Aus für die Lindenanlage

Gerolstein · Klares Nein: Die Generalsanierung des Kindergartens Lindenanlage in Gerolstein wird in einem von der Stadt beauftragten Gutachten abgelehnt. Damit konzentriert sich nun doch alles wieder auf einen Neubau in der Raderstraße.

 Der Kindergarten Lindenanlage in Gerolstein wird nicht saniert, sondern aufgegeben, sobald ein Neubau steht. TV-Foto: Mario Hübner

Der Kindergarten Lindenanlage in Gerolstein wird nicht saniert, sondern aufgegeben, sobald ein Neubau steht. TV-Foto: Mario Hübner

Das Ergebnis ist eindeutig: "Eine Generalsanierung des Kindergartens Lindenanlage ist weder wirtschaftlich, noch baulich, organisatorisch und pädagogisch anzuraten", zitiert Hans-Josef Hunz, Büroleiter im Gerolsteiner Rathaus und zuständig in Sachen Kindergärten, das bei Professor Wolfgang Schreiber vom Institut für nachhaltiges Bauen und Gestalten an der Fachhochschule Kaiserslautern in Auftrag gegebene Gutachten. Schreiber ist Gerolstein gut bekannt, da er auch die Sanierung der Realschule plus leitet.

Das Gutachten wurde nun dem vor wenigen Monaten gegründeten Arbeitskreis Kindergärten vorgestellt, der eine Lösung des Kindergarten-Dilemmas in Gerolstein herbeiführen soll. So hat Schreiber untersucht, was es kosten würde, das 1972 erstellte Gebäude komplett zu sanieren und auf den neuestens Stand der Technik zu bringen: rund eine Million Euro. Darin noch nicht eingerechnet ist das Risiko, das Altbausanierungen in der Regel mit sich bringen. Im Vergleich dazu, so Schreibers ebenso aufgestellte Kalkulation, würde ein Neubau für das gleiche Bauvolumen rund 1,2 Millionen Euro kosten. Hunz sagt: "Und laut Landesrechnungshof macht eine Sanierung nur Sinn, wenn sie nicht teurer als 75 Prozent der Kosten für einen Neubau ist."

Zudem sprechen laut Hunz gegen den Standort Lindenanlage nach wie vor die problematische Verkehrserschließung (kaum Parkmöglichkeiten, kaum Platz für die Busse) sowie die Hanglage des Grundstücks. "Hier Lösungen zu schaffen, wäre mit erheblichen Zusatzkosten verbunden", sagt Hunz.

Daher habe sich der Ausschuss, dem Interims-Stadtbürgermeister Hermann Lux vorsteht, "einstimmig dafür ausgesprochen, den Kindergarten Lindenanlage aufzugeben", berichtet Lux. Die endgültige Entscheidung fällt aber der Stadtrat. Hunz fügt aber hinzu: "Damit hat der neue Ausschuss den Beschluss des alten Stadtrats bestätigt. Der kann dann ja wohl nicht so falsch gewesen sein."

Aktuell sind im Kindergarten Lindenanlage sechs Regelgruppen und eine Krippengruppe untergebracht. Nach neuesten pädagogischen Erkenntnissen wäre laut Hunz dort aber nur noch Platz für "drei, maximal vier Gruppen". Also für 60 bis rund 80 Kinder. Denn: Eine Regelgruppe umfasst bis zu 25 Kinder, bei überwiegender Ganztagsbetreuung sind es maximal 22 Kinder.

In der Stadt gibt es in den kommenden Jahren einen Bedarf von elf Gruppen beziehungsweise 240 Kindern. Drei Gruppen sind bereits im Kindergarten Alter Markt eingerichtet worden. Die restlichen acht Gruppen müssten daher in der Lindenanlage und/oder einem neuen Kindergarten geschaffen werden.

Auf die Frage, wie es nun weitergeht, sagt Lux: "Das überlassen wir dem neu gewählten Stadtbürgermeister." Bislang ist das Thema jedoch noch nicht auf der Tagesordnung der nächsten Stadtratssitzung am 30. September.

Nachdem der Bauausschuss der Stadt wegen explodierender Kosten (von zunächst 2,9 bis letztlich vier Millionen Euro) Mitte April dieses Jahres einen Planungs- und Baustopp für das Kindergartenvorhaben in der Raderstraße erteilt hatte, wurde der Landesrechungshof eingeschaltet. Der machte Vorschläge - jedoch keine Vorgaben -, wie das Vorhaben kostengünstiger realisiert werden könne. Ein zentraler Punkt war, detailliert zu prüfen, ob mit einer Sanierung des Kindergartens Lindenanlage die Kosten erheblich reduziert werden können und ein Neubau dadurch kleiner aus- oder gar wegfallen könne.

Die Sanierung der Einrichtung Lindenanlage hatte der Gerolsteiner Stadtrat 2009 einstimmig abgelehnt, weil er es nicht für wirtschaftlich hielt, massiv Geld in das alte Gebäude zu stecken.

Meinung

Es geht von vorne los

Von Mario Hübner

Mit dem Ergebnis des Gutachtens und dem daraus resultierenden Nein zur Sanierung der Lindenanlage haben die politisch Verantwortlichen die Rückendeckung, sich in der Kindergartenfrage nun vollends auf einen Neubau zu konzentrieren. Das Finanzierungsproblem ist damit aber noch nicht gelöst. Für den neuen Stadtbürgermeister Bernd May wird die Lösung des Kindergartenproblems das zentrale Thema der nächsten Monate werden. Es geht darum, den Spagat zu schaffen zwischen pädagogisch notwendiger Ausstattung und strikter Kostenkontrolle. m.huebner@volksfreund.de

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