Bei Sternengucker und Trümmerfrau

Darscheid · Als Kind hat er auf Trümmerhaufen in Berlin gespielt, als Architekt in Düsseldorf viel beachtete Denkmalpflege betrieben: Heute lebt Gerd Mania (71) in Darscheid und schafft Skulpturen aus Streckmetall und Beton.

Der Bildhauer Gerd Mania mit seinen aus Streckmetall und Beton geschaffenen Skulpturen in seinem Atelier in Darscheid. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Der Bildhauer Gerd Mania mit seinen aus Streckmetall und Beton geschaffenen Skulpturen in seinem Atelier in Darscheid. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Darscheid. Alter Geiger, Charlie Chaplin, Bettler mit Hund, Soldat, spanische Marktfrau, Pinguine: Im Hof des ehemals bäuerlichen Anwesens sind Gerd Manias Skulpturen versammelt, lebensgroß, aus Beton und bunt bemalt, einige schon bemoost und mit Spuren von Verwitterung. Der Architekt und Künstler hat sie mit in die Eifel gebracht, als er vor einigen Jahren das in den 1970ern erworbene Ferienhaus in Darscheid zu seinem Hauptwohnsitz erklärte. Hier lebt er allein mit vier Katzen. "Ich bin ein Einsiedler und ein Eigenbrötler", sagt er mit seiner ihm eigenen Selbstironie, "aber ich mag meine Nachbarn und den Eifeler überhaupt." Er habe sich "aus dem ganzen Theater gelöst", erzählt er und meint Büro und Beziehungen in Düsseldorf.
Die frühere Scheune ist sein Atelier; ihre Geräumigkeit eignet sich hervorragend zum freien Kunstschaffen und zum Präsentieren der Skulpturen. Eine davon ragt meterhoch hinaus: die noch unvollendete Nofretete. Auf dem Werktisch entsteht aktuell als Hommage an seine Mutter eine "Berliner Trümmerfrau". Gerd Mania erzählt, dass er im Nachlass alte Schuhe entdeckt habe. "Solche trugen die Frauen, die aus den Trümmern Steine heraussuchten und den Mörtel abklopften", erklärt er.
Seine Arbeitsweise ist immer gleich: Gerd Mania formt Figuren aus Streckmetall, Eisenstäben und Draht, stopft sie mit Zeitungspapier aus und trägt mit einem alten Hirtenmesser aus Kreta ("und nur mit diesem!") ein Gemisch aus Zement, flüssigem Kunststoff und Wasser auf. Nach dem Trocknen gibt er ihnen mit Farbe den letzten Schliff.
Ein Dutzend der aktuellen Arbeiten geht Mitte März in eine Ausstellung nach Düsseldorf. Dort hatte Gerd Mania nach dem Studium in Berlin als Architekt zunächst im Hochbau und dann in der Denkmalpflege gearbeitet. Sein Credo: Kunst und Architektur gehören zusammen. Seine größten Erfolge: die Restaurierung der alten Schmiede Lohausen und der Kaiserpfalz-Ruine Kaiserswerth sowie ihre Nutzung für Ausstellungen, Konzerte und als Begegnungsstätte. Sein Wunsch: seine Skulpturen auch den Menschen seiner Eifeler Wahlheimat nahebringen zu können. bb

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort