Aus nach nur anderthalb Jahren

Herber Schlag zur Fastenzeit: Die Firma Reichle-Straßenbau GmbH & Co. KG hat Insolvenz angemeldet: Rund 30 Mitarbeiter bangen um ihren Job. Als Hauptgründe werden der Preisverfall im Baugewerbe, der lange und harte Winter und damit die ausbleibenden Aufträge angegeben.

Gerolstein. Am vergangenen Freitag war es so weit: Die Firma Reichle-Straßenbau GmbH & Co. KG hat beim Amtsgericht in Wittlich einen Insolvenzantrag gestellt. Zum Insolvenz-Gutachter wurde der Dauner Rechtsanwalt Hans-Albrecht Brauer bestellt. Er hat nun vier Wochen Zeit, um sich einen Überblick über die exakten Gründe und das Ausmaß der Schieflage zu verschaffen. Klar ist: Die rund 30 Beschäftigten müssen um ihren Job bangen.

Nach einer ersten Einschätzung der Lage sowie Gesprächen mit den beiden Geschäftsführern Wolfgang Meier und Ottfried Reichle sagte Brauer dem TV: "Es ist wohl so, dass vor allem der lange Winter dem jungen Unternehmen zugesetzt hat. Schließlich können Teerarbeiten, auf die die Firma spezialisiert ist, bei Frost nicht durchgeführt werden."

Seit November wurde bei dem Bauunternehmen nicht mehr gearbeitet. Und ein Finanzpolster für schlechte Zeiten habe sich das Unternehmen nach Ansicht des Insolvenzgutachters noch nicht aufbauen können. "Es gibt die Firma ja erst seit Mitte 2007", sagte Brauer.

In der Firma Reichle-Straßenbau GmbH & Co. KG ist die ehemalige Reichle Bau GmbH aufgegangen. Die Belegschaft war übernommen worden. Die Geschäftsführung hatten Ottfried Reichle und Wolfgang Meier, der zudem die Baufirma HTI in Daun-Pützborn betreibt, inne. Um das operative Geschäft allerdings kümmerte sich fortan vor allem Meier.

Der sagte dem TV: "Es tut mir leid, aber extreme Verhältnisse haben uns zu diesem Schritt gezwungen." Damit spielte er auf "extreme Witterung und miese Wirtschaftslage" an. Er führte aus: "Seit vier Monaten machen wir Schlechtwetter, und wegen der weltweiten Finanzkrise haben wir keine neuen Aufträge bekommen."

Nicht betroffen von der Insolvenz sind nach Angaben von Reichle und Meier die anderen Betriebe der beiden Gesellschafter. So betonte Ottfried Reichle: "Es geht nur um diese GmbH. Alles andere läuft weiter." Auch der aktuell geplante Edeka-Bau in der Sarresdorfer Straße (der TV berichtete) sei nicht gefährdet, weil dieses Projekt zu seinen privaten Geschäften gehöre. Auch Meiers Hauptbetrieb HTI-Bau sei von der Insolvenz unberührt (weiterer Bericht folgt).

Meinung

Von Mario Hübner

Eine Tradition geht verloren

Nun ist eingetreten, was schon seit längerem befürchtet wurde: Die Straßenbaufirma Reichle hat Insolvenz angemeldet. 30 Leute müssen bangen, einige sollen aber wieder anderweitig untergekommen sein. Zumindest dies eine positive Randnotiz. Dennoch: Mit dem Insolvenzantrag geht ein Stück Gerolsteiner Wirtschaftstradition verloren, war Reichle doch in Spitzenzeiten Arbeitgeber für Hunderte Menschen. Doch schon seit Jahren liefen die Geschäfte nicht mehr so gut, Reichle hat sich immer mehr aus dem Geschäft in der Eifel zurückgezogen und sich primär in Süddeutschland engagiert. Da erschien der Einstieg von Meier als Erfolg versprechende Fusion heimischer "Baulöwen". Doch das war sie eben nicht. m.huebner@volksfreund.de

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