Bange Blicke gen Köln

Hektische Betriebsamkeit: Der heutigen Sitzung des Gesellschafter-Beirats fiebern Geschäftsführung wie Belegschaft gleichermaßen entgegen. Die Ergebnisse sollen auf der Betriebsversammlung am Freitag präsentiert werden.

 Zurück zum Mineralwasser? Heute geht es um die neue Gerolsteiner-Strategie. TV-Foto: Mario Hübner

Zurück zum Mineralwasser? Heute geht es um die neue Gerolsteiner-Strategie. TV-Foto: Mario Hübner

Gerolstein. Die beiden Betriebsratschefs des Gerolsteiner Brunnens, Werner Jung und Karl Hermes, kommen seit Tagen nicht zur Ruhe. Der Hauptgrund für ihre hektische Betriebsamkeit, die sie an den Tag legen (müssen), ist die heutige Sitzung des Gesellschafter-Beirats, des wichtigsten Entscheidungsgremiums des Gerolsteiner Brunnens. Dieser kommt in Köln zusammen, um über die künftige strategische Ausrichtung des ins Wanken geratenen Vorzeige-Mineralbrunnens zu entscheiden. Geht es nach dem neuen Vorsitzenden der Gerolsteiner-Geschäftsführung, Axel Dahm, soll es zu einer Rückbesinnung auf Mineralwasser, auf Mehrweg und den Fachhandel kommen.

Für die beiden Betriebsräte ist zumindest fraglich, ob dies der richtige Weg ist. Mit ihrer Skepsis liegen sie auf einer Linie mit Insidern des Mineralbrunnen-Geschäfts sowie Mitbewerbern, die gerade den gegenteiligen Weg propagieren beziehungsweise einschlagen. Jung sagt: "Ein Sprecher von Nestlé-Waters hat uns gegenüber bestätigt, dass sie gerade den umgekehrten Weg gehen: nämlich auf Einweg und die Discounter zu setzen. Schließlich werden diese nach Expertenmeinung schon mittelfristig 80 Prozent des Erfrischungsgetränke-Markts ausmachen. Und wir wären dann nicht dabei."

Jung & Co sind aber nicht so vermessen, mit Vorgaben aufzuwarten. Vielmehr geht es ihnen darum, in den Umbau des Unternehmens mit eingebunden zu werden. Und zwar, bevor Beschlüsse gefällt werden.

Bislang hatten sie nach eigenem Bekunden das Nachsehen, sprich: keinen Einblick in die aktuellen Untersuchungen und Planungen. So sagt Jung: "Die vier Berater der Boston Consulting Group haben Zugriff auf sämtliche Zahlen, uns aber, die wir den Brunnen aus dem Effeff kennen und ihn zum Marktführer aufgebaut haben, wurde das bislang verwehrt."

"Offener Brief" an den Beirat



Deswegen will der Betriebsrat den Beiratsmitgliedern vor der heutigen Versammlung einen "offenen Brief" überreichen. Darin wollen sie den Beirat dazu bewegen, noch keine Beschlüsse zu fassen, sondern auch der Belegschaft sprich: dem Betriebsrat die Chance zu geben, eigene Konzepte zu entwickeln, um gemeinsam den Brunnen wieder nach vorne zu bringen. Dafür aber benötige die Arbeitnehmervertretung "Zahlen, Daten, Fakten". Den Vorwurf, sie seien mit ihren Aktionen etwas spät dran, lassen die Betriebsräte nicht gelten. Sie sagen: "Erstens versuchen wir seit mehr als einem Jahr vergeblich, in die Diskussion über die künftige Strategie eingebunden zu werden. Zweitens wissen wir von der Beirats-Versammlung erst seit kurzem."

Für Freitag hat der Betriebsrat zu einer Betriebsversammlung in Gerolstein eingeladen, wo über den aktuellen Stand der Dinge und womöglich auch die Beiratssitzung gesprochen werden soll - falls die Geschäftsführung teilnimmt. Das allerdings ist nach Auskunft aus dem Unternehmen noch unklar.

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