Bessere Aussichten für ältere Arbeitslose

Das Job-Center in Daun hat im August eine Kampagne gestartet, die gezielt Menschen über 46 Jahre in den Arbeitsmarkt integrieren soll. In der ersten Zwischenbilanz ziehen die Verantwortlichen nach drei Monaten ein positives Fazit.

 Mit diesem Kartenspiel wirbt das Job-Center für die Kampgane „Erfahrung ist Trumpf“. TV-Foto: Archiv/Anke Scholz

Mit diesem Kartenspiel wirbt das Job-Center für die Kampgane „Erfahrung ist Trumpf“. TV-Foto: Archiv/Anke Scholz

Daun/Gerolstein. Flink läuft Marina Groß mit zwei Tellern durch die Gänge des Restaurants Burghof, richtet Salate an und kümmert sich um alles, was gerade so anfällt. Seit fünf Wochen steht die 49-Jährige mit beiden Beinen im Berufsleben - und ist glücklich, dass sie wieder arbeiten gehen darf und ihr eigenes Geld verdient. "Mich macht das verrückt, zu Hause rumzusitzen, ich muss arbeiten", erzählt sie.

Im Frühjahr hatte sie ihren Job verloren. Sie durchforstete Stellenanzeigen in der Zeitung und im Arbeitsamt. Beim Job-Center in Daun wurde sie schließlich fündig. Im Rahmen der Kampagne "Erfahrung ist Trumpf" konnte sie in eine Halbtagsstelle im Service vermittelt werden.

Durch diese Kampagne sollen seit August 2010 gezielt ältere Arbeitslose zwischen 46 und 64 Jahren wieder in Betriebe eingegliedert werden. Mehr als 1200 Unternehmen in der Vulkaneifel wurden dafür angesprochen, mit Info-Material versorgt und nach offenen Stellen gefragt. Eine ungewöhnliche Vorgehensweise, denn normalerweise kommen die Betriebe auf das Job-Center zu. 219 zu besetzende Arbeitsplätze sind seither gemeldet worden.

Im Job-Center in Daun sind die Mitarbeiter zufrieden mit dem Ergebnis der Kampagne. "Uns ist es gelungen, mit den Unternehmen und Arbeitgebern vor Ort ins Gespräch zu kommen", sagt Franz-Josef Jax, Leiter des Job-Centers. Drei Arbeitslose über 46 Jahre wurden so wieder in den Arbeitsmarkt integriert. Zwei weitere haben die Aussicht, nach einem Praktikum übernommen zu werden. Jax: "Durch das Programm haben wir Stellen für alle unsere Personengruppen gefunden." Neun jüngere Langzeitarbeitslose wurden so ebenfalls vermittelt, sieben machen derzeit ein Praktikum.

Überzeugt von ihren Chancen war Marina Groß anfangs dennoch nicht. Sie sei mit "gemischten Gefühlen" zum Vorstellungsgespräch gegangen. Schließlich habe sie oft erlebt, dass Jüngere Älteren vorgezogen würden. "Dabei können wir genauso viel arbeiten wie die Jugend."

Das weiß auch Albrecht Land. Er ist für die Restaurants Burghof und Jolly da Capo in Daun verantwortlich und hat Groß nach kurzem Probearbeiten eingestellt - gerade wegen ihres Alters. "Ab einem gewissen Alter sind die Menschen einfach zuverlässig und belastbar", erläutert er seine Entscheidung. Generell sei es aber wichtiger, dass jemand gut ins Team passt. Derjenige könne dann auch älter sein.

Meinung

Nicht ausruhen!

Die Anstrengungen, die unternommen werden müssen, um Arbeitslose - vor allem ältere - wieder in Lohn und Brot zu bringen, sind mühsam und kostspielig. Rund 75 Millionen Euro Kosten bei 5000 Vermittlungen bedeuten im Schnitt 15 000 Euro pro Erfolg. Das ist kein Pappenstil. Dennoch: 5000 Vermittlungen in Rheinland-Pfalz und im Saarland sowie 103 im Landkreis Vulkaneifel innerhalb der vergangenen drei Jahre sind beachtlich. Diese Zahlen, hinter denen sich das Schicksal von vielen Familien versteckt, zeigen, dass das hier eingesetzte Steuergeld gut angelegt ist. Es ist ebenfalls erfreulich festzustellen, dass die Jobvermittler regelmäßig neue Aktionen wie die aktuelle Marketingkampagne starten und auf Unternehmen zugehen, um Menschen in Lohn und Brot zu bringen. Ein Grund, sich auf den Lorbeeren auszuruhen, ist das aber nicht. m.huebner@volksfreund.deExtra Arbeitslosenquote: Im Landkreis Vulkaneifel waren im Oktober 2010 1496 Menschen arbeitslos. Das sind 70 mehr als im Oktober 2009. 974 der Arbeitslosen waren zwischen 25 und 55 Jahre alt. In der Altersgruppe der 55- bis 65-Jährigen waren 343 Menschen arbeitslos gemeldet. Im Job-Center des Landkreises Vulkaneifel, der seit 2005 als Optionskommune gilt, werden - unabhängig von der Arbeitsagentur - Sozialhilfe-Empfänger und Arbeitslose, die Arbeitslosengeld (ALG) II beziehen, betreut. Arbeitslose, die Anspruch auf ALG I haben, werden im Kreis Vulkaneifel von der Geschäftsstelle Gerolstein der Arbeitsagentur betreut. Perspektive 50plus: Das Pilotprojekt "Erfahrung ist Trumpf" ist Teil des Bundesprogramms "Perspektive 50plus" zur Verbesserung der Chancen Arbeitsloser zwischen 50 und 60 Jahren. Für das Saarland und Rheinland-Pfalz stehen dabei für dieses Jahr rund 25 Millionen Euro zur Verfügung. In drei Jahren sind dort 5000 ältere Menschen in Lohn und Brot gebracht worden. Das Job-Center des Kreises betreibt mit diesen Mitteln auch ein Vermittlungscenter und hat zwei Fallmanager extra für ältere Arbeitslose eingestellt. Seit 2008 wurden dadurch im Kreis 103 Über-50-Jährige vermittelt. (hsc)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort