Belastete Erde am künftigen Wasserspielplatz in Gerolstein

Gerolstein · Unvorhergesehenes Problem beim Kyllumbau: Beim Ausbaggern der Kabelschächte und des Areals für den Wasserspielplatz ist mit Teer-Rückständen belastetes Erdreich zutage gefördert worden. Um eine teure Entsorgung eventuell noch zu vermeiden, ist eine weitere Bodenuntersuchung in Auftrag gegeben worden.

 Beim Umbau der Kyll in Gerolstein bereitet belasteter Erdaushub Probleme. Dennoch ist das millionenschwere Vorhaben nach Aussage der Verantwortlichen noch im Zeitplan. TV-Foto: Mario Hübner

Beim Umbau der Kyll in Gerolstein bereitet belasteter Erdaushub Probleme. Dennoch ist das millionenschwere Vorhaben nach Aussage der Verantwortlichen noch im Zeitplan. TV-Foto: Mario Hübner

Foto: (e_gero )

Gerolstein. "Das besagte Erdreich weist nur für eine Stoffgruppe eine Belastung auf, die minimal über dem Grenzwert liegt. Wir sollten daher eine weitere Analyse in Auftrag geben. Falls diese die erste Untersuchung bestätigt, müssen wir das Erdreich eben teuer entsorgen. Falls nicht, kann es ohne Weiteres zum Beispiel für einen Lärmschutzwall verwendet werden." Diesem Vorschlag von Stadtratsmitglied und Diplom-Geologen Peter Bitschene (CDU) folgte der Gerolsteiner Bauausschuss einstimmig.

Denn zweierlei wollen die für das Millionenprojekt Kyllumbau Verantwortlichen auf jeden Fall vermeiden: eine weitere (unnötige) Kostenerhöhung und eine Zeitverzögerung. Die Kosten des Projekts waren anfangs mit maximal einer Million Euro für den ersten Bauabschnitt veranschlagt. Inzwischen liegen sie bei 1,25 Millionen Euro. Das in drei Bauabschnitte unterteilte Gesamtvorhaben soll dennoch weiterhin im Rahmen von drei Millionen Euro bleiben.
Daher erlegte sich der Bauausschuss ein zeitliches Limit auf. Nächste Woche soll auf Basis des neuen Gutachtens und in Abstimmung mit der unteren Wasser- und der Naturschutzbehörde die Entscheidung gefällt werden, ob das mit Teer-Rückständen belastete Erdreich für bestimmte Zwecke weiterverwendet werden darf oder eben teuer entsorgt werden muss.

Die Stadt hat sich schon einmal ein Angebot eingeholt. Demnach kostet die Entsorgung der 600 Tonnen Erdreich 17 600 Euro.
"Das würde uns wehtun", sagte Gerolsteins Stadtbürgermeister Friedhelm Bongartz (CDU). Er verwies aber auch darauf, dass das Problem unvorhergesehen aufgetreten sei. Denn laut Bongartz sind im Vorfeld der Arbeiten vier Bodenproben genommen worden. Drei im Stadtpark und eine im Bereich des künftigen Wasserspielplatzes. "Nirgends war eine Schadstoffbelastung festgestellt worden", sagte der Stadtbürgermeister. Grünen-Ratsmitglied Tim Steen, der von Anfang an die Kostenentwicklung beim Projekt im Blick hat und auf deren Einhaltung drängt, merkte an: "Ich habe Bedenken wegen des Baufortschritts." Er fragte den Vertreter des Planungsbüros konkret:

