Aus Angst um die Tochter zur Latte gegriffen

DAUN. (vog) Eine 16-Jährige zeigte ihren Vater wegen Körperverletzung an, weil er sie mit einer Holzlatte verprügelt hatte. Das Verfahren gegen den 50-Jährigen wurde gegen die Auflage eingestellt, dass er sich beim Jugendamt "klärenden Erziehungsgesprächen" stellt.

"Es tut mir Leid, dass ich ausgerastet bin", erklärt der Landwirt und KFZ-Mechaniker aus der Verbandsgemeinde Daun beim Prozess am Amtsgericht. Staatsanwalt Klaus Pallien warf dem vierfachen Vater vor, vor einem Jahr seine damals 16-jährige Tochter mit der Holzlatte eines Lattenrostes auf Bauch und Rücken geschlagen zu haben, weil sie ihr Zimmer nicht aufräumen wollte. Das Mädchen ist nicht als Zeugin zur Verhandlung geladen worden. Der Angeklagte erzählt vor Gericht die Vorgeschichte, wonach er quasi mit dem Rücken zur Wand stand und Angst um seine Tochter hatte. Der 50-Jährige sagt: "Sie war damals öfters abends nicht wie vereinbart nach Hause gekommen, und ich vermutete, dass sie schlechten Umgang hatte." Im Streit mit der Gymnasiastin habe dann ein Wort das andere ergeben. Der Angeklagte bedauert während der Erklärungen mehrmals sein Verhalten und beteuert: "Ich will nicht, dass meine Kinder auf die schiefe Bahn kommen." Es wird spürbar, dass er nicht aus Machtgehabe und rigidem "Züchtigungsgedanken" heraus zugeschlagen hat, sondern aus Hilflosigkeit. Die mittlerweile 17-jährige Gymnasiastin lebt nach wie vor in der Familie. Der Angeklagte sagt: "Wir kommen zurecht. Sie hatte damals auch angenommen, wir hätten sie nicht so lieb wie die anderen." Verteidiger Bernd Leif beantragt, das Verfahren einzustellen und damit den Widerspruch gegen den Strafbefehl über 1800 Euro anzunehmen. Der Angeklagte ist nicht wegen ähnlicher Delikte vorbestraft, zeigt Reue und ist einsichtig. Staatsanwaltschaft und Gericht lenken ein. Das Verfahren wird gegen die Auflage, dass sich der 50-Jährige beim Jugendamt "klärenden Erziehungsgesprächen" stellt, vorläufig eingestellt. Richter Hans Schrot gibt dem vierfachen Vater mit auf den Weg: "Ich gehe davon aus, dass Ähnliches nicht mehr passiert. Das Verfahren ist erst endgültig vom Tisch, wenn Sie tatsächlich die Gespräche beim Jugendamt geführt haben."

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