Beim Bürgermodell können die Gerolsteiner mitbauen

Gerolstein · Auswahl getroffen: Martin Schambach, Künstler und Kunstlehrer am Sankt-Matthias-Gymnasium in Gerolstein, entwirft den Bürgerbrunnen. Ob dieses Modell oder der Röhrenbrunnen von Werner Bitzigeio letztlich auf dem Rondell-Vorplatz gebaut wird, entscheidet der Stadtrat.

Gerolstein. Das Ergebnis war eindeutig: 51 der anwesenden 68 Bürger sprachen sich für das Modell "Der Gerolsteiner Bürgerbrunnen" von Martin Schambach (40) aus. Der Künstler und Kunstlehrer am Sankt-Matthias-Gymnasium in Gerolstein setzte sich mit seinem Vorschlag in der Endausscheidung gegen das Modell von Ulrich Westerfrölke aus Kelberg-Köttelbach deutlich durch - und letztlich auch gegen sechs weitere Vorschläge, die bei der Bürgerversammlung im Rondell präsentiert wurden.
"Die Idee der Teilhabe der Bevölkerung an dem Brunnen hat mich begeistert, und daran habe ich mich auch festgebissen", sagte Schambach. Zentraler Bestandteil seines Modells ist es, dass die Bürger sich am Brunnen beteiligen können. Der Künstler erläutert: "In die runde Brunneneinfassung und die Sitzformationen drumherum, die aus Gussbeton hergestellt werden, sollen Dinge von Gerolsteiner Bürgern eingegossen und an der Oberfläche glattgeschliffen werden. Das kann alles Mögliche sein: Steine aus der Heimat oder dem Urlaub, eine Murmel, Glas." Voraussetzung sei nur, dass sich das Material mit dem Beton vertrage und der Brunnen so keine Schäden davontrage. Vorstellbar ist für den Künstler auch, dass der erste Stein öffentlich gegossen werde.
Schambach sieht einen weiteren positiven Randaspekt: "Die Bürger können so ihre Empörung in konstruktive Teilnahme umwandeln. Und so wird auch ein Stück Identität mit dem Kunstwerk geschaffen."
Der Brunnen hat ein rundes Becken. Darin eingearbeitet sind Erhöhungen, die die Erhebungen des Gerolsteiner Landes symbolisieren sollen. Aus ihnen soll Wasser sprudeln, das je nach Tageszeit unterschiedlich beleuchtet wird. Schambach: "Im Dunkeln soll es rot leuchtend sein, damit es aussieht wie Lava. Ein echter Hingucker." Das Wasser fließt dann durch Vertiefungen ab, die die Flussläufe der Vulkaneifel darstellen.
Andreas Stritzke, gemeinsam mit Thomas Regnery Initiator des Bürgerbegehrens gegen den Röhrenbrunnen von Werner Bitzigeio, für den sich der Stadtrat ausgesprochen hat (der TV berichtete), sagte nach der Entscheidung: "Das Modell ist klasse, aber auch die anderen Ideen, die innerhalb kürzester Zeit erarbeitet und hier vorgestellt wurden, waren tausendmal besser als die Vorschläge im Bauausschuss. Und die Bevölkerungseinbindung war ebenfalls wesentlich besser."
Vor allem zeigte er sich aber froh, dass eine so eindeutige Entscheidung gefällt wurde. Denn die Zeit drängt, da der Vorschlag bis 31. Oktober eingereicht werden muss. Bis dahin ist noch viel Detailplanung zu erledigen. So soll auch festgelegt werden, wie die Mutter-Kind-Figur von Künstler Ulrich Henn (vom alten Brunnen) in das neue Kunstwerk integriert werden kann. "Und wir müssen einen detaillierten Kostenplan aufstellen", sagt Thomas Regnery.
In Richtung des Gerolsteiner Stadtrats, vom dem gut ein Dutzend Mitglieder an der Versammlung teilnahm, appellierte Stritzke: "Ich hoffe, dass dies keine Alibiveranstaltung war, sondern wir wirklich eine 50-zu-50-Chance haben und der Stadtrat die Message verstanden hat."
Denn der Rat entscheidet letztlich, ob der Bürgerbrunnen von Martin Schambach oder der Röhrenbrunnen von Werner Bitzigeio auf dem Rondell-Vorplatz gebaut wird.Meinung

Beachtliche Leistung
Acht Vorschläge, 70 Bürger, eine Entscheidung: Mit der raschen und eindeutigen Einigung auf ein Modell, den Bürgerbrunnen von Martin Schambach, haben die Initiatoren des Brunnen-Bürgerbegehrens eine weitere beachtliche Leistung in Sachen Bürgerbeteiligung gezeigt. Und sie haben so ihre Chance gewahrt, dass nun doch noch ein Brunnen nach ihren Vorstellungen auf dem Rondell-Vorplatz errichtet wird. Das haben auch etliche Stadtratsmitglieder, die anwesend waren, zur Kenntnis genommen. Kaum vorstellbar, dass diese Leistung bei der abschließenden Entscheidung ignoriert wird. m.huebner@volksfreund.de

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