Aus Baugrube wird Platz zum Verweilen

Am ehemaligen Dehren-Haus in der Gerolsteiner Altstadt wird für 72 000 Euro ein Platz gebaut. Die Arbeiten werden voraussichtlich zwei Monate dauern. Ob der Platz bewirtet wird, ist aber noch unklar. Auf jeden Fall ist das Areal historisch bedeutend, da es als Entstehungskern der Brunnenstadt gilt.

 Heinz Christen (links) vom Planungsbüro Max & Reißner und Bauunternehmer Reiner Schönecker beschäftigen sich mit Details zum Aufbau des Platzes am ehemaligen Dehren-Haus in der Gerolsteiner Altstadt. Die rote Linie markiert den Verlauf des Platzes. Das Areal dahinter wird Straße, damit der Kurvenradius für Busverkehr größer wird. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Heinz Christen (links) vom Planungsbüro Max & Reißner und Bauunternehmer Reiner Schönecker beschäftigen sich mit Details zum Aufbau des Platzes am ehemaligen Dehren-Haus in der Gerolsteiner Altstadt. Die rote Linie markiert den Verlauf des Platzes. Das Areal dahinter wird Straße, damit der Kurvenradius für Busverkehr größer wird. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Gerolstein. Vor exakt einem Jahr wurde das ehemalige Dehren-Haus abgerissen. Danach wurde beraten und geplant und wieder beraten und geplant.

Der lange Winter verzögerte zusätzlich den Ausbau. Zunächst wurden die Arbeiten an den Mauern des angrenzenden "Koch-Hauses" erledigt (der TV berichtete mehrmals). Anfang dieser Woche begann schließlich Bauunternehmer Rainer Schönecker mit dem Ausbau des Platzes.

Hohe Lärmbelästigung für die Anwohner



Doch direkt nach dem Start "tauchten" die ersten Probleme auf: Unmittelbar unter dem Bürgersteig-Belag blockiert ein großer Felsbrocken den Ausbau. Schönecker: "Der muss mindestens 60 Zentimeter tief wegge-stemmt werden. Das sind zwei Tage Arbeit und leider hohe Lärmbelastungen für die Anwohner."

Der Unternehmer schätzt die Bauzeit auf zwei Monate. Danach soll ein 90 Quadratmeter großer Platz an der Gabelung Haupt- und Mühlenstraße zum Verweilen einladen. In Richtung Mühlenstraße wird die aktuelle Baustelle, an der Kante des Koch-Hauses, um 1,50 Meter verbreitert. An dieser tiefsten Stelle wird die Stützmauer 2,40 Meter hoch sein.

Die Stützmauer verläuft entlang der Straßengabelung in einem engeren Radius als die bisherige Straßenführung. Dadurch kann die Kurve verbreitert werden. Die dadurch entstehende "Baugrube" wird bis zur ersten Reihe des Blendmauerwerks am Koch-Haus mit Lava aufgefüllt.

Planer Heinz Christen erklärt: "Auch der hohe Bordstein kommt weg. Der Pflasterbelag des neuen Platzes geht in die Straßenrinne über, so dass Rollstuhlfahrer oder Senioren mit Gehhilfen den Platz gut erreichen können."

Auf der Seite zur Hauptstraße hin (Richtung Normaluhr) wird der Höhenunterschied mit drei Stufen ausgeglichen. Auf die Stützmauer zur Mühlenstraße hin werden in gleichen Abständen Pfeiler gemauert. Dazwischen kommen Geländer-Elemente aus Metall. Pfeiler und Stützmauer werden mit Grauwacke-Steinen verblendet. Der Platz wird mit Basaltpflaster ausgelegt.

Eine ursprünglich an der Seite der Mühlenstraße geplante Treppe mit 18 Stufen wird nicht gebaut. Doro Koch, Wirtin der angrenzenden Kneipe Westtorschmiede, hatte sich gegen eine permanente Bewirtung des Platzes ausgesprochen.

Begründung: zu mühsam, nicht lukrativ genug. Jetzt sollen mit weiteren Gastronomen (Pizzeria, Bistro) aus der näheren Umgebung Gespräche wegen der Bewirtung auf dem Platz geführt werden.

Durch die neue Planungen entsteht ein "Platz zum Verweilen, ohne Durchgangsverkehr, der zwangsläufig mit der großen Treppe einher gegangen wäre", resümiert der Planer. Da diese Treppe im Auftrag über 72 000 Euro enthalten war, könnten die daraus gesparten Kosten für den Mehraufwand durch die Felsarbeiten gegen gerechnet werden, meint Schönecker. Die Kosten sollen zu 70 Prozent aus dem Topf der Altstadtsanierung bezuschusst werden. EXTRA Über die Planung, die jetzt festgelegt wurde, freut sich Karl-Heinz Böffgen, Gerolsteins Historiker und pensionierter Architekt. Er sagt: "Die halbrunde Mauer spiegelt den Bastion-Charakter wider, und vielleicht bleiben ein paar Euro für die Andeutung eines Wehrgangs oder Stadttors übrig." Das Areal sei historisch bedeutend, weil dort 1336 mit dem Bau der Stadtmauer begonnen wurde. Ein kleiner Rest ist nur noch an einem Privathaus in der Nähe erhalten. Böffgen: "Von da aus wurde Gerolstein zur Stadt ausgebaut." Der Platz, bereits ab Mitte der Fußgängerzone sichtbar, könnte mit Fahnen und Hinweistafeln gekennzeichnet werden. (vog)

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