"Wie sieht es vor dem Hintergrund des aktuellen Problems damit aus?"
Antwort: "Wir liegen gut im Zeitplan. 14 Tage können wir um die Erdhaufen drum herum bauen, dann müssen sie weg."
Er hatte aber eine noch positivere Nachricht: "Die Kosten für die Entsorgung, falls sie notwendig wird, werden ebenfalls zu 90 Prozent vom Land gefördert." Daher meinte Stadtbürgermeister Bongartz: "An der Stadt blieben im Falle der Entsorgung 2000 Euro Zusatzkosten hängen. Das ist zwar nicht schön, aber eine Bauverzögerung wäre erheblich schlimmer."
Bis Anfang nächster Woche soll das Ergebnis vorliegen. Unmittelbar danach will Bongartz die Entscheidung fällen, was mit dem Aushub passiert. Der Ausschuss, der bis dahin nicht nochmals zusammenkommt, hatte ihn dazu ermächtigt.Meinung

Professionelles Vorgehen
Es ist gut, wenn der Bauausschuss der Stadt Gerolstein ausführlich darüber diskutiert, ob die Mehrkosten für die Entsorgung von belastetem Erdaushub nicht doch eingespart werden können. Es zeigt: Beim Thema Kostensteigerung wird inzwischen eine deutlich höhere Sensibilität an den Tag gelegt als noch zu Beginn des Projektes. Das belegt auch die Tatsache, dass es inzwischen ein wöchentliches Treffen der Verantwortlichen in Sachen Kyllumbau gibt. Das ist professionell. Dazu bedurfte es aber erst eines offensichtlich zu gutgläubigen Herangehens an das Millionenprojekt, Pannen und eines gehörigen politischen Streits. Diesmal ist aber niemandem etwas vorzuwerfen: Der Boden ist im Vorfeld punktuell untersucht worden, und es wurde nichts gefunden. Und nun wird rasch und transparent nach einer optimalen Lösung des Problems gesucht. Es ist daher vertretbar, dass die Stadt weitere 1000 bis 2000 Euro in die Hand nimmt, um ein zweites Bodengutachten erstellen zu lassen. Denn die erste Analyse ging schließlich nur von einer leichten Belastung und einer minimalen Überschreitung der Grenzwerte aus. Danach muss aber umgehend eine Entscheidung her. Denn schlimmer als die Mehrkosten von knapp 18.000 Euro für den Steuerzahler beziehungsweise 2000 Euro für die Stadt wäre eine mehrwöchige Bauverzögerung. Denn die könnte, angesichts der noch vielen Arbeit, dazu führen, dass die Baustelle nicht vor Winter abgeschlossen ist. Und dann wird es richtig ärgerlich - und teuer. m.huebner@volksfreund.deExtra

Stadtbürgermeister Friedhelm Bongartz (CDU) hat im Rahmen des Kyllumbaus in Gerolstein nach Rücksprache mit dem Beigeordneten Herbert Lames sowie Büroleiter Hans-Josef Hunz und Bauamtsleiter Carsten Schneider bereits Mitte April einen Auftrag über knapp 6400 Euro an das RWE vergeben. Dafür soll im neuen Park an der Kyll die vorhandene Straßenbeleuchtung erneuert und durch eine LED-Beleuchtung ersetzt werden. Es werden fünf Laternen aufgestellt. Der Bauausschuss, der eigentlich solche Aufträge vorab zu beschließen hat, hat dieses Vorgehen im Nachhinein gebilligt. Bongartz hatte seine Entscheidung damit begründet, dass die Tiefbauarbeiten bereits im Gang waren und das RWE für die Verlegung der Kabel einen Auftrag benötigt habe. Ansonsten wäre es zu Verzögerungen gekommen oder der bereits gezogene Graben wäre zugeschüttet und später wieder aufgebaggert worden - was zu Mehrkosten geführt hätte. mhExtra

Der Erdaushub an der Kyll enthält Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK): laut Messung 7,87 Milligramm pro Kilogramm Erdreich. PAK sind krebserregend und erbgutverändernd. Je nach Verordnung gilt ein Grenzwert von 5 oder 9 Milligramm. Nur leicht belastetes Erdreich, dessen Kontamination darunter liegt, darf eingebaut werden - unter Straßen oder als Lärmschutzwall. Stärker belastetes Material muss entsorgt werden. mh

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