Besondere Gene

Im 16. Jahrhundert war das Grafengeschlecht der Manderscheider zur mächtigsten Dynastie in der Eifel aufgestiegen. Sie hatten sich, nicht nur durch Heirat, neben anderen die Herrschaft von Malmedy, Schleiden, Blankenheim, Neuerburg, Bettingen, die der Abtei Prüm und die von Gerolstein sowie die Hälfte der Grafschaft Daun einverleibt.

Politisch geschickt behaupteten sich die Manderscheider auch gegenüber der Obrigkeit, verkörpert durch mächtige Herzöge und eroberungswütige Erzbischöfe. 1780 allerdings starben sie aus, doch die Gene ihrer adligen Vorfahren haben sich die Manderscheider erhalten. Nennen wir es, nach einem berühmten Niederburg-Recken, das "Dietrich-Gen".

So forderte der Stadtrat von Manderscheid schnelle Verhandlungen über die Vergrößerung ihrer Grafschaft - wegen der Kommunalreform. Was liegt da näher, dass die Manderscheider, eingedenk ihrer früheren Besitztümer, die Kreisgrenze im Norden überschreiten und der Verbandsgemeinde Daun einige Orte abluchsen, um die neue Grafschaft Südliche Vulkaneifel zu bilden? Bis Gerolstein sind es auch nur wenige Kilometer. Vorsicht also vor der Wirkung des "Dietrich-Gens", und zwar im Umkreis von mindestens 30 Kilometern um Manderscheid! Wer weiß, was die sonst noch vorhaben. Die Geschichte hat gezeigt, dass sie selbst Kurfürsten und Erzbischöfen trotzen, da sind Landräte vergleichsweise arme Würstchen. Allen Kommunen sei empfohlen, sich nicht auf ein Duell einzulassen. Denn dass die Manderscheider kämpfen können, ist belegt - siehe oben. Und bis heute proben sie, um allzeit bereit zu sein, alljährlich auf der Turnierwiese. Vorsicht ist geboten, glaubt

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