Beim Lokschuppen ist Dampf im Kessel

Gerolstein/Daun · Hier ein Bus für die Lebenshilfe, da Musikinstrumente oder Tore für einen Verein: Die Sparkassenstiftung im Kreis Vulkaneifel macht jedes Jahre viele Menschen glücklich. Jetzt gibt es Ärger um einen Spendenantrag von Jörg Petry, Geschäftsführer und Betreiber des Lokschuppens in Gerolstein.

Am Freitag nächster Woche entscheidet nicht nur der Verwaltungsrat der Kreissparkasse (KSK) Vulkaneifel darüber, ob Dietmar Pitzen oder Helmut Sicken ab Januar 2013 neuer Vorstandsvorsitzender der Bank wird. Am gleichen Tag beschließt auch der KSK-Stiftungsrat, welche Vereine und Institutionen in diesem Jahr finanziell unterstützt werden (siehe Extra).

Wer genau wie viel von den mindestens 66.000 Euro bekommt, legt der Stiftungsrat fest. In der Regel müssen Förderwünsche im Vorfeld bei dem Gremium beantragt werden, dem Noch-Landrat Heinz Onnertz als Vorsitzender vorsteht. Dass er nun von der Eifelzeitung der "Günstlingswirtschaft" in Zusammenhang mit der Stiftung beschuldigt wird, empört ihn. Er sagt: "Im Stiftungsrat gab es bislang nie eine politische Debatte, es wurde immer nach dem Bedarf und Zweck entschieden. Die jetzigen Behauptungen sind bodenlos."

Laut "gut unterrichteter Kreise", so die Behauptung, sollen sich Onnertz, der der SPD nahesteht, und die KSK-Verwaltungsratsvorsitzende Astrid Schmitt (SPD) dafür eingesetzt haben, dass Jörg Petry einen Zuschuss für eine mobile Bühne für den Lokschuppen erhält. Petry ist Geschäftsführerender Gesellschafter der gemeinnützigen Bahnbetriebswerk Gerolstein GmbH, die den Lokschuppen betreibt. Und er ist SPD-Mann.
Der Landrat sagt: "Ich habe nie einen solchen Antrag in Auftrag gegeben. Ich kenne ihn lediglich aus einer Anfrage von Petry und einem Vorgespräch innerhalb des Stiftungsrats." Als bedenklich erachtet er es aber, dass solche "Interna nach außen getragen", "Tatsachen verdreht" und "widerliche Lügen verbreitet" werden.
Auch Kulturmanager Petry spricht von einer "gezielten Indiskretion" und "unsäglichen Behauptungen". Nach eigenem Bekunden hat er in der Tat einen Zuschussantrag für eine mobile Bühne beim Stiftungsrat eingereicht. "Auf Anraten von Matthias Pauly", wie er sagt. Der ist Bürgermeister der Verbandsgemeinde Gerolstein und bei der CDU. Petry berichtet: "Zunächst bin ich mit meinem Anliegen ans Gerolsteiner Rathaus herangetreten. Pauly hat mich dann auf den Stiftungsrat aufmerksam gemacht, dem er selbst angehört." Daraufhin habe er, so Petry, sich an Vorsitzenden Onnertz gewandt. Der wiederum habe gesagt, dass er einen Antrag stellen müsse. "Das habe ich gemacht, und ihn an Sparkassenvorstand Pitzen geschickt und auch den Gerolsteiner KSK-Filialleiter Peter Scholzen informiert", sagt Petry.

CDU-Mann Pauly bestätigt diese Version. Er sagt: "Herr Petry ist zunächst an die Stadt und die Verbandsgemeinde Gerolstein mit einer Zuschussbitte für eine mobile Bühne herangetreten. Da beide finanziell nicht auf Rosen gebettet sind, habe ich ihn darauf hingewiesen, dass es auch die Sparkassenstiftung gibt und er es dort doch mal versuchen solle." Es ist laut Pauly auch kein Geheimnis, dass Stadt und Verbandsgemeinde Gerolstein hinter dem Lokschuppen stehen. Pauly: "Das ist ein ganz wichtiges Projekt für uns, weil es viele Gäste in die Region bringt. Daher unterstützen wir es auch gerne im Rahmen unserer Möglichkeiten."
Bei der derzeitigen Aufregung ist erst einmal in den Hintergrund gerückt, weshalb Petry die mobile Bühne will, die nach seinen Angaben rund 50 000 Euro kostet. "Bei jeder größeren Veranstaltung müssen wir uns eine leihen, was stets mit 1000 Euro zu Buche schlägt", sagt er. In diesem Jahr haben nach Auskunft des Betreibers die 35 öffentlichen Veranstaltungen im Lokschuppen rund 20 000 Besucher in die Eifel gelockt.Meinung

Stiftung: Ein fragliches Modell
Dank der Zuschüsse der Sparkassenstiftung können viele Vereine und gemeinnützige Organisationen ihre Arbeit besser machen. Also eine gute Sache? Ja. Und Nein! Denn die Vergabe des Geldes - das von den Kunden der KSK stammt - ist erstens nicht klar und nachvollziehbar geregelt, zweitens lässt sich über die demokratische Legitimierung des Gremiums ebenfalls streiten. So kommt es, dass beim Stiftungsmodell grundsätzlich der Mauschelei Tür und Tor geöffnet sind. Nicht nur im Vulkaneifelkreis. Gerechter wäre es, die KSK würde auch diese Überschüsse direkt an den Kreis weiterleiten. Dann würden Projekte nach einer mehrheitlich vom Kreistag bestimmten und öffentlich vorgestellten Prioritätenliste gefördert. Diese Vorstellung wird aber zumindest solange eine Utopie bleiben, wie die Kreise systematisch unterfinanziert sind. Denn solange ist es ihnen auch verboten, Vereine und andere gemeinnützige Organisationen finanziell zu unterstützen. m.huebner@volksfreund.deExtra

Die Stiftung der Kreissparkasse Vulkaneifel besitzt ein Vermögen von 2,5 Millionen Euro. Von den jährlichen Zinserträgen (derzeit rund 100 000 Euro) müssen laut Satzung mindestens zwei Drittel (66 000 Euro) ausgeschüttet werden. Nutznießer sind Vereine, Initiativen, Organisationen im sozialen, kulturellen und sportlichen Bereich. Bei der Vergabe wird darauf geachtet, dass in alle Verbandsgemeinden in etwa gleich viel Geld fließt. Dem Stiftungsrat, der über die Verteilung des Geldes entscheidet, gehören an: als Vorsitzender kraft Amtes der Landrat (Heinz Onnertz) sowie Matthias Pauly (CDU), Johannes Dreimüller (SPD), Lothar Schun (FWG) und KSK-Mitarbeiter Lothar Düx. mh

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort