Birresborner versilbern ihren Schrott

Birresborn · Die außergewöhnliche Aktion, mit Schrott Geld für einen gemeinnützigen Zweck zu sammeln, bringt in Birresborn erste Ergebnisse. Von den ersten 1000 Euro Erlös ist ein Werbeschild fürs Gewerbegebiet der Gemeinde angeschafft worden. Die "Schrottaktion" geht weiter. Die nächste Anschaffung könnte ein Defibrillator sein.

 Rainer Göres ist der Vermarkter des Metallschrotts, den Birresborner Bürger für einen guten Zweck zur Sammelstelle bringen. Mit dem Erlös aus dem Schrottverkauf werden Projekte in der Kylltalgemeinde finanziert. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Rainer Göres ist der Vermarkter des Metallschrotts, den Birresborner Bürger für einen guten Zweck zur Sammelstelle bringen. Mit dem Erlös aus dem Schrottverkauf werden Projekte in der Kylltalgemeinde finanziert. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Ein Grillrost, ein defekte Wäschespinne, ein verbeulter Kupferkessel, eine abgebrochene Schneeschaufel aus Metall: Ein Blick in die Sammelbox der "Schrottaktion" in Birresborn macht deutlich, dass sich in jedem Haushalt Dinge finden, die für die guten Sache eingesetzt werden können. Vor 14 Monaten starteten die Initiatoren Erwin Palm, Markus Schellen und Johannes Burggraf die Aktion "Mir machen mott" (der TV berichtete).

Dabei geht es darum, dass die Bürger alte Metallteile statt in den Müll zu einem der beiden Sammelstellen im Dorf bringen. Palm erklärt: "Die Grundidee ist doch ganz einfach. Mit dem Verkauf des Schrotts können wir Geld erzielen, um Sachen zu finanzieren. Somit schonen wir die Gemeindekasse und jeder kann auf einfachste Weise was fürs Dorf tun."

Die Bürger machen fleißig mit. Ein älterer Mann bringt eine alte, stumpfe Axt. Er meint: "So ist sie noch für was gut." In der Sammelbox liegen auch kuriose Sachen wie die Sprungfedern eines Sitzes, vermutlich eines Polsterstuhls, gespülte und zusammengequetschte Blechdosen und alte Messingschilder. Ein buntes Metall-Potpourri. Burggraf erklärt: "Alles was aus Eisen, Alu, Kupfer oder Messing ist, können wir vermarkten."

Bis Mitte Februar wurden 9670 Kilogramm Eisenmischschrott und 604 Kilogramm so genannte Buntmetalle abgegeben. Verkauft wurde nur ein Teil davon. Palm erklärt: "Der Schrottpreis war im vergangenen Jahr im Keller. Da haben wir auf bessere Bedingungen gewartet."

Rainer Göres aus Kopp vermarktet den Schrott. Er sagt: "Im Mai 2009 war für die Tonne nicht mehr als 50 Euro zu kriegen. Jetzt sind es wieder 140 Euro."

Sanierung der Grillhütte und des Jugendparks sind Ziele

 Von den ersten 1000 Euro, die durch den Verkauf des Metallschrotts erzielt wurde, ist ein neues Schild gekauft worden. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Von den ersten 1000 Euro, die durch den Verkauf des Metallschrotts erzielt wurde, ist ein neues Schild gekauft worden. TV-Foto: Gabi Vogelsberg



Der Schrott wurde auf dem Bauhof von Palms Firma gelagert. Er sagt: "Rainer Göres hatte bei der Vermarktung den richtigen Riecher. Dieses Timing ist ausschließlich sein Verdienst."

Als die ersten 1000 Euro Erlös vorlagen, sahen die Initiatoren den Moment einer Zwischenbilanz als geeignet. Die Freude ist groß. Das Initiatoren-Trio beschloss, von dem Geld ein Werbeschild fürs Gewerbegebiet anzuschaffen. Schellen kümmert sich darum.

Ortsbürgermeister Michael Zander ist begeistert. Denn auf dem bisherigen Schild fehlten die aktuellen Kontaktdaten und der Hinweis, dass das Areal mittlerweile voll erschlossen ist. Zander: "Es gibt viele Löcher zu stopfen. Da kommen uns die Zuwendungen aus der Schrottaktion sehr gelegen."

Burggraf nennt als mögliche nächste Investition die Anschaffung eines Defibrillators. Zander ergänzt: "Auch die Sanierung der Grillhütte oder des Jugendparks könnten unterstützt werden."

Derweil wünschen sich die Initiatoren, dass die Bürger weiterhin so aktiv bei der Schrottaktion mitmachen. Allerdings schränken sie ein, dass ausschließlich Metallschrott und keine ausrangierten Elektrogeräte wie Kühlschränke, Sofas oder Computer in die Sammelboxen der Aktion "Mir machen mott" gehören.

Die Sammelbehälter stehen in Birresborn in der Gerolsteiner Straße am Second-Hand-Laden und auf dem Bauhof der Firma Palm.

Meinung

Beispielhafte Aktion

Während andernorts, wenn auch zumeist berechtigt, über die sich zuspitzende Finanzmisere der Kommunen geklagt wird, wird in Birresborn gesammelt. Schrott. Was sich wie ein Witz anhört, ist eine ebenso geniale wie einfache Idee. Anstatt den alten Grill weiter im Garten verrosten oder den seit Jahren ausrangierten Herd im Keller verstauben zu lassen, folgen die Birresborner dem Aufruf von einigen hellen Köpfen, ihren Metallschrott zu einem Sammelplatz der Gemeinde zu bringen, damit dieser versilbert wird. Zum Wohl der Gemeinde. Bislang hat die Kylltalgemeinde dadurch bereits ein neues, schmuckes Hinweisschild. Bald vielleicht eine sanierte Grillhütte oder neue Spielgeräte. Und das, ohne einen Euro Schulden aufzunehmen. Eine für andere Dörfer beispielhafte Aktion. m.huebner@volksfreund.de

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