Belegschaft verunsichert, Personalrat schweigt

Daun/Gerolstein · In der Belegschaft der Kreissparkasse Vulkaneifel herrscht nach TV-Recherchen große Verunsicherung, wie es nach der versagten Vertragsverlängerung von Bankchef Dieter Grau ab 2013 weitergeht. Der Personalrat hält sich bedeckt. In der heutigen Sitzung des Verwaltungsrats, an der auch die Sparkassenaufsicht teilnimmt, geht es erneut um Grau.

 Die KSK Vulkaneifel durchlebt derzeit alles andere als friedliche Zeiten. TV-Foto: Mario Hübner

Die KSK Vulkaneifel durchlebt derzeit alles andere als friedliche Zeiten. TV-Foto: Mario Hübner

Daun/Gerolstein. Ausschließlich ohne Nennung ihres Namens sind derzeit Mitarbeiter der KSK Vulkaneifel bereit, etwas zur Stimmung in ihrem Unternehmen zu sagen. Zu groß sind die Unsicherheit, aber auch die Angst um den Job. Daher kommt der TV ausnahmsweise auch der Bitte nach, die Namen derjenigen, die überhaupt den Mut haben, sich zu äußern, nicht zu veröffentlichen. Denn viele winken von vornherein ab, wenn man ihnen Fragen zur aktuellen Stimmungslage im Unternehmen stellt.
"Hier sind alle total verunsichert, wie es mit einem selbst und der Bank weitergeht. Deswegen will ja auch keiner öffentlich den Mund aufmachen", heißt es. Und weiter: "Als wir gehört haben, dass Dieter Grau abgesetzt wird, waren wir alle entsetzt. Diese Entscheidung des Verwaltungsrats spiegelt auf jeden Fall nicht unsere Meinung wider", lautet die zentrale Stellungnahme aus Reihen der Belegschaft.
Zwar habe es, wie in jedem anderen Unternehmen auch, mal Verärgerung über die ein oder andere Entscheidung des Chefs gegeben, aber grundsätzlich infrage gestellt worden sei die Arbeit von Grau nie. "Wieso auch? Unser Haus steht seit Jahren gut da, wir werden gut bezahlt, bekommen viele Sozialleistungen, und alle erhalten eine gute Ausbildung", heißt es.
Und was sagt der Personalrat, die Vertretung der Belegschaft, zu diesen Aussagen? Vorsitzende Lya Sammer, die seit gut einem Jahr im Amt ist, nachdem Rainer Cronenbroeck den Job niedergelegt hatte, gab sich auf TV-Anfrage bedeckt. Sie teilte im Namen des gesamten Personalrats mit, dass dieser "zum aktuellen Zeitpunkt keine Stellungnahme für das Gesamtpersonal" abgibt. Begründung: "Die von Ihnen gestellten Fragen betreffen Interna der Kreissparkasse Vulkaneifel, welche wir nicht in der Öffentlichkeit stellvertretend für alle Mitarbeiter behandeln möchten beziehungsweise können."
Bislang hat es lediglich eine Betriebsversammlung nach der Entscheidung gegen Grau gegeben - am Tag danach. Gründe für die Entscheidung seien da aber nicht genannt worden. Eine weitere Zusammenkunft ist nach TV-Informationen in zwei Wochen geplant. Auf die Frage, wieso nicht schon zwischenzeitlich eine weitere Versammlung einberufen worden sei, um Gründe zu erfahren und über die Zukunft der Bank sprechen zu können, gab der Personalrat aber ebenso wenig eine Antwort wie auf Fragen nach der Stimmung in der Belegschaft und nach der Akzeptanz der Arbeit des Vorstands aus Sicht der Mitarbeiter.
Als sicher gilt nach TV-Informationen auch, dass nach der ersten Versammlung eine Unterschriftenliste rundgegangen ist, bei der sich die große Mehrheit der Belegschaft für einen Verbleib von Grau als Vorstandsvorsitzender der Bank ausgesprochen hat. Diese Liste musste nach TV-Informationen im Beisein des Personalrats im Schredder vernichtet werden. Auch darauf keine Antwort des Personalrats.
Und weil bis heute noch immer keine Gründe für die Personalentscheidung genannt worden sind, schießen auch innerhalb der Belegschaft die Spekulationen ins Kraut. Sie reichen von "Das ist eine persönliche Sache" über "Der Verwaltungsrat übernimmt die Macht in der Bank" bis hin zu "Die Bank wird fusionsreif geschossen" und "Der Vorstand ist handlungsunfähig".
Der TV hat auch Bankchef Dieter Grau mit diesen Aussagen konfrontiert. Auf die Frage, ob er noch Herr im eigenen Haus sei, sagte er: "Ich bin bis zum 31. Dezember dieses Jahres der Vorstandsvorsitzende und werde dieses Amt auch bis zum letzten Tag meines Vertrags ausüben. Ich habe nach wie vor Weisungsbefugnis und werde davon auch Gebrauch machen, wenn es notwendig ist." Zur Stimmung in der Bank sagt Grau: "Es herrscht Unverständnis. Aber mir wurden ja selbst bis heute keine Gründe genannt." Wie der TV weiter erfuhr, haben sich bereits einige Mitarbeiter Zwischenzeugnisse ausstellen lassen. Das bestätigt Grau auf Nachfrage: "Wir haben es hier aber nur mit einer Handvoll Mitarbeiter zu tun. Ich sehe da aber keine Abwanderungsgefahr. Das sind alles gute Leute, die einfach ein Stück Sicherheit wollen und dazu auch das Recht haben." Eine Abwanderungswelle von Kunden hat es laut Grau bislang nicht gegeben.
Dennoch appelliert er an den Verwaltungsrat, der heute mit Beteiligung der Sparkassenaufsicht des Landes tagt: "Es muss rasch eine Regelung für die Zeit nach 2012 her, damit wieder Ruhe reinkommt."
Die Sparkassenmitarbeiter im Verwaltungsrat der Bank haben auf eine TV-Anfrage nicht reagiert. Die Sparkassenaufsicht des Landes teilte indes mit, dass sie sich vor der Verwaltungsratssitzung nicht zu den Fragen des TV äußern wollte.
Am heutigen Freitag, 13. Januar, trifft sich der KSK-Verwaltungsrat zu einer nicht öffentlichen Sondersitzung. Teilnehmen wird nach TV-Informationen auch die Sparkassenaufsicht des Landes. Zentrales Thema sind "Vertragsangelegenheiten", also der Vertrag von Bankdirektor Dieter Grau, der zum Jahresende ausläuft und vom Gremium in der vergangenen Sitzung nicht verlängert worden war.

Extra

Im Personalrat der KSK Vulkaneifel sitzen sieben stimmberechtigte Mitglieder. Vier davon gehören auch dem Verwaltungsrat der Bank an: Rainer Cronenbroeck, Karl-Heinz Kirwel, Lothar Düx und Peter Scholzen. Die Riege komplettieren Monika Barion, Marlin Denskat und Vorsitzende Lya Sammer sowie mit beratender Stimme ein Vertreter der Auszubildenden und einer der Schwerbehinderten. mh

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