Aus dem Friedensbrunnen soll wieder Wasser fließen

Daun · Fast jeder kennt ihn, aber nur wenige wissen, warum neben dem Eifel-Vulkanmuseum ein Brunnen steht. Er erinnert an einen Besuch von Kaiser Wilhelm II. und auch daran, dass sich Daun nach langem Streit an frischem Leitungswasser erfreuen durfte.

 Der Friedensbrunnen, 1911 als Kaiserbrunnen eingeweiht, ist immer noch ein beliebter Anlaufpunkt in Daun. Geht es nach dem Eifelverein, soll bald wieder Wasser aus dem Brunnen fließen. TV-Foto: Stephan Sartoris

Der Friedensbrunnen, 1911 als Kaiserbrunnen eingeweiht, ist immer noch ein beliebter Anlaufpunkt in Daun. Geht es nach dem Eifelverein, soll bald wieder Wasser aus dem Brunnen fließen. TV-Foto: Stephan Sartoris

Daun. Freitag, 20. Oktober: In der Kreisstadt Daun hat sich der Landrat auf höchsten Besuch vorbereitet. Dem Gast aus Berlin widmet er Worte des Dankes: "Eurer Majestät huldvollen Fürsorge verdankt Daun seine Wasserversorgung. Des zum Zeichen setzen wir diesen Stein. Dass Eure Majestät Allergnädigst geruht haben, diese schlichte Huldigung heute hier entgegenzunehmen, erfüllt uns mit glühender Begeisterung und tiefsinniger Dankbarkeit. Diese Gefühle verkörpern sich in dem Jubelrufe: Seine Majestät unser Allergnädigster Kaiser, König und Herr, unser treusorgender Landesvater hurra, hurra, hurra!"
Das Zitat macht klar: Hier war nicht der aktuelle Landrat Onnertz am Werk, sondern sein Vorgänger Weismüller, der vor einem Jahrhundert an der Spitze des Kreises stand.
Vor 100 Jahren, am 20. Oktober 1911, wurde in Daun ein Denkmal eingeweiht, das Geschichte dokumentiert: der Kaiserbrunnen am alten Landratsamt in der Leopoldstraße. Er erinnert nicht nur an den Besuch des Kaisers Wilhelm II., sondern auch daran, dass die Kreisstadt nach langem Zank und Streit sich endlich an frischem Leitungswasser erfreuen durfte.
Denn der Regent hatte es 1908 ermöglicht, dass Daun eine zentrale Wasserleitung bekam. Und auf die war die rasch anwachsende Kreisstadt dringend angewiesen. Die wenigen Brunnen konnten Bürger und Tiere kaum mehr versorgen, erst recht nicht in warmen Sommern.
Widerstand in den Dörfern


Bei der Suche nach geeigneten und starken Quellen wurde man in Steinborn und Waldkönigen fündig. Diese nach Daun zu leiten, war eine technisch und finanziell leicht lösbare Aufgabe. Doch mit Vehemenz wehrten sich die beiden - damals eigenständigen - Orte, Grundstücke zu verkaufen oder den Daunern Teile des Quellwassers zu überlassen.
Es kam zu Streitereien, und Daun beantragte 1905 und 1906 ein Enteignungsrecht für eine Wasserleitungsquelle. Doch die Entscheidung ließ lange auf sich warten.
Anlässlich eines Besuches des Kaisers am 20. Oktober 1906 überzeugten ihn Landrat Weismüller, Stadtbürgermeister Hölzer und der Rat der Stadt von der Notwendigkeit einer Wasserleitung und berichteten von den Problemen. Wilhelm II. setzte sich darauf persönlich ein, und nun ging es rasch. Mitte 1908 konnten die Dauner zum ersten Mal frisches Wasser aus dem Kranen laufen lassen. "Dem Kaiser sei Dank! Sichtbarer Dank, verewigt in Form eines Brunnens!", schlug der Landrat vor. Den Entwurf genehmigte der Kaiser persönlich ("Ja. W.R. 28.1.1911"), umgesetzt wurde er vom Kölner Bildhauer Wilhelm Fassbinder.
Einen Kaiser gibt es schon seit 1918 nicht mehr, der Brunnen ist auch schon lange nicht mehr nach ihm benannt, sondern heißt "Friedensbrunnen". Aus dem geöffneten Löwenmaul floss Wasser, heute - aus Sicht der Eifelvereinsortsgruppe Daun - leider nicht mehr. Sie will erreichen, dass bald wieder Wasser aus dem Brunnen läuft.
Die Ortsgruppe erklärt sich laut ihrem Vorsitzenden Siegfried Horn bereit, einen "kleineren vierstelligen Betrag zur Verfügung zu stellen", damit wieder Wasser aus dem Brunnen fließt. Dabei hofft der Eifelverein auf die Mithilfe des Kreises, der Eigentümer des Brunnens ist. Ob und wann der Wunsch erfüllt werden kann, ist noch offen. Landrat Heinz Onnertz: "Es wird nach einer Lösungsmöglichkeit gesucht." Der Eifelvereins-Vorsitzende ist aber optimistisch: "Ich gehe davon aus, dass der Friedensbrunnen in einem überschaubaren Zeitraum wieder laufen wird."

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