Aus Mangel an Kindern geschlossen

GEROLSTEIN-BÜSCHEICH. Der Kindergarten Büscheich wird definitiv im Sommer geschlossen. Seit anderthalb Jahren wird auf mehreren kommunalen Ebenen für die Zukunft der Einrichtung gekämpft. Erfolglos. Es leben einfach nicht genug Kleinkinder in Büscheich und Michelbach. Heute werden den Eltern bei einem Info-Abend die Sachverhalte erläutert.

Alle trauern, aber keiner kann die Situation retten. "Wir haben uns gewehrt, aber jetzt ist endgültig nichts mehr drin", meint Ortsvorsteher Oswald Weber niedergeschlagen. Dabei hatte im Dezember 1999 bei der Eröffnung mit 28 Kindern die Zukunft rosig ausgesehen. Unter dem Motto der Landesregierung "Dezentralisierung zum Wohle der Kinder" hatte die Stadt Gerolstein den Kindergarten eröffnet. Doch schon seit 2002 ging die Anzahl der Kinder zurück. Weber sagt: "Es schien uns eine Lösung zu sein, mit einem speziellen pädagogischen Konzept für Kinder, die extra viel Bewegung brauchen, darunter auch Kinder aus der Kernstadt, bei uns aufnehmen zu können."Der Anfang vom Ende begann im Juli 2005

Der Ortsvorsteher, der als besonnen und konsequent gilt, sieht nach wie vor die Stadt in der Pflicht: "Es hätte ausgelotet werden müssen, ob das nicht möglich ist. Immerhin wird hier nicht wie in einem großen Kindergarten nur eine Gruppe, sondern die ganze Einrichtung geschlossen." Am 19. Juli 2005 erhielt Weber die Bestätigung, dass das Konzept nicht umsetzbar sei. Damit wurde das Ende des Kindergarten Büscheich eingeläutet. Am 12. Januar 2006 gab es ein Gespräch mit Kreisverwaltung und Landesjugendamt. Weber erinnert sich: "Bürgermeister Pauly hat sich für uns stark gemacht, weil in Gerolstein ja auch schon etliche Zweijährige angemeldet werden." Doch das Land verweigert wegen der zu geringen Kinderzahl, laut Weber für die nächsten zwei Jahre jeweils zwölf, die Zusage zur Kostenbeteiligung. Der Jugendhilfeausschuss des Kreises beschloss am 17. März, dass der Kindergarten für ein Jahr weiter bestehen kann - allerdings ohne Kostenbeteiligung des Kreises und des Landes. Landrat Heinz Onnertz rechtfertigt den Beschluss: "Die Entscheidung ist bitter, aber uns sind die Hände gebunden. Rechtlich sind 15 Kinder für eine Gruppe die Mindestforderung." Ortsvorsteher Weber kontert: "Der Beschluss ist unverständlich, weil damit der Stadt der schwarze Peter zugeschoben wird." Außerdem sei der Kindergarten im laufenden Jahr mit elf Kindern gestartet, und durch Zuzüge sei die Zahl auf 15 gestiegen. Stadtbürgermeister Karl-Heinz Schwartz sagt: "Wir hatten gehofft, eine zweijährige Durststrecke überbrücken zu können, aber die Kommunalaufsicht hat uns für diese freiwilligen Ausgaben kein Okay gegeben." Laut Onnertz handelt es sich um eine Kostendifferenz von 60 000 bis 70 000 Euro, ob der Kindergarten geöffnet oder geschlossen ist. Das sieht Ortsvorsteher Weber anders. Er sagt: "Der Kreis muss für die Kinder die Beförderungskosten nach Gerolstein übernehmen, und die Stadt muss die Zuschüsse teilweise erstatten." Etwa 150 000 Euro wurden in die Einrichtung des Kindergartens investiert. Bei Nichtnutzung muss die Stadt Gerolstein bis 2020 knapp 5000 Euro jährlich von den erhaltenen Zuschüssen zurückzahlen. Weber macht den Untergang des Kindergartens noch an einem anderen "Teufelskreis" fest. Als 2002 die Anzahl der Kindergartenkinder sank, habe es geheißen, "macht ein Neubaugebiet". Ein landwirtschaftlicher Betrieb wurde ausgesiedelt, die Stadt kaufte Land. Seit 2004 ist ein Bebauungsplan für ein Areal mit 30 Baugrundstücken rechtskräftig. Mit Verweis auf die Kosten wurde selbst die Erschließung eines ersten Abschnittes für zehn Häuser bisher immer wieder verschoben. Weber bilanziert: "Keine Kinder, kein Kindergarten, kein Baugebiet, keine Familien mit Kindern als Bauherren." Schwartz bedauert die Entwicklung: "Es ist sehr schade, denn noch immer halte ich die Dezentralisierung für richtig." Landrat Onnertz schlägt in die gleiche Kerbe: "Wenn es nach mir ginge, würde der Kindergarten bleiben. Aber die rechtlichen Vorgaben haben uns auch beim Kindergarten Ormont zur gleichen Entscheidung gezwungen." Liebe Leserinnen und Leser: Wie ist Ihre Meinung zu diesem Thema? Schreiben Sie uns Ihren kurzen Beitrag per Fax (06561/959539) oder per E-Mail ( eifel-echo@volksfreund.de) unter Nennung Ihres Namens und ihres Wohnorts.

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