Barrierefreies Wohnen für die Fische

BEINHAUSEN/DAUN. Zufrieden blicken die Beteiligten auf die Ergebnisse des "Lieserprojekts" zur Renaturierung des Flusses. Eine statistische Erfolgskontrolle liegt allerdings noch nicht vor.

Was für die Menschen gilt, gilt auch für die Fische: Der Wunsch nach barrierefreiem Wohnen. Das "Lieserprojekt" diente dazu, dies den Fischen zu ermöglichen. Mit dem Vorhaben soll die ökologische Durchgängigkeit der Lieser wieder hergestellt werden. "Die Flussbewohner brauchen verschiedene Lebensräume zur Fortpflanzung", erklärt Heinrich Krzywon der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord. Deshalb wurden Wehre, Durchlässe und Sohlabstürze umgebaut und beseitigt sowie Fischtreppen angelegt. Dadurch ist die Lieser wieder vollständig renaturiert, die Fische können wieder von der Mündung bis in die Quellbereiche aufsteigen, um ihre angestammten Laichplätze zu erreichen. Wichtig dabei seien die rund 90 kleineren Maßnahmen an den Nebengewässern gewesen, etwa die Beseitigung oder Vergrößerung von Rohrdurchlässen. Krzywon: "Dadurch wurden die Kinderstuben für viele Fischarten und Kleinlebewesen wieder geöffnet. Untersuchungen über den Erfolg gibt es nach Angaben von Rolf Hillmann (Kreisverwaltung Daun) jedoch noch nicht. "Erste Fische wurden aber in den Fischtreppen schon Tage nach dem Umbau gesehen. Das bestätigen die Mühlenbesitzer", erklärt Krzywon. Hillmann regt an, die statistische Erfolgskontrolle in die Hände der Universität Trier zu legen. Renaturierung kommt dem Tourismus zugute

Soweit die Theorie: Denn die Mosel stellt weiterhin ein Hindernis dar. Wanderwillige Fische bleiben dort an den Staustufen hängen. Doch Besserung soll in Sicht sein, sagt Krzywon: "Die Wasserwirtschaftsverwaltung Rheinland-Pfalz hat den Auftrag bekommen, die Wanderbarkeit der Mosel zu untersuchen und vorhandene Fischtreppen auf ihre Funktionsfähigkeit zu untersuchen." Deshalb stellt auch der Wunsch, Lachs und Meerforelle würden wieder in der Eifel heimisch werden, "ein Zukunftsziel dar" (Hartmut Schmidt, Leiter der Abteilung Landentwicklung innerhalb des Dienstleistungszentrums ländlicher Raum Eifel in Prüm). Die Lieser reagiert sehr rasch auf starken und ausbleibenden Niederschlag. "Kleine Schäden wurden festgestellt", sagt Krzywon im Rückblick auf das extreme Hochwasser Anfang des Jahres. Doch das wiederhergestellte natürliche Flussbett habe sich ausgezahlt. Durch Aufstau und Schaffung neuer Rückzugsgebiete für das Wasser, sei ein noch schlimmereres Hochwasser verhindert worden, sagt Hillmann. Auf der anderen Seite sei die Lieser durch die lange Trockenheit im Sommer nicht so arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Der Grund: "Fische starben vornehmlich in stehenden Gewässern, durch die Schaffung rauer Sohlgleiten wurde die Lieser auch zuletzt ausreichend mit Sauerstoff angereichert", erklärt Krzywon. Doch nicht nur unter ökologischen Aspekten wird das Lieserprojekt betrachtet. Auch dem Tourismus soll die Renaturierung dienen. In Neroth zum Beispiel sei durch Abbruch der Betonrinnen, durch die die Lieser floß, das Ortsbild aufgewertet worden. Die geschaffene Naturnähe soll den Touristen auch in Broschüren näher gebracht werden. Dazu schlägt Schmidt vor, Teile des Informationshefts "Die Lieser" den beteiligten Verbandsgemeinden für Werbezwecke zur Verfügung zu stellen. Nun stehen noch am Oberlauf der Lieser oberhalb von Daun Arbeiten an. Im Zuge der Bodenordnungsverfahren Boxberg, Beinhausen, Neichen wurden dort entlang der Lieser auf 6,5 Kilometer Länge und entlang der Nebengewässer auf 4,5 Kilometer Länge insgesamt 70,4 Hektar Öko- und Ausgleichsflächen sowie Gewässerrandstreifen ausgewiesen. "Für sie wollen wir Pflege- und Renaturierungskonzepte zur Mäanderbildung", sagt Schmidt. Dafür sollten idealerweise die Eigentümer - Schmidt kann sich da die Gemeinden vorstellen - sorgen. Sie hätten den Vorteil, Zuschüsse vom Land zu bekommen. Außerdem könnten sie sich die Flächen auf ihrem Ökokonto, gutschreiben lassen.

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