Bewinger sehnen sich nach Glockengeläut

Gerolstein-Bewingen · Das Dach der Kapelle im Gerolsteiner Stadtteil Bewingen ist so marode, dass es komplett erneuert werden muss. Die Glocken dürfen daher schon seit Jahren nicht mehr geläutet werden. Zu den Sanierungskosten in Höhe von 80 000 Euro gibt das Bistum zwar einen Zuschuss, doch um den Eigenanteil zu stemmen, sind Ideen gefragt.

Zuerst sei es die reinste Hiobsbotschaft gewesen, erzählt Ortsvorsteher Bernd Werner mit Blick auf den Kostenvoranschlag in Höhe von 80 000 Euro für die Sanierung des Kapellendaches. Erstes Aufatmen habe es zwar gegeben, als das Bistum Trier wegen Substanz erhaltung einen Zuschuss von 60 Prozent (48 000 Euro) zugesagt habe. Doch auch der verbleibende Eigenanteil (32 000 Euro) sei noch "ein dicker Batzen" für die Kirchengemeinde Niederbettingen, zu der Bewingen gehört.
"Die Kapelle ist der Mittelpunkt unseres Dorfes und ein kulturelles Zeugnis der Vergangenheit", begründet Bernd Werner seine Motivation, sich für die Rettung der Kapelle einzusetzen.Senioren verzichten auf Ausflug


Viele Dorfbewohner bedauerten, dass schon seit einigen Jahren die Glocken nicht mehr geläutet werden durften, sagt er. Denn es bestehe Einsturzgefahr, wenn sich die Glocken bewegten. Der zuständige Pfarrer Andreas Paul (Hillesheim) erklärt in seiner Predigt im Gottesdienst zu Beginn des Kapellenfests, dass jede Kirche und Kapelle Ort der Verkündigung des "Lebens in Fülle" sei, so wie Jesus es verheißen habe. Nach Auskunft von Ortsvorsteher Werner und Pfarrer Paul liegt inzwischen schon ein stattlicher Betrag auf dem Kirchenkonto für die im Herbst geplante Baumaßnahme bereit: 5000 Euro von der Jagdgenossenschaft Gerolstein, 2000 Euro aus der RWE-Kampagne "Aktiv vor Ort" und mehrere größere Privatspenden.

Die Bewinger Senioren verzichten in diesem Jahr auf die sonst übliche Ausflugsfahrt, und so fließen die veranschlagten 1500 Euro stattdessen in die Sanierung. Auch der Erlös aus dem Kapellenfest kommt der Sanierung zugute. Zur Attraktivität des Festes tragen der Musikkreis Berndorf und die Kirmestänzer aus Steffeln ebenso bei wie der Pelmer Regionalhistoriker Manfred Stritzke mit seinen Kapellenführungen (siehe Extra). Und nicht zuletzt die kulinarischen Spezialitäten zu Mittag und die vielen selbst gebackenen Kuchen. "Fast alle beteiligen sich irgendwie am Fest", lobt Werner die Bürger von Bewingen, wo 120 Menschen in etwa 40 Haushalten leben.Extra

Die Kapelle Bewingen ist dem Heiligen Papst Kornelius und dem Heiligen Bischof Briktius geweiht. Der Glockenturm als der älteste Teil stammt noch von der spätgotischen Kapelle, die vor 1500 erbaut wurde und nur halb so groß wie die heutige war. Als Besonderheiten gelten der Hochaltar aus dem 17. Jahrhundert und der 1993 von Helmut Assion (Hinterweiler) in "vorbildlicher Kombination" geschaffene Zelebrationsaltar sowie ein mehrere hundert Jahre altes Wandrelief mit der Heiligen Anna, ihrer Tochter Maria und dem Jesusknaben ("Anna Selbtritt"). Die ursprünglichen Glocken waren im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen und 1951 durch Bronzeglocken aus Brockscheid ersetzt worden. Seit 1803 gehört Bewingen zu der Pfarrei Niederbettingen. bb

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