Auferstehung der Eichenbalken

Sichtbarer Baufortschritt: Das denkmalgeschützte alte Fachwerkhaus, das Christian Engels direkt neben dem von ihm betriebenen Kreisheimatmuseum wieder aufbaut, wächst Balken für Balken - und zieht Interessierte an.

Gerolstein. Es tut sich was auf Sarresdorf: Nachdem die von vielen als Störfaktor angesehene Tankstelle gegenüber der Erlöserkirche verschwunden ist (der TV berichtete), aus dem verwahrlosten und ungenutzten Spielplatz ein ordentlicher (Bus)-Parkplatz für die Kirchenbesucher wurde, und im Areal hinter dem Kreisheimatmuseum eine Bauschule eingezogen ist, wird nun auch der Baufortschritt an der unmittelbar angrenzenden Baustelle deutlich sichtbar: Christian Engels (60), Besitzer des Kreisheimatmuseums und der Oberburg Lissingen, baut seit rund drei Wochen ein denkmalgeschütztes, rund 260 Jahre altes Fachwerkhaus wieder auf. Und erhält es so für die Nachwelt. Denn das Haus, das in Retterath (Verbandsgemeinde Kelberg) stand, wäre ansonsten platt gemacht worden. "Ich will die Historie erhalten, wo es geht", sagt Engels. Das sind keine leeren Worte. "In den vergangenen 30 Jahren haben wir zwölf Denkmäler gerettet." Er und seine Frau Christa. Auch dieses Projekt bezahlt Engels komplett aus der eigenen Tasche.

"Ich kriege dafür keinen Cent. Es ist unser Hobby", sagt der 60-Jährige. Und in der Regel legt Engels, der gelernter Schreiner und Schlosser ist ("Den Rest habe ich mir selbst beigebracht"), alleine Hand an.

Es sei aber auch schon vorgekommen, dass eine Firma mit Kranwagen angehalten und ihm angeboten habe, einen Firstbalken aufs Dach zu legen. "Das ist natürlich eine tolle Sache", sagt Engels, der sich ohnehin über das große Interesse an seiner Arbeit freut. "Es bleiben schon öfter Leute stehen und schauen mir zu, und ich hatte auch schon Kindergartengruppen zu Besuch, was mich natürlich besonders freut."

Engels hat bereits weitere Pläne: Zum einen will er ein Fachwerkhaus aus Demerath in unmittelbarer Nähe wieder aufbauen, dem das gleiche Schicksal wie dem Retterather Haus gedroht hat, zum anderen will er noch ein kleines Backhaus auf der "Museumsinsel" schaffen und in Betrieb nehmen. "Damit möchte ich vor allem Kindergartengruppen und Schulklassen ansprechen, denn den Kindern muss man schon etwas bieten, wenn man ihnen Geschichte näherbringen will. Da muss was los sein." Und im fertigen Fachwerkhaus will er möglicherweise ein kleines Café eröffnen. Aber das ist noch Zukunftsmusik.

Familie Engels ist unter Telefon 0162/8643945 zu erreichen. Sie sucht noch Eichenbalken, Fenster und Treppen, um marode Teile zu ersetzen.

Meinung

Vorbildlich

Das Bemühen von Christian Engels, alte Gebäude zu erhalten, indem er sie aufkauft und an anderer Stelle wieder aufbaut, und so die historische Bausubstanz vor dem Verschwinden rettet, ist vorbildlich. Selbst wenn man das als Hobby eines Wohlhabenden oder Profilierungsgehabe abtun will und er die Häuser möglicherweise zu einem Spottpreis bekommt, so bleibt unter dem Strich festzuhalten: Engels macht das alles mit seinem Geld, er gibt dafür keine Steuergelder aus. Und noch besser: Er erhält diese Zeugnisse der Geschichte nicht nur, sondern macht sie auch der Öffentlichkeit und besonders Kindern zugänglich. Ein in vielen Belangen zu begrüßendes Engagement. Und eines, an dem sich so mancher, der sich das auch leisten könnte, ein Bespiel nehmen sollte. m.huebner@volksfreund.de

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