Bestohlene Sparkassenkundin will klagen

Dau/Gerolstein · Nach dem Aufbruch eines Geldautomaten der Sparkasse in Daun vor einem Monat ist nun ein Sicherheitscontainer mit zwei neuen Terminals aufgestellt worden. Unterdessen kommt heraus, dass bei dem Aufbruch der Schließfächer im Februar doch Geld geklaut wurde. Schadenersatz leistet die Bank aber nicht, weil laut Verträgen dort nur Sparbücher deponiert werden durften. Mindestens eine Kundin will klagen.

Dau/Gerolstein Hightech hält Einzug bei der Kreissparkasse (KSK) Vulkaneifel in Daun: Im Rahmen des gut zwölf Millionen Euro teuren Umbaus der Hauptfiliale in Daun sind nun auch zwei neue Geldautomaten in Betrieb genommen worden. Laut Vorstandsvorsitzendem Dietmar Pitzen wäre dies ohnehin im Rahmen des Umbaus geschehen. Durch den Aufbruch des alten Automaten am Seiteneingang vor einem Monat ist dies nun aber vorgezogen worden. Pitzen sagt: "Das war alles bereits in der Planung drin. Es ist unglücklich, dass das noch passiert ist."
Auf die Frage, weshalb kein Alarm ausgelöst wurde, sagt Pitzen aber ebenso wenig wie zur sicherheitstechnischen Ausstattung der neuen Terminals. Pitzen: "Zu technischen Details geben wir keine Auskunft." Nur eines ist ihm dann doch noch zu entlocken: "Bei den neuen Geräten wird das so nicht mehr passieren, da wird es Alarm geben."
Pitzen sagt aber auch: "Der alte Automat hat definitiv den gängigen Sicherheitsstandards genügt. Das haben die Bankenaufsicht, die Kripo und auch die Versicherung bestätigt. Er wäre also sozusagen nochmals über den Tüv gekommen." Darauf würde peinlichst geachtet, "denn sonst hätten wir keinen Versicherungsschutz mehr". Ein finanzieller Schaden sei der Bank "nicht entstanden".
Dafür aber, wie nun herauskommt, offenbar einigen Kunden, die Sparbuchschließfächer bei der KSK hatten. Die wurden in der Nacht nach Weiberdonnerstag dieses Jahres aufgebrochen und ausgeräumt (der TV berichtete). Direkt nach dem Einbruch sprach die KSK davon, dass kein Kunde zu Schaden gekommen sei, da mit den Sparbüchern nur persönlich am Schalter Geld abgeholt werden könne.
Vom TV auf die vermeintliche Fehlinformation der Öffentlichkeit angesprochen, sagt der zuständige Leiter des Vorstandssekretariats der KSK, Manfred Ehlen: "Es gab von unserer Seite keine Falschinformation. Man muss den Zeitpunkt beachten. Am Tag nach dem Einbruch sind wir davon ausgegangen, dass dort nur Sparbücher deponiert sind" (siehe Extra). Erst ab Montag hätten sich die ersten Kunden gemeldet und gesagt, dass ihnen auch Geld abhandengekommen sei. Eine aktualisierte Mitteilung hat die KSK aber nicht herausgegeben.
Das ärgert auch den Dauner Rechtsanwalt Hans-Josef Ewertz. Er sagt: "Wie kann man so etwas behaupten? Natürlich gab es einen Schaden und Geschädigte. Ich vertrete eine Mandantin, der ein fünfstelliger Betrag bei dem Einbruch abhandengekommen ist." Eine Klage auf Schadenersatz sei gerade in Vorbereitung.
Ewertz: "Wir haben in mehreren Schreiben an die KSK auf Schadenersatz gepocht. Ohne Erfolg: Die Bank stellt sich stur und sagt, dass es alleinige Schuld der Geschädigten sei. Dabei ist es doch Wahnsinn, wie leicht die Täter da reinmarschieren konnten."
Darauf angesprochen, sagt Sparkassenvorstand Pitzen: "Es tut uns um jeden leid, der zu Schaden gekommen ist. Aber es gibt kein berechtigtes Interesse auf Schadenersatz. Das ist uns bereits von mehreren Stellen bestätigt worden. Wer bei Rot über die Ampel fährt, kann auch nicht erwartet, dass ihm bei einem Crash dann auch noch der Schaden bezahlt wird."Meinung

Erneute Erschütterung
Rein rechtlich dürfte die Kreissparkasse Vulkaneifel, was ihre Sicherheitsvorkehrungen angeht, auf der sicheren Seite stehen. Das gilt sowohl für den geknackten Geldautomaten wie die ausgeräumten Sparkassenschließfächer. Sonst hätte sie mit Versicherung, Bankenaufsicht und Polizei/Staatsanwaltschaft bereits erhebliche Probleme bekommen. Dennoch ist es niemandem zu vermitteln, wie mit schwerem Gerät in die Bank eingestiegen werden und der Geldautomat aufgebrochen werden konnte, ohne dass Anwohner und Polizei alarmiert worden sind - allen gängigen Bestimmungen zum Trotz. Auch wenn die Bank ihren finanziellen Schaden von der Versicherung ersetzt bekommt, das dadurch verlorene Vertrauen muss sie sich erst wieder erarbeiten. In vielen Gesprächen mit den Kunden. Schon wieder. Schließlich ist sie mit der Wahl von Pitzen zum neuen Chef vor knapp einem Jahr gerade erst wieder zur Ruhe gekommen, nachdem es zuvor lange wegen der Absetzung seines Vorgängers Grau in und um die Bank rumort hatte. m.huebner@volksfreund.deExtra

Nach Auskunft der KSK haben sich vier Geschädigte bei der Bank gemeldet und behauptet, dass ihnen beim Einbruch der Schließfächer auch Bargeld und Wertgegenstände gestohlen worden seien. Über die vermeintliche Schadensumme will die KSK nichts sagen. Beim TV haben sich inzwischen zwei Betroffene gemeldet, denen nach eigenem Bekunden jeweils ein fünfstelliger Betrag abhandengekommen sei. Eine Kundin wird juristisch vertreten, die andere verzichtet nach Angaben eines Angehörigen auf einen Weg durch die Instanzen. Das wolle sich die Kundin, die schon älter ist, nicht mehr antun. mhExtra

 Wie nun bekannt wurde, ist beim Aufbruch der Schließfächer der KSK Vulkaneifel im Februar doch Geld von Kunden geklaut worden (Foto oben). Die Sparkasse leistet aber keinen Schadenersatz, weil die Fächer ausschließlich für Sparbücher vorgesehen sind – wie im Vertrag zu lesen ist . Derweil zeigt KSK-Mitarbeiterin Anna Drzesga, wie einfach die beiden neuen Geldautomaten zu bedienen sind.TV-Fotos: Mario Hübner (2), Tobias Senzig (1)

Wie nun bekannt wurde, ist beim Aufbruch der Schließfächer der KSK Vulkaneifel im Februar doch Geld von Kunden geklaut worden (Foto oben). Die Sparkasse leistet aber keinen Schadenersatz, weil die Fächer ausschließlich für Sparbücher vorgesehen sind – wie im Vertrag zu lesen ist . Derweil zeigt KSK-Mitarbeiterin Anna Drzesga, wie einfach die beiden neuen Geldautomaten zu bedienen sind.TV-Fotos: Mario Hübner (2), Tobias Senzig (1)

Die Schließfächer, die im Februar aufgebrochen wurden, sind "ausschließlich zur Aufbewahrung von Sparkassenbüchern" gedacht. Das geht aus den Verträgen hervor, die die Sparer mit der Bank im Vorfeld der Nutzung abschließen. Ein Musterexemplar liegt dem Trierischen Volksfreund vor. "Für Wertgegenstände oder auch Bargeld haben wir unsere Wertfächer im Tresorraum, die natürlich ganz anders gesichert und relativ günstig zu mieten sind - ab 25 Euro im Jahr", sagt Kreissparkassen-Chef Dietmar Pitzen. mh

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