Aus drei Maaren werden acht

Schalkenmehren · Auf den ersten Blick erschreckt das kahle Ufer am Totenmaars bei Schalkenmehren. Doch dort, wo jetzt Bäume gefällt wurden, sollen sich künftig viele Tier- und Pflanzenarten ansiedeln. Das ist Ziel eines Naturschutzprojektes zum Erhalt der Kulturlandschaft.

 Der Name Totenmaar, der maßgeblich auf die Schriftstellerin Clara Viebig zurückgeht, spielt auf das Schicksal des verschwundenen Dorfes Weinfeld an, dessen Bewohner 1563 von der Pest hinweggerafft wurden. TV-Foto: Falk Straub

Der Name Totenmaar, der maßgeblich auf die Schriftstellerin Clara Viebig zurückgeht, spielt auf das Schicksal des verschwundenen Dorfes Weinfeld an, dessen Bewohner 1563 von der Pest hinweggerafft wurden. TV-Foto: Falk Straub

Schalkenmehren. Der eine Bereich rund um das Totenmaar, auch Weinfelder Maar genannt, ist noch dicht bewaldet, der andere Bereich präsentiert sich kahl. Aus gutem Grund, wie Anne-Ruth Windscheif vom Dienstleistungszentrum ländlicher Raum (DLR) weiß. Denn die Maare bei Schalkenmehren und Udler gehören zum Leader-Projekt "Dauner Maarlandschaft". Ziel dieses Projektes ist der Erhalt der Kulturlandschaft mit besonderem geologischen Erbe. Das heißt, dass die Maare erhalten und wieder sichtbar gemacht werden sollen.
Ziel ist es, "aus dem Drei-Maare-Ort Schalkenmehren das Acht-Maare-Dorf Schalkenmehren zu machen", sagt Windscheif. Neben den wassergefüllten und damit deutlich sichtbaren erstreckt sich das Projekt auf die Trockenmaare "Am Hohen List", "Westlich des Hohen List" und das am Sangweiher. Zudem das kleinste Eifelmaar, die Hetsche. Eine landwirtschaftliche Nutzung durch Eintrichtung von Großweidesystemen ist geplant. Das Ganze passiert im Rahmen der Flurbereinigung, erklärt Windscheif.
Eingeplant sind für die Aktion rund 500 000 Euro. Naturschutz, Landwirtschaft und Tourismus sollen dabei dauerhaft voneinander profitieren.
Das freut auch Joachim Mauer. Seit 30 Jahren joggt der Mehrener jeden Morgen um das Weinfelder Maar. "Ich bin froh, dass es endlich ein Konzept für das Maar gibt", sagt der 67-Jährige. Zwar ändere sich durch die Fällungen das Gesicht des Maars - aber die Büsche am Ufer seien nicht der natürliche Zustand gewesen. "Dem unheimlichen Charakter des Maars wurde etwas genommen", sagt Mauer. "Aber hier ist ein Naturschutzgebiet - und dem muss man Rechnung tragen."
Deshalb sind auch die Naturschützer mit im Boot. 60 bis 70 verschiedene Gräser und andere Pflanzenarten sollen sich bald auf den kahlen Stellen am Maar-Rand ansiedeln, erklärt Georg Möhnen, Naturschutzbeauftragter für die Dauner Maare und den Sangweiher. Auch etliche Schmetterlingsarten und Vögel sind an dieser Stelle zu erwarten, sagt er. Damit die jetzt freien Stellen nicht wieder verbuschen, wird die Landwirtschaft mit ins Boot geholt. Ein Landwirt aus der Umgebung wird an dieser Stelle seine Ziegen weiden lassen, die alles klein halten, was nicht erwünscht ist.
Am Sangweiher ist die Beweidung der Fläche mit Glanrindern geplant. Das soll, so Windscheif, nicht nur der Landschaft und dem Erhalt alter Nutztierrassen dienen, sondern auch die Herstellung von regionalen landwirtschaftlichen Produkten fördern. Deshalb wird mit den regionalen Gastronomen zusammengearbeitet.
Zuschuss von der EU


Träger des Projektes ist der Landkreis Vulkaneifel, verantwortlich für die Durchführung das DLR Eifel. Daneben gibt es zahlreiche Kooperationspartner (siehe Extra). Wie Anne-Ruth Windscheif, Landrat Heinz Onnertz und Georg Möhnen übereinstimmend sagen, ist die Zusammenarbeit zwischen den vielen Institutionen ausgesprochen harmonisch und geht sehr gut voran. "Wir haben das ganze Projekt von Anfang an kommuniziert und mit den Menschen vor Ort entwickelt", erklärt Windscheif. Es gebe keine geheimen Konzepte.
Auch die Europäische Union bezuschusst das Projekt. Den Hauptanteil übernimmt aber das rheinland-pfälzische Umweltministerium. Die Kosten entstehen neben dem Grunderwerb durch die Arbeiten an den Maaren sowie zum Beispiel Entbuschungsmaßnahmen und Zaunbau. Als Zeitrahmen sind zwei Jahre geplant. Begonnen wurde die Aktion schon 2012.Extra

Leader ist ein Förderprogramm der Europäischen Gemeinschaft und dient seit 1991 der Unterstützung von innovativen Aktionen im ländlichen Raum. Dabei sollen für die jeweiligen Gebiete von Akteuren am Ort maßgeschneiderte Konzepte erarbeitet werden. NojExtra

Mit im Boot bei dem Projekt sind das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten (MULEWF), Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier, Struktur- und Genehmigungsgesellschaft (SGD) Nord, Verbandsgemeinde Daun, Ortsgemeinden Schalkenmehren und Udler, Teilnehmergemeinschaften Schalkenmehren und Udler, Forstamt Daun, Landwirtschaft, Partnerbetrieb Naturschutz Familie Kordel am Weinfelder Hof, Naturschutzorganisationen insbesondere Nabu Daun, Gastronomie und Hotellerie, Museen, Tourismus, Stiftung "Schalkenmehrener Maare". noj

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