Bäume müssen dem Moor weichen

Burbach/Weißenseifen · Die Moore Truffvenn bei Burbach (VG Kyllburg) und bei Weißenseifen (VG Gerolstein) sollen in den kommenden Jahren wieder in ihren Ursprungszustand zurückgebracht werden. Die Feuchtgebiete werden im Rahmen eines EU-Projektes für 150 000 Euro renaturiert.

 Im Einsatz für den Naturschutz: Reiner Schmitz fällt einen Baum im Hochmoor Truffvenn. Foto: Juliane Renk

Im Einsatz für den Naturschutz: Reiner Schmitz fällt einen Baum im Hochmoor Truffvenn. Foto: Juliane Renk

Burbach/Weißenseifen. Krachend fällt eine Fichte ins Moor. Kurz darauf hört man eine Motorsäge. Keine fünf Minuten später ertönen Hammerschläge - der zweite Baum fällt. Reiner Schmitz, der die Motorsäge bedient, ist zufrieden. Die Arbeit geht ihm schnell von der Hand. Das muss sie auch. Schließlich hat er gemeinsam mit seinem Kollegen 1000 Fichten im Hochmoor Truffvenn zu fällen. Das Forstamt Gerolstein hat beschlossen, die Bäume auf einer Fläche von etwa sieben Fußballfeldern in Handarbeit zu entfernen. So bleibt der Boden des Moores unversehrt. Erntemaschinen würden Spuren hinterlassen, die den Boden entwässern und die Pflanzen dort zerstören. Das Moor wird nun in seinen ursprünglichen Zustand zurückgebracht. Dazu gehört, dass es wieder feuchter wird; deshalb entfernen die Waldarbeiter Bäume und dichten entwässernde Gräben ab. Bis 1920 haben die Menschen im Truffvenn Torf gestochen. "In dieser Zeit wurden auch die Bäume ins Moor gepflanzt und das Gebiet entwässert", erklärt Förster Rudolf Rumpler. Die Fichten entziehen dem Gebiet viel Wasser. An einem Hochsommertag verbraucht eine Fichte 50 Liter Wasser. Für das Hochmoor bedeutet das 50 000 Liter, die an solch einem Tag fehlen. "Wir wollen einige Moore wiederherstellen. Dafür wird das Wasser, das bislang aus den Gebieten abgeleitet wurde, wieder angestaut", sagt Projektkoordinator Moritz Schmitt von der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz. An die 20 Stauwehre sollen daher im Truffvenn gebaut werden, damit das Moor wieder seinen natürlichen Wasserhaushalt und die Fähigkeit erhält, Kohlenstoffdioxid zu speichern. Da Moore über einen sehr großen Wasserspeicher verfügen, können sie auch als Hochwasserschutz dienen. Verantwortlich dafür sind Torfmoose, die auf dem Moor schwimmen und wachsen. Sie können das 25-Fache ihres Gewichts an Flüssigkeit speichern. Ziel ist auch, dass sich vom Aussterben bedrohte Pflanzen- und Tierarten wieder mehr ausbreiten können oder neu angesiedelt werden. Zum Beispiel der fleischfressende Sonnentau oder die Moosbeere, die schon heute das Truffvenn ziert. Zudem wächst eine Torfmoosart dort, die es in Rheinland-Pfalz nur ein Mal gibt. Der Moosbeeren-Scheckenfalter, ein Schmetterling, soll hier in den kommenden fünf Jahren wieder heimisch werden. Deshalb legen die Waldarbeiter angrenzend an das Moor eine magere Blumenwiese an. Das heißt, die Erde ist nährstoffarm. Das ist für viele seltene Arten wichtig - auch für die Moosbeere, die der Schmetterling als Futterpflanze benötigt. Frühestens in drei Jahren, wenn sich die Wiese ausreichend entwickelt hat, wird ein Schmetterlingsforscher etwa 40 eiertragende Weibchen im Hochmoor aussetzen, damit der Moosbeeren-Scheckenfalter sich ausbreiten kann. Das würde auch dem Agraringenieur Gerd Ostermann gefallen, der an der Planung des Projekts mitwirkt. "Der Hit wäre, wenn wir es schaffen, wieder ein aktives Hochmoor hinzukriegen. Eines auf dem ein Torfmoosteppich schwimmt, auf dem man beinahe gehen könnte", sagt er. Bis dahin wird noch einige Zeit verstreichen und Reiner Schmitz noch weitere Fichten fällen.volksfreund.de/fotosDie Moore Truffvenn, Weißenseifen und Dreiherriger Stein werden im Rahmen des Projekts EU-Life renaturiert, ebenso wie drei weitere Gebiete in Daun, vier in Gerolstein und eines in Hillesheim. Das auf fünf Jahre angesetzte Projekt zur Wiederherstellung und zum Erhalt von Mooren betrifft 14 Gebiete im Hunsrück und in der Eifel. Kosten: 2,7 Millionen Euro. Die Hälfte davon übernimmt die EU. Die Stiftung Natur und Umwelt leitet das Projekt. Partner: die Landesforsten Rheinland-Pfalz und das Landesamt für Geologie und Bergbau. jur

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort