Heimatliebe Eine Wanderung mit Geschichte - Berndorf bekommt einen neuen Kulturwanderweg

Berndorf · Den Blick auf die Kultur und Vergangenheit des Dorfes lenken und traumhafte Ausblicke genießen: Das ist das Anliegen des neuen Berndorfer Kulturwanderwegs mit 18 Stationen.

 Stelldichein beim Schellenmann an der zweiten Station des Wanderwegs: (von links) Paul Becker, Jürgen Berg, Charly Hermes

Stelldichein beim Schellenmann an der zweiten Station des Wanderwegs: (von links) Paul Becker, Jürgen Berg, Charly Hermes

Foto: Brigitte Bettscheider

(bb) Mit dem Ortswappen und dem Bekenntnis zu seinem Heimatdorf hat Charly Hermes sogar ein T-Shirt bedrucken lassen: „Egal, wo ich mich herumtreibe, Berndorf wird immer mein Zuhause sein.“ Doch das allein reicht dem 64-Jährigen nicht. Es treiben ihn - besonders seit er im Ruhestand ist - auch Gedanken und Ideen um, was man zu Gunsten der 550-Seelen-Gemeinde im Hillesheimer Land realisieren könnte. „Es gibt so viele kulturell interessante Punkte, an denen wir oft achtlos vorbeilaufen“, erklärt er zu seiner Motivation für das aktuelle Projekt, den Berndorfer Kulturwanderweg. Im Herbst letzten Jahres stellte Charly Hermes dem Gemeinderat die Idee vor. „Wir waren gleich überzeugt von der Initiative“, erinnert sich der erste Beigeordnete Paul Becker, der gemeinsam mit Charly Hermes und Jürgen Berg das Wanderweg-Kernteam bildet. Weitere Freiwillige wirkten an der Realisierung mit, darunter die gebürtige Berndorferin Brigitte Bischoff, Grafikerin aus Hillesheim.   

   Rein rechnerisch umfasst der Rundweg 7,4 Kilometer und überwindet einen Höhenunterschied von 148 Metern. Auf einer Länge von drei Kilometern führt er über den Eifelsteig. Zwei Wanderstunden sind veranschlagt. Doch was ihn weit mehr als diese Zahlen ausmacht, sind die historischen und landschaftlichen Besonderheiten und Schönheiten am Wegesrand, 18 an der Zahl, davon sieben innerhalb des Dorfes. Start- und Zielpunkt ist die Alte Wehrkirche St. Peter. Wer von ihrem Parkplatz aus los geht, erfährt sodann an den einzelnen Stationen Hintergründe und Historisches entweder aus den Beschreibungen im Flyer (sie liegen an der ersten Station zum Mitnehmen aus) oder auch durch Abruf mit einem Smartphone per QR-Code. Wobei die Wegepunkte in Hochdeutsch und im Berndorfer Dialekt genannt werden – eine freundliche Geste an Gäste und Einheimische gleichermaßen.

   Eine Wegemarke an einem Pfosten oder an einem Laternenmast und ein fußballgroßer grüner Punkt auf dem Weg bedeuten: Achtung, Sie haben die nächste Station erreicht, bitte stehenbleiben und anschauen! Zum Beispiel den Kreuzweg aus dem Jahr 1898, der mit seiner blau-weißen Farbgebung weit und breit einmalig ist. Oder die Bronzefigur „Schellenmann“, die an die frühere dörfliche Tradition erinnert, wichtige öffentliche Bekanntmachungen mit der Schelle auszurufen. Auch all die aus der Volksfrömmigkeit stammenden Kreuze: die Fußfallkreuze an Scholze Eck, an der Ecke Lindenstraße/Hinterm Zaun, an den vier Bäumen und bei Gehner Michel; das mehr als 300 Jahre alte Kreuz an der noch mal 100 Jahre älteren Linde bei Lenzen, das Pestkreuz Siechenhäuschen oder das große Holzkreuz, das Kriegsteilnehmer 1947 aus Dankbarkeit für ihre Heimkehr aus dem zweiten Weltkrieg „über Jischbühl“ errichtet hatten.

Bis die Alte Wehrkirche wieder erreicht wird, passiert man noch den Findling „Langer Stein“ und das Biotop Lehmkuhl. Und hat während der Tour immer wieder Gelegenheit zu Panoramablicken – auf das Dorf, Richtung Nürburg, Nürburgring und Arensberg, bei guter Witterung auch bis nach Belgien.

Das Projekt hat rund 4000 Euro gekostet. Das Geld für Kartenmaterial, Logo, Schilder, Wegepfosten, Schautafel, Flyer und zwei Waldsofas stammt überwiegend aus Spenden des Bürgerdienstes Lepper e.V. und des Fördervereins Alte Wehrkirche sowie vom Energiedienstleister und Infrastrukturanbieter „Westenergie“.

     „Haste jut jemacht“, habe ihm neulich ein Berndorfer Bürger wegen des Kulturwanderwegs zugerufen, freut sich Charly Hermes. Und er lacht, weil ihn jemand gefragt hat, was eigentlich ein „Fußballkreuz“ sei. Wovon es doch so viele in Berndorf gebe.

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