Aufgestellt und rausgekegelt

GEROLSTEIN. Knapp sechs Jahre nach Gründung steht die Unabhängige Wählergemeinschaft für Gerolstein und die Stadtteile (UWG) vor einer existenziellen Zerreißprobe. Ex-Frontmann Heribert Schmitz unterlag bei der Wahl um den Vorsitz Klaus Reinert.

Die Gruppe ist in zwei Lager gespalten. Denkbar knapp ging die Wahl um den Vorsitz der UWG aus: Nachdem im Vorfeld klar war, dass
Vorsitzender Winfried Reuter nicht mehr antritt, weil er sich auf sein Stadtratsmandat und die Ausschussarbeit konzentrieren will, war das Rennen eröffnet. Gründungsmitglied Klaus Reinert (56) berichtet: „Wir wollten die Frage um den Vorsitz im Vorfeld abklären, doch dabei haben sich zwei Gruppierungen herauskristallisiert.“ Die Gruppe um ihn und die um den Ex-Frontmann Heribert Schmitz (66) aus Müllenborn. Der sieht die Entwicklung anders: „Ich hatte zunächst angekündigt, nicht mehr für den Vorstand zur Verfügung zu stehen, als aber klar wurde, dass Reinert interessiert ist, war für mich klar:
Jeder, aber nicht der. Also bin ich doch angetreten.“ Letztlich lief alles auf die turnusmäßige Wahlversammlung hinaus. Lediglich der Moderation des scheidenden Vorsitzenden Winfried Reuter sei es zu verdanken gewesen, dass es keine größeren Turbulenzen gegeben habe. Letztlich setzte sich Reinert mit zehn zu acht Stimmen gegen Schmitz durch.

Der Unterlegene gibt als Erklärung für sein Scheitern an, „dass einige der Schmitz-Leute krank waren und daher nicht kommen konnten – als Abkehr von mir ist das aber nicht zu verstehen.“ Er jedenfalls habe sich – das sagte er auf TV -Nachfrage – nichts vorzuwerfen, was den derzeit desolaten Zustand der UWG betreffe. Und auch von einer Spaltung spricht Schmitz nicht, „Spannung zwischen den beiden Seiten ist aber schon da“. Der neue Vorsitzende wiederum macht das Ex-Stadtrats- und somit auch -Vorstandsmitglied Schmitz, der zudem Ortsvorsteher von Müllenborn ist, mitverantwortlich für die verhinderte Fortentwicklung der Gruppe.

In der Tat haben viele Beobachter der politischen Szene Gerolsteins der UWG bei der Kommunalwahl einen Zuwachs an Mandaten zugetraut. Es blieb aber bei den zwei Stadtratssitzen. Drei Punkte führt Reinert an: Erstens habe die Konfrontation von Heribert Schmitz gegen Alexandra Jansen in Müllenborn mit zur Gründung der Wählergruppe Jansen geführt. Reinert: „Das hat die UWG mehr als 1100 Stimmen gekostet.“ Zweitens seien Mitglieder wie Ulla Murra von der Schmitz-Fraktion aus der Gruppe herausgeekelt worden, was wiederum Stimmen gekostet habe. Drittens hätten diese internen Querelen verhindert, dass sich die UWG nicht um Sachthemen gekümmert habe, was wiederum erst das Aufkommen und den Erfolg einer weiteren Gruppierung – der WG Möller – ermöglicht habe. Die hat auf Anhieb knapp 7000 Stimmen und drei Sitze im Stadtrat erzielt. „Nur deshalb sind wir am dritten und vielleicht auch vierten Mandat vorbeigeschlittert“, meint Reinert und fügt hinzu, dass er das bereits bei der Analyse des Kommunalwahlergebnisses vorgebracht habe – was so manchem in der UWG nicht gefallen habe.

Eine Versöhnung zwischen den beiden Lagern und deren Protagonisten gab es bis heute nicht. Reinert sagt: „Auf einen Gratulations-Händedruck nach meiner Wahl hat er (Schmitz, Anmerkung der Redaktion) verzichtet.“ Bis dato ist Schmitz – der immer noch UWG-Mitglied ist und das auch die nächste Zeit bleiben will – nicht gut auf den neuen Vorsitzenden zu sprechen. Gründe für seine Abneigung aber nennt er gegenüber dem TV nicht. Er sagt lediglich: „Ich traue ihm nicht viel zu.“ In seine Kritik schließt er zugleich die bisherige Führungsriege um Winfried Reuter mit ein. „Reinert wird wohl genau so viel zustande bringen, wie sein Vorgänger auch. Aber das war nie genug, denn es fehlte stets Eigeninitiative“, sagt der Ex-Vorsitzende Schmitz, der sich und Ottfried Reichle als die „eigentlichen Gründungsväter der UWG“ ansieht. Der neue Vorsitzende weiß, was nun die wichtigsten Aufgaben sind: „Wieder Ruhe einkehren lassen, Überzeugungsarbeit leisten – kurzum: Wieder miteinander, statt übereinander reden.“

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