"Bach statt Betablocker"

Gerolstein · Jedes Jahr feiert der Kirchenchor Cäcilia Roth am Fest der Namenspatronin im November. Eingeladen wird zum gemütlichen Abend mit Ehrung der langjährigen Mitglieder. Am Tag darauf wird der Festgottesdienst vom Chor musikalisch gestaltet.

 Pfarrer Gerhard Schwan (Mitte) ehrt Anna Beyer (Zweite von links) und Susanne Schimmels (Zweite von rechts) vom Kirchenchor Cäcilia. Außerdem gratulieren die Vorsitzende Claudia Kleis-Lenzen und Chorleiter Simon Hell. Foto: Hermann Dahm

Pfarrer Gerhard Schwan (Mitte) ehrt Anna Beyer (Zweite von links) und Susanne Schimmels (Zweite von rechts) vom Kirchenchor Cäcilia. Außerdem gratulieren die Vorsitzende Claudia Kleis-Lenzen und Chorleiter Simon Hell. Foto: Hermann Dahm

Gerolstein. In diesem Jahr gab es ein außergewöhnliches Jubiläum: Susanne Schimmels aus Gerolstein wurde für 70 Jahre aktive Teilnahme beim Rother Kirchenchor geehrt. "Schon statistisch gesehen übersteigt diese Mitgliedschaft die übliche Lebenserwartung von Frauen in Deutschland um einige Jahre", bemerkt Pfarrer Gerhard Schwan bei der Ehrung und macht deutlich, dass eine 70-jährige aktive Teilnahme bei einer Chorgemeinschaft zu einer wirklichen Besonderheit zählt.
"Sie haben etwa ein halbes Dutzend Päpste, Bischöfe und Gemeindepfarrer erlebt und erfreuen sich wahrscheinlich unter dem Motto ,Bach statt Betablocker\' nach wie vor bester Gesundheit", meinte Schwan und überreichte eine Urkunde von Bischof Ackermann.
Im Alter von 17 Jahren trat Susanne Schimmels dem Kirchenchor Roth 1943 bei. Der war bis dato ein reiner Männerchor gewesen. Kriegsbedingt fehlte es zunehmend an Männerstimmen, und so wurde in der schweren Zeit kurzerhand ein gemischter Chor gegründet, der heutige Kirchenchor Cäcilia.
"Damals waren im Rother Gemeindehaus Flüchtlinge untergebracht, und so haben wir in meinem Elternhaus einen wenn auch kleinen Probenraum für 20 Sängerinnen und Sänger zur Verfügung gestellt", erzählt Susanne Schimmels. Sie erinnert sich auch an kleine Details von damals - beispielsweise an den erst zweiten Auftritt des Chores, bei dem mitten im Weihnachts-Gottesdienst der Strom in der Kirche ausfiel und die Notenmappen plötzlich ihren Zweck verloren.
Vielseitiges Repertoire


Claudia Kleis-Lenzen überbringt als Vorsitzende des Kirchenchores die besten Wünsche und weiß, dass "Tant Sanni", so wie Susanne Schimmels liebevoll mittlerweile von allen 30 aktiven Chormitgliedern genannt wird, nicht nur als Gründungsmitglied von den vielen schönen alten Geschichten erzählen kann, sondern auch gegenwärtig viel Spaß am Kirchengesang hat.
Heute zeichnet sich der Rother Kirchenchor unter Leitung von Simon Hell vor allem durch sein vielseitiges Repertoire aus. Die Singgemeinschaft verbindet klassische Gesänge mit zunehmend zeitgemäßen modernen Kirchenliedern. Kein Wunder also, dass der Chor auch für junge Leute attraktiv ist. Sie haben sogar schon ihre ersten Ehrungen bekommen. So wurde am selben Abend die erst 19-jährige Anna Beyer aus Müllenborn zu ihrem zehnjährigen Jubiläum geehrt.
Susanne Schimmels jedenfalls kann auch nach 70 Jahren in der Chorgemeinschaft noch gut mithalten. "Ich fühle mich auch von den jungen Mitgliedern akzeptiert, und überdies lassen sich für mich die modernen Stücke einfacher singen als etwa lateinische. Nur die Lieder in Englisch, das ist nicht mein Ding", gesteht Susanne Schimmels mit einem Lächeln. "Und wenn der Herrgott es will, darf ich auch noch weitere Jubiläen feiern." red

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