Behörde lässt Wasser ab: Tiere in Not

Daun-Boverath · Aufregung in Boverath: Behörden haben aus Sicherheitsgründen Wasser aus dem Maubachweiher abgelassen, Tiere am Ufer sterben. Der Ortsbeirat wurde nicht über die Maßnahme informiert. Förster Joachim Lange konnte die Aktion stoppen, bevor der Weiher leerlief.

Daun-Boverath. Förster Joachim Lange traut seinen Augen kaum, als er am Maubachweiher in Boverath vorbeikommt. Der Wasserstand ist auf einmal stark gesunken, über einen Meter. Teichmuscheln liegen im Trockenen, in Pfützen am Ufer sind Kaulquappen vom Weiher abgeschnitten. "Das Getier im Uferbereich stirbt", warnt Lange.Grund für den gesunkenen Pegel: Behörden wollen das Wasser im über 100 Jahre alten Weiher ablassen und den Damm praktisch trockenlegen. Vertreter der Regionalstelle Wasserwirtschaft der SGD Nord, der Naturschutzbehörde, der Wasserbehörde, die Eigentümer und ein Planungsbüro haben am 4. Juli den Damm besichtigt und sich auf das Ablassen des Wassers um zwei Meter verständigt. Bereits 2012 wurde der Pegel um einen Meter gesenkt. "Anhand technischer Untersuchungen und Berechnungen ist belegt, dass es Sicherheitsdefizite im Bereich des Staudammes gibt", erklärt Verena Bernardy von der Kreisverwaltung Vulkaneifel auf TV-Anfrage.Lange, stellvertretender Ortsvorsteher, ist verärgert, dass kein Vertreter von Boverath über diese Pläne informiert wurde. Erst auf Nachfrage bekommt er Auskunft. Das plötzliche Ablassen des Wassers kann er nicht nachvollziehen: "Die Behörden hätten eigentlich Bedenken äußern müssen. Hier werden geschützte Tiere vernichtet." Im Weihergebiet leben Muscheln, Flusskrebse, Frösche, Libellenarten wie die Smaragdlibelle und Schnecken, die wiederum Nahrung für Schwarzstörche, Fischreiher und im Winter Wildkatzen bilden.Lange setzt sich mit dem Besitzer des Weihers, der Firma Eifelacker & Wald, in Verbindung und erklärt seine Bedenken. Die Firma stoppt daraufhin sofort das Senken des Pegels entgegen der Anordnung der Behörden. Ursprünglich sollten bis zum heutigen Montag die zwei Meter Wasser abfließen. "Wenn das so schnell geht, kommen die Tiere nicht vom Ufer weg", erklärt Lange. Die Kreisverwaltung meint dagegen: "Das Wasser wurde langsam abgelassen, um weitere Schäden am Damm zu vermeiden und auch aus Rücksicht auf die dortigen Lebewesen." Zukunft ungewiss

Wie es mit dem Maubachweiher in Zukunft weitergeht, ist unklar. "Der Wasserstand wird derzeit auf dem jetzigen Niveau belassen und nicht noch weiter abgesenkt", teilt Bernardy mit. Eine Instandsetzung des alten Dammes wäre sehr teuer. Bei einer Trockenlegung müssten die Tiere in jedem Fall umgesiedelt werden, sagt Lange. Eine Möglichkeit wäre, Flachwasserzonen am Ufer anzulegen. "Aber erst nach der Brut- und Laichperiode."Sollte der Maubachweiher verschwinden, wäre dies auch für die Anwohner Boveraths ein herber Verlust. "Er hat eine Bedeutung für das Dorf. Im Sommer waren die Menschen dort schwimmen, im Winter Schlittschuhlaufen", erzählt Lange. Ein Wanderweg bis nach Darscheid führt am Weiher vorbei. "Auch das wurde nicht berücksichtigt."Meinung

Viele FragenDas Vorgehen der Behörden am Maubachweiher wirft viele Fragen auf: Wie kann es sein, dass den Tieren von jetzt auf gleich ihre Lebensgrundlage entzogen wird? Haben die Naturschutzbehörden das nicht im Vorhinein bedacht? Und warum wurden die Bürger nicht darüber informiert, was mit ihrem Weiher passiert? Das Argument, der Damm stelle mitten im Hochsommer eine Art akuter Bedrohung dar, die sofortiges Handeln erfordere, ist nicht schlüssig. Für die Zukunft muss gelten: Entscheidungen bitte nur in Absprache zwischen Bürgern, Naturschützern und Behörden - und nicht von heute auf morgen. m.fromm@volksfreund.deExtra

Der Maubach entspringt bei Hörscheid und mündet in die Lieser. Die Deutsche Reichsbahn legte Ende des 19. Jahrhunderts bei Bove rath einen Staudamm als Wasserreservoir an. Durch unterirdische Rohre wurde Wasser zum Dauner Bahnhof geleitet, um die Dampflokomotiven zu versorgen. Heute ist das Gebiet Privatbesitz der Firma Eifelacker & Wald. 2012 wurden Fichten am Ufer gefällt und ein Kiesweg angelegt, um den Damm zu sichern. 1984 war das Maubachtal für zwei Jahre Naturschutzgebiet; eine Verlängerung wurde allerdings versäumt. maf

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