Abfallentsorgung Kehrt die Biotonne in die Vulkaneifel zurück? - Wie die Konsequenzen für die Bürger aussehen würden

Daun · Ihren grünen Abfall entsorgen die Menschen der Vulkaneifel derzeit über den Biocontainer. Doch das könnte sich bald ändern. Eine mögliche Abstimmung über die Rückkehr der Biotonne steht in Aussicht. Wie die Vorteile und Nachteile für die Bürger aussehen würden.

 Wird die braune Biotonne (hier eines der alten Modelle, die 20 Jahre im Kreis Vulkaneifel genutzt wurden) wiedereingeführt? Darüber dürfen die Bürger voraussichtlich am 12. Juni abstimmen.

Wird die braune Biotonne (hier eines der alten Modelle, die 20 Jahre im Kreis Vulkaneifel genutzt wurden) wiedereingeführt? Darüber dürfen die Bürger voraussichtlich am 12. Juni abstimmen.

Foto: TV/Mario Hübner

Die Frage, ob es zu einer Renaissance der erst zum Ende des Jahres 2019 abgeschafften Biotonne im Landkreis Vulkaneifel kommt, wird aller Voraussicht nach am 12. Juni beantwortet: Sowohl der Ältestenrat, bestehend aus der Landrätin, den drei Kreisbeigeordneten sowie den Fraktionsvorsitzenden der im Kreistag vertretenen Parteien, als auch der zuständige Ausschuss für Klimaschutz, Mobilität und Infrastruktur haben diesen Termin für den Bürgerentscheid (siehe Info I) vorgeschlagen. Formal entscheidet aber der Kreistag am 21. März darüber.

Der Entscheid, den der Kreistag nach einer langen Unterschriftenliste von Bürgern in seiner Oktobersitzung initiiert hatte, wird sich mit dieser Frage befassen: „Soll im Landkreis Vulkaneifel eine flächendeckende haushaltsnahe Biotonne anstatt des bestehenden Biocontainersystems eingeführt werden?“

Keine Ausnahmen vorgesehen

Neben dem Termin des Bürgerentscheids sind bereits weitere Fakten klar. Erstens: Falls es zur Wiedereinführung der braunen Biotonne für jeden Haushalt kommt, wird dies flächendeckend geschehen. Eine Ausnahme oder Befreiung, beispielsweise für Eigenkompostierer, wie sie damals vorherrschte, wird es nicht mehr geben. Die Wiedereinführung – falls sie denn kommt – wird nach Auskunft von Landrätin Julia Gieseking zum 1. Januar 2024 angepeilt. Denn zuvor nähmen Planung, Ausschreibung des Auftrags und Verteilung der rund 24.000 neuen Tonnen viel Zeit in Anspruch.

Mit mehr Kosten verbunden

Die zusätzliche Biotonne wird die Bürger auch mehr Geld kosten. Das geht aus der vom zuständigen Zweckverband Abfallwirtschaft Region Trier (ART) erarbeiteten Kalkulationen hervor. Diese sieht drei Behältergrößen (60, 120 und 240 Liter) vor, die sich an der jeweiligen Haushaltsgröße orientieren und alle 14 Tage eingesammelt werden sollen. Insgesamt 26 Mal im Jahr. Ein- bis Vier-Personenhaushalte, die etwa 60 Prozent der Bevölkerung des Landkreises ausmachen, würden somit einen 60-Liter-Behälter erhalten. Für die zweiwöchentliche Entsorgung wäre zu den normalen Kosten für die Müllabfuhr ein jährlicher Mehraufwand von 33,57 Euro zu zahlen. Einen 120-Liter-Behälter erhalten Haushalte von fünf bis acht Personen, die rund 30 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Sie müssten 46,94 Euro mehr bezahlen. Ab einer Haushaltsgröße von neun Personen wird ein 240-Liter-Behälter bereitgestellt. Das trifft rund zehn Prozent der Haushalte im Landkreis Vulkaneifel. Die Kosten dafür betragen 72,82 Euro. Insgesamt führt die Biotonne zu einer Steigerung der Müllgebühren um durchschnittlich 28 Prozent.

„Wir brauchen ein breites Votum.“

Landrätin Julia Gieseking sagte: „Ich bin froh, dass wir nach den vielen hitzigen Diskussionen in den letzten Jahren jetzt an dem Punkt sind, dass die Vulkaneifler und Vulkaneiflerinnen demokratisch darüber entscheiden können, ob die Container stehen bleiben oder ob die haushaltsnahe Biotonne kommt. Jeder kann sich ausrechnen, was er möchte und welche Kosten dafür anfallen. Und ich werbe dafür, diese Chance zu nutzen und mitabzustimmen. Wir brauchen ein breites Votum.“

In die gleiche Kerbe schlugen einhellig die Fraktionsvorsitzenden der im Kreistag vertretenen Parteien. So sagte Gordon Schnieder (CDU): „Ich wünsche mir eine breite Wahlbeteiligung und dass dann das Ergebnis, wie immer es auch ausfällt, respektiert und akzeptiert wird und sich die Wogen dann endlich glätten.“ SPD/UWG-Sprecher Jens Jenssen freute sich zunächst einmal darüber, dass „wir alles gemeinsam und einmütig vorbereitet haben“ und die Kalkulation des ART „transparent und nachvollziehbar ist und eine gute Grundlage für eine Entscheidung darstellt“. Er nannte die Mehrkosten „moderat“ und warb auch gleich für die Wiedereinführung der Biotonne: „Sie ist solidarisch, nachhaltig, klimafreundlich, flächendeckend.“ Dietmar Johnen (Bündnis 90/Die Grünen) meinte zwar, dass wir „diese Entscheidung auch bereits vor zwei Jahren hätten haben können“, dennoch zeigte auch er sich nun erleichtert: „Es ist gut, dass es endlich soweit ist. Ich hoffe auf eine große Beteiligung.“

Dem schloss sich Karin Pinn von der FWG an: „Wir müssen die Werbetrommel rühren, dass die Menschen zur Abstimmung gehen, denn wir brauchen ein starkes Votum und somit klare Verhältnisse.“ Sie betonte aber auch: „Die Tonne kostet den Bürger 28 Prozent seiner bisherigen Müllgebühren mehr. Das darf nicht verschwiegen werden.“

Marco Weber von der FDP warb ebenfalls für die Abstimmung und eine breite Beteiligung. Konkret sagte er: „Ich bin froh, dass wir jetzt gemeinsam den Startschuss geben konnten. Und ich bin auch froh, dass wir das Thema bald abhaken können.“ Sein Wunsch: „Ich hoffe, dass der Quatsch mit dem Biocontainer bald ein Ende nimmt und wir die Biotonne flächendeckend einführen.“

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