Integration Freier Tag zum Deutschlernen

Gerolstein/Dockweiler/Mehren · Um Sprachprobleme zu lösen, hat die Berufsbildende Schule  eine Deutsch-Klasse für Menschen mit Migrationshintergrund eingerichtet.

 Bäckermeister Josef Utters (rechts) zeigt seinem Lehrling Nika Kharazishvili (links), wie man die besondere Spezialität der Bäckerei, den Christstollen, verarbeitet.

Bäckermeister Josef Utters (rechts) zeigt seinem Lehrling Nika Kharazishvili (links), wie man die besondere Spezialität der Bäckerei, den Christstollen, verarbeitet.

Foto: Lydia Vasiliou

Die Berufsbildende Schule (BBS) in Gerolstein legt sich mächtig ins Zeug bei der Betreuung seiner Schüler, darunter vor allem geflüchtete junge Menschen. „Wir haben bei den Berufsschulklassen festgestellt, dass es gerade bei den Schülern mit Migrationshintergrund erhebliche Probleme mit der deutschen Sprache gibt“, sagt Schulleiter Günter Karst. In Absprache mit der Aufsichts- und Dienstleistungsbehörde (ADD) in Trier habe man deshalb extra eine Deutsch-Klasse eingerichtet, an der zurzeit 16 Schüler berufsbezogenen Deutschunterricht erhalten. „Wir sind zunächst auf die Betriebe zugegangen und haben gefragt, ob der jeweilige Arbeitgeber den Auszubildenden einen zusätzlichen freien Tag gewähre, damit die Schüler immer mittwochs acht Stunden an diesem Unterricht teilnehmen können.

Fast alle waren damit einverstanden“, sagt Karst. So auch Josef Utters, der in seinem Bäckereibetrieb in Dockweiler Nika Kharazishvili aus Georgien seit September eine Ausbildung ermöglicht. Nach Deutschland gekommen ist der 18-Jährige, „weil es in Georgien keine Perspektiven gibt und auch keinerlei Ausbildung oder Lehre“, wie er selbst nach einiger Zeit der Überlegung in verständlichem Deutsch zu verstehen gibt.

Auch er nimmt am Deutsch-Unterricht an der BBS teil, die unter anderem mit den Sprachkursen eine wichtige Aufgabe zur Integration übernimmt. Josef Utters stellt den jungen Mann für den Sprachunterricht, neben weiteren zwei Tagen für den Unterricht an der Berufsschule in Prüm, frei.

Zwar zählt Georgien zu einem der sicheren Herkunftsländer, aber Nika durfte bleiben, „weil er zunächst mal ein Praktikum in unserem Betrieb absolvierte und ich ihm schriftlich bestätigt habe, dass er bei uns eine Ausbildung zum Bäcker machen kann“, sagt Utters.

Der Kontakt kam durch Nikas Onkel zustande, der den Bäckermeister in Dockweiler bat, seinem Neffen eine Chance zu geben. Die hat er nun bekommen und der junge Mann bestätigt: „Die Arbeit macht Spaß und es gefällt mir hier sehr gut.“ Ob er bleiben möchte, weiß er noch nicht, aber sollte er zurück- gehen, „dann will ich mich als Bäcker selbstständig machen“, freut er sich.

Josef Utters ist begeistert: „Ich würde jederzeit wieder einen Flüchtling einstellen. Wir haben im ganzen Kreis einen Facharbeitermangel und das Konzept ist gerade für den Bäckerberuf eine Riesenchance.“

Schon seit längerer Zeit arbeitet die Firma apra norm in Mehren mit geflüchteten Menschen aus verschiedenen Ländern wie Rumänien oder Algerien zusammen, die über das Jobcenter in Gerolstein oder von der katholischen Kirchengemeinde vermittelt wurden. „Wenn entsprechende Qualifizierungen vorhanden sind, werden wir auch weiterhin Flüchtlinge einstellen“, sagt Ulrike Meffert aus der Personalabteilung, denn Auszubildende mit Migrationshintergrund hat die Firma nicht. Seit Januar arbeitet ein junger Mann aus Eritrea im Elektromechanik-Betrieb in Mehren.

Und im Januar 2018 werde ein Iraner eingestellt, sagt Meffert. Das Sprachproblem versuche das Unternehmen mit hauseigenem Unterricht in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule zu lösen.

Die Verständigungsschwierigkeiten waren auch Thema bei einem Infoabend der BBS zum Thema „Potenziale nutzen – geflüchtete Menschen beschäftigen“. Dazu schreibt die Kreisverwaltung in einer Pressemitteilung: „Alle waren sich an diesem Abend einig, dass eine der größten Herausforderungen die sprachliche Entwicklung der Geflüchteten ist. Aus diesem Grund sind Kooperationen zur Förderung des Sprachkursangebots hinsichtlich der Integration auf dem Arbeitsmarkt im Landkreis notwendig.“

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