Befürworter im Aufwind

Hillesheim · Erst nach der Sommerpause wird klar, wo neue Windkraftanlagen (WKA) im Hillesheimer Land aufgestellt werden. Während sich vor allem CDU und FWG dafür einsetzen, dass mehr als die vom Planungsbüro vorgeschlagenen 25 neuen Windräder installiert werden, verfolgt Bürgermeisterin Heike Bohn (parteilos) eine Planung "mit Maß und Ziel".

Hillesheim. Angesprochen auf das Thema Windkraft, gibt sich Hillesheims Bürgermeisterin Heike Bohn derzeit äußerst zurückhaltend. Denn: "In manchen Orten birgt das Thema sehr viel sozialen Sprengstoff."
Besonders im Dreieck Wiesbaum, Leudersdorf, Kerpen rumort es seit geraumer Zeit: Dort, wo in der aktuellen Planung ein großes Areal für neue Anlagen vorgesehen ist, macht der Verein "Sturm im Wald" mobil und verweist auf die negativen Auswirkungen von vielen neuen Großanlagen im Wald (der TV berichtete). Doch auch anderswo werden nicht nur die künftigen Einnahmen für die Gemeindekasse gesehen.
Weiterer Abstimmungsbedarf


Zur überarbeiteten Planung will Bohn derzeit überhaupt nichts sagen und verweist auf "weiteren Abstimmungsbedarf" in nichtöffentlichen Bauausschusssitzungen. Mit einer Verabschiedung der Windkraftplanung rechnet sie "erst in der Verbandsgemeinderatssitzung im September".
Die Überarbeitung war notwendig geworden, weil sich die Mehrheit des VG-Rats Ende März gegen den Vorschlag des beauftragten Planungsbüros (und der Verwaltung) ausgesprochen hatte. Die Windkraft-Befürworter, allen voran die Ortsbürgermeister sowie die überwiegende Mehrheit der CDU- und der FWG-Fraktion, wollen mehr als die vorgeschlagenen 25 neuen WKA im Hillesheimer Land. Konkret haben sie sich dafür ausgesprochen, dass die vorsorglich als WKA-untauglich eingestuften Biotop-Flächen ebenfalls grundsätzlich als Windkraft-Standorte deklariert werden. Wie viele weitere potenzielle Flächen dadurch zustande kommen, wird nicht gesagt.
Bürgermeisterin Bohn versucht dennoch, weiterhin eine Planung "mit Maß und Ziel" zu verfolgen. Und auch an ihrer Aussage "Die Flächennutzungsplanung wird kein Wunschkonzert der Ortsgemeinden werden" hält sie fest. So werde sie sich dafür starkmachen, dass "einheitliche Kriterien fürs gesamte Gebiet der Verbandsgemeinde angelegt werden" - und nicht von Ort zu Ort unterschiedlich. Einerseits.
Andererseits weiß sie aber auch, dass die Flächennutzungsplanung später noch von jeder einzelnen Ortsgemeinde abgesegnet werden muss. "Daher ist es wichtig, dass wir uns im Vorfeld einigen, sonst verlieren wir ein weiteres Jahr, wenn es zu Ablehnungen kommt", sagt sie.
Schwierige Risikoabschätzung


Ob sie sich mit ihren Vorstellungen durchsetzen kann, ist aber fraglich. Denn gleich mehrere Gemeinden verhandeln lieber selbst mit Betreibern und haben das Angebot der Verwaltung, dies zu tun, abgelehnt. Bohn sagt: "Der Vorwurf, ich würde die Windkraftplanung blockieren, ist absolut nicht richtig. Ich versuche lediglich, vernünftig, ruhig und mit etwas mehr Abstand an die Sache ranzugehen und springe nicht so enthusiastisch mit zwei Füßen ins Thema wie manch anderer."
Grundsätzlich ist sie aber dafür, bei der Windkraft nicht nur auf Pachteinnahmen zu setzen, sondern "so viel Wertschöpfung wie möglich vor Ort zu erzielen". Nach ihrer Vorstellung sollten Gemeinden und Verbandsgemeinde - eventuell mit weiteren Partnern - eine Anstalt öffentlichen Rechts gründen und auch selbst Anlagen projektieren. Als "extrem schwierig" sieht sie dabei aber noch die Risikoabschätzung an. Deshalb würden dazu derzeit viel Gespräche geführt - mit Betreibern, Energieexperten, den heimischen Banken.
Auf die Frage, was sie in den kommenden zwei bis fünf Jahren bezüglich der Windkraft erwarte, antwortet die Bürgermeisterin: "Erstens mehr Geld für die ein oder andere Gemeinde, zweitens mehr Autarkie in der Energieversorgung und drittens Unfrieden in einigen Gemeinden."
Extra

Bernhard Jüngling, Vorsitzender der CDU-Fraktion (elf Sitze): "Die überarbeitete Planung kommt deutlich näher in die Richtung, die wir uns vorstellen. Wir sind aber nach wie vor für eine Konzentration von Flächen: auf drei bis vier Großstandorte in der gesamten Verbandsgemeinde." Zum Thema Solidarpakt sagt er: "Ich gewinne dem Solidaritätsgedanken viel ab. Es ist wichtig für die Akzeptanz, wenn alle etwas von den Windkrafteinnahmen haben - vor allem wenn sie selbst keine Anlagen aufstellen können, aber eventuell auf die vom Nachbarn gucken müssen." Johannes Pinn, Vorsitzender der FWG-Fraktion (neun Sitze): "Es war richtig und wichtig, die Biotopflächen nicht von vornherein herauszunehmen, sondern genauer hinzuschauen. Natürlich sind die alten Eichen- und Buchenwälder zu schützen, aber bei Fichten-Monokulturen und Windwurfflächen sehe ich das eben nicht. Zudem bin ich dafür, vorhandene Waldwege für die Erschließung zu nutzen und im Zweifelsfall eben nur den zweiteffizientesten WKA-Standort auszuwählen." Er plädiert an die Entscheidungsträger: "In den Wald gehen und sich die Standorte genau anschauen." Stefan Schmitz, Vorsitzender der SPD-Fraktion (vier Sitze): "Das Vorgehen, die Biotopflächen in die Windkraftplanung einzubeziehen, werden wir niemals unterstützen. Für uns ist der erste Plan mit bis zu 25 Anlagen, der vorgestellt wurde, das Maximum dessen, was das Hillesheimer Land verträgt. Es ist der bestmögliche Kompromiss zwischen neuen Einnahmen durch die Windkraft und dem Natur- und Landschaftsschutz. Wichtig ist jetzt, die Planung so zu visualisieren, dass man sich ein reales Bild der neuen Anlagen in der Landschaft machen kann. Ohne das wäre es grob fahrlässig, wenn Räte darüber abstimmen." Zum Thema Solidarpakt sagt er: "Wir machen unsere Zustimmung davon abhängig, dass es eine Beteiligung aller gibt." mh

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