Bald geht es rund im Zirkus Kordelini

Mehren · Was bei Landwirt Leo Kordel aus Mehren auf seinem Hof bei Mehren gebaut wird, fällt auf: Die Form des Gebäudes, sie ist im Vulkaneifelkreis wohl einzigartig. Kordel setzt für die Zukunft auf "The Roundhouse" - einen rundum offenen Winterstall.

Mehren. Auf dem Weinfelder Hof der Familie Kordel tut sich was. Landwirt Leo Kordel will weg vom normalen System der Milcherzeugung. Noch hat Kordel 40 Milchkühe auf seinem Hof an der Bundesstraße 421, den er vor 14 Jahren gekauft hat. Doch das soll sich ändern.
Der Bauer will künftig nur noch Glanrinder zur Fleischvermarktung halten. Zudem will er später auf Ziegen setzen. Die sollen auch die Hecken rund um das Weinfelder Maar klein halten (der TV berichtete).
Die Hofnachfolge ist mit Sohn Jan gesichert. Deshalb investiert der 54-Jährige in den neuen Stall, den es so im Vulkaneifelkreis noch nicht gegeben hat. "Wir werden ja älter und können irgendwann nicht mehr auf dem Hof helfen. Dann schafft es unser Sohn aber nicht mehr allein. Aber mit dem neuen Stallkonzept und der reinen Muttertierhaltung kann er es bewältigen", sagt Kordels Frau Sea.
Eine runde Sache


Damit das klappt, soll der Stall eine "runde Sache" werden. Leo Kordel lässt sich von einer niederländischen Firma einen sogenannten Rundum-offen-Winterstall bauen (siehe Hintergrund). Das "Roundhouse", wie es der Hersteller nennt, hat bei Leo Kordel schon seinen eigenen Namen bekommen: Zirkus Kordelini. "Ich habe den Stall zufällig im Internet gesehen und ihn mir dann in Nimsreuland (Eifelkreis Bitburg-Prüm) mal angeschaut. Die Entscheidung war für mich, Jan und Sea schnell klar: Das ist einfach ein Supersystem", sagt Kordel.
Ein großer Vorteil sei auch, dass der Stall gegenüber einer konventionellen Bauweise nur die Hälfte koste, sagt der gebürtige Gemündener. "Außerdem ist immer frische Luft im Stall - und er ist absolut zugfrei."
30 Meter Durchmesser und 718 Quadratmeter Fläche hat der Rundstall, aufgeteilt ist er wie eine Kuchentorte in acht Felder und ein Mittelteil. Das Dach liegt auf einer Stahlkonstruktion und ist mit einer Plane abgedeckt. Zur Belüftung gibt es in der Mitte eine zehn Quadratmeter große Öffnung, aus der die verbrauchte Luft wie bei einem Kamin abzieht.
Das Vieh steht auf einem Betonboden, der mit einer dicken Strohlage eingedeckt wird. Der Vorteil: Es wird keine Gülle erzeugt, ein Umstand, der besonders der Umwelt zugute kommt.
Bis zu 140 Rinder können in dem Stall untergebracht werden. Leo Kordel, der freiwillig nach Biorichtlinien arbeitet, will später aber nur 78 Glanvieh-Muttertiere in dem Gebäude unterbringen.
"Es gibt nur drei solcher Rundställe auf dem europäischen Festland. Wir sind der zweite in Deutschland, der erste steht in Nimsreuland", erklärt Kordel.
Momentan lässt er die Herde noch auf die Wiese. Aber das darf wegen der immer tiefer sinkenden Temperaturen nicht mehr lange dauern. Doch kein Problem: "Wenn alles planmäßig verläuft, kann ich den Stall in Kürze in Betrieb nehmen", sagt Kordel.
Extra

300 000 Euro investiert Leo Kordel in den neuen Rundstall. Das Gebäude kostet 233 000 Euro, hinzu kommen Kosten für die Einebnung des Geländes und die Anschaffung eines Futter- und Einstreuwagens. Die Errichtung des Stalls wird von der EU unterstützt: 70 000 Euro werden aus dem Leader-Topf übernommen. Die Lokale Aktionsgruppe Vulkaneifel fördert das Projekt ebenfalls: Die Gruppe würdigt dadurch die einmalige Architektur, die besondere Art der Viehhaltung und den Einsatz für die Natur. Der Hof von Leo Kordel ist auch Partnerbetrieb im "Naturschutz Rheinland-Pfalz". Die Ziegen weiden an den Hängen des Weinfelder Maars, die Rinder werden am Biotop Sangweiher grasen. HGExtra

Die Bauweise des englischen Rundstalls basiert auf den Erkenntnissen der Amerikanerin Temple Grandin, einer Spezialistin für den Entwurf von Gebäuden für die kommerzielle Viehhaltung. Seit 1990 lehrt sie an der Colorado State University in Fort Collins das von ihr entwickelten "Grandin Livestock System" (Grandin-Viehhaltungsmethoden). Grandin ist Expertin auf dem Gebiet der Verhaltensbiologie von Nutztieren. HG

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