Bananen loslassen

Du musst loslassen! Schon oft gehört.

Bananen loslassen
Foto: (e_eifel )

.. und auch schon selbst anderen gesagt. Wünsche, die unerfüllbar sind, oder Arbeit, die einen auffrisst. Gedanken, die einen bis in den Schlaf verfolgen, alte Strukturen und so weiter.
Dieses Loslassen ist so leicht gesagt, aber auch so schwer getan. Wie also loslassen lernen? Ich glaube, loslassen geht nur wenn drei Fähigkeiten zusammenkommen. Es einsehen können, dass ich loslassen muss. Mich öffnen können. Und es aushalten, dass ich etwas nicht bekommen oder behalten kann. Ein Experiment mit Affen macht das anschaulich. Dabei geht es um folgende Alternative: etwas festhalten und gefangen werden oder loslassen und frei sein.
Und zwar so: Um die Affen anzulocken, wird eine Kokosnuss an eine Palme gebunden. In diese Kokosnuss wird ein Loch gemacht, gerade so groß, dass eine schmale Affenhand durchpasst. Durch dieses Loch wird nun eine Banane geschoben. Der Fänger versteckt sich, der Affe kommt vom Baum und will sich die Banane holen. Steckt seine Hand in die Kokosnuss, fühlt die Banane, packt sie und will sie herausholen. Aber das geht nicht, denn durch das Loch passt nur eine schmale ausgestreckte Affenhand. Kommt nun der Fänger, muss sich der Affe schnell entscheiden: die Banane festhalten und gefangen werden oder sie loslassen und abhauen.
Die meisten Affen werden gefangen, weil sie nicht loslassen. Und da sind sie, die drei Fähigkeiten: Der Affe müsste sich von der Banane trennen, sie loslassen, um nicht gefangen zu sein. Er müsste seine Hand öffnen, sie schmal machen, um sie wieder durch das Loch zu bekommen. Und er bräuchte die Einsicht, dass seine Freiheit viel mehr wert ist als eine Banane. Diese Einsicht hat er nicht. Und das ist es ja, was uns Menschen unter anderem vom Affen unterscheidet: die Einsicht in Notwendigkeiten. Wie auch die Einsicht darin, was für uns diese Banane sein könnte. Und wie wir sie loslassen können ...
Hilde Telkes, Gemeindereferentin Pfarreiengemeinschaft Neuerburg

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