentanten des Unternehmens sind", berichtete Siepen. Gleiches gelte für den Außendienst und die LKW-Fahrer.

Als langjähriger Branchenkenner ist er daher der Auffassung: "Gerolsteiner würde gut daran tun, weiter auf Qualität zu setzen, schließlich ist es nach wie vor eine starke Marke und hat sich nie aus den Top-Ten verabschiedet." Das sieht auch NGG-Mann Güster so, der gerade deshalb meint: "Outsourcing passt aber gerade nicht zu diesem Qualitätsgedanken. Vielmehr sollte man seine Mitarbeiter schulen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort