Landwirtschaft Kosten und Ernte teilen: Betriebe von der Oberen Kyll haben sich der Solidarischen Landwirtschaft verschrieben

Ormont/Steffeln · Betriebe von der Oberen Kyll haben sich einer Genossenschaft angeschlossen. Diese versorgt Mitglieder mit nachhaltig hergestellten Lebensmitteln.

 Das Konzept der Solidarischen Landwirtschaft findet auch in der Vulkaneifel Anklang. Keven Braun (links) und Fabian Hacken können sind mit ihren Gartenflächen in Steffeln und Ormont dabei.

Das Konzept der Solidarischen Landwirtschaft findet auch in der Vulkaneifel Anklang. Keven Braun (links) und Fabian Hacken können sind mit ihren Gartenflächen in Steffeln und Ormont dabei.

Foto: Jana Braun/Foto: privat/Jana Braun

(now) Die Idee komme gut an, rund 90 Mitglieder aus der Vulkaneifel hätten sich dem Ableger des landwirtschaftlichen Kollektivs bereits in Hellenthal angeschlossen, erzählen Keven Braun und Fabian Hacken. In ihren Gartenanlagen in Ormont und Steffeln-Lehnerath soll das Sommergemüse für die sogenannten „Ernteteiler“ wachsen.

Das Prinzip: Für einen festen monatlichen Beitrag erhalten die Genossenschaftsmitglieder wöchentlich ihre Anteile an Salat, Gurken, Tomaten, Zucchini und allem anderen, was von April bis Oktober gedeiht. Das Wintergemüse für die Ernteteiler kommt aus Stommeln im Rhein-Erft-Kreis – zusätzlich sind Rind- und Lammfleisch, Eier, Kräuter und Öle, Obst, Honig, Kartoffeln, Getreide oder Ziegenkäse von weiteren dem Kollektiv angehörigen Anbietern aus der gesamten Eifel im Angebot. Die Mitglieder können sich ihre Anteile je nach Bedarf zusammenstellen und beispielsweise in Ormont und Steffeln abholen.

Motive, der Solidargemeinschaft beizutreten, gebe es viele, sagt Claudia Träger vom Vorstand des Kollektivs Wolkenborn. „Ein Grund ist unter anderem das Anliegen, den Fortbestand kleiner landwirtschaftlicher Betriebe in der Region zu sichern, die ihre Produkte nachhaltig herstellen.“ Unterm Strich sei aber der Wunsch, sich gesund und saisonal zu ernähren, für alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen der wichtigste Punkt. „Die Konsumenten sind Teil des gesamten Prozesses, kennen und unterstützen die Erzeuger ihrer Nahrungsmittel. Sie wissen also, woher ihr Essen kommt und wie es produziert wird“, erklärt Claudia Träger.

Zudem: Sobald den Mitgliedern die Fixkosten für die kommende Saison vorliegen, werde gemeinsam über die Monatsbeiträge entschieden. „Damit sind Preisschwankungen ausgeschlossen. Das gilt aber auch für den Fall, dass eine Ernte geringer ausfällt, als erwartet.“ Das System ermögliche es, Ernteteiler zu unterstützen, die finanziell schwächer gestellt seien. „Es steht allen frei, den eigenen Mitgliedsbeitrag zu erhöhen, damit die Fixkosten der Gemeinschaft gedeckt werden“, sagt Träger. Noch laufen bei Keven Braun in Steffeln-Lehnerat und Fabian Hacken in Ormont die Planungen für die kommende Anbausaison. Unter Berücksichtigung der Kosten für Saatgut, Wasser, Strom und ihren eigenen Arbeitseinsatz werde der monatliche Beitrag bei rund 80 Euro liegen – dafür können sich Mitglieder einmal wöchentlich eine gut gefüllte Gemüsekiste abholen.

„Die Lebensmittel sind ohne Einsatz von Dünger und in Handarbeit hergestellt“, erklären die beiden Gärtner. Auch große Maschinen kämen nicht zum Einsatz, das Gemüse wachse in Beeten, die möglichst wenig Platz beanspruchten, der Wasserverbrauch werde gering gehalten. Mehr als 40 Kulturen sollen sprießen und gedeihen. „Dafür müssen wir mit den Böden und den darin enthaltenden Mikro-Organismen besonders schonend umgehen.“ Besonders deshalb, weil das Areal begrenzt sei, erzählen Hacken und Braun. „Noch sind es insgesamt um die 2000 Quadratmeter, im kommenden Jahr kommt jedoch Fläche hinzu.“

Seit 2020 bietet die „Solawi Gemüsevielfalt“ in Kalenborn-Scheuern Anteile an ihrem biologisch produzierten Sommergemüse an. „Wir haben Kapazitäten für etwa 30 Ernte-Anteile“, sagt Dietmar Johnen, der die solidarische Landwirtschaft gemeinsam mit Tochter Jana betreibt. Je nach Ertrag kommen für die Anteilseigner pro Woche bis zu fünf Kilogramm an Gemüse zusammen, erzählt Johnen. „Insgesamt pflanzen wir rund 30 verschiedene Sorten an, darunter auch Kartoffeln, verschiedene Kürbisse und beispielsweise acht verschiedene Tomatengewächse.“ Auch bei der „Solawi Gemüsevielfalt“ können sich noch Interessenten an naturland-zertifizierten Produkten melden.

Weitere Informationen zu Erzeugnissen aus Steffeln-Lehnerat und Ormont und den angeschlossenen Betrieben unter
www.kollektiv-wolkenborn.de
Anfragen zu Beteiligungen an der Solawi Gemüsevielfalt:
jana-maria-johnen@web.de

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