Bis ans Ende der Welt

MEHREN/SANTIAGO. Der pensionierte Grundschulleiter Joachim Mauer hat nach einem 85tägigen Fußmarsch und einer durchschnittlichen Tagesleistung von 30 Kilometern wohl behalten den spanischen Wallfahrtsort Santiago erreicht.

"Dankbar und froh, dies geschafft zu haben", meldet Joachim Mauer vor einigen Tagen Trierischen Volksfreund. Er schickt ein (Beweis-)Foto, das ein französischer Weggefährte von ihm aufgenommen hat. Am Ankunftstag hatte der Pilger aus Mehren den Platz vor der Kathedrale in Santiago betreten und um 12 Uhr am Pilgerhochamt teilgenommen. Mehrere hundert Pilger aus aller Welt befanden sich zu diesem Zeitpunkt in der Kirche. In der Messe genannt werden jeweils diejenigen, die sich über den Jakobsweg in Santiago eingefunden und sich im Pilgerbüro angemeldet haben.Glockenläuten und Atlantikwellen

n diesem Tag waren es zwei aus Deutschland. "Einer davon war ich," schreibt Mauer dem TV. Und er schreibt: "Morgen geht es weiter." Will heißen: Er bricht nach Fisterra auf. Das ist die westlichste Stelle Europas, liegt am Atlantik, und vor Kolumbus glaubte man, dass dort die Welt zu Ende sei und die Finsternis beginne. Von hier aus meldet sich Joachim Mauer drei Tage später telefonisch. Die Leitung ist perfekt: Im Hintergrund setzt gerade das Abendläuten einer Kirche ein, fröhliches Kindergeschrei ist zu hören - und die Wellen des Atlantiks. Nach einer alten Pilgersitte wird Mauer gleich ein Bad im Meer nehmen und symbolisch ein Kleidungsstück verbrennen. "Meine geschundenen Socken", erzählt er lachend. Am nächsten Tag werde er mit dem Bus zurück nach Santiago fahren und am Sonntag darauf auf dem Pilgerweg Richtung Fatima bis Valenca im Norden Portugals weiter marschieren. Dann endet der 2379,5 Kilometer lange Fußmarsch. Ende Juni wird Joachim Mauer in Mehren zurück sein und vor seiner Haustür bestimmt an jenen 14. März denken, als er sich von dieser Stelle aus im Schnee auf den Weg gemacht hatte. Von Mehren bis Fisterra legte er jeden Meter zu Fuß zurück: über Klausen, Trier und Konz, von dort auf dem ausgeschilderten Jakobsweg über Merzkirchen und Schengen. Er durchquerte Burgund und überquerte die Pyrenäen, er überschritt am 13. Mai die spanische Grenze. Pamplona: 15. Mai, Burgos: 22. Mai, Leon: 28. Mai, Ponferrada: 31. Mai, schließlich Santiago: 6. Juni. "Bis Santiago war ich 85 Tage unterwegs. An 74 Tagen bin ich marschiert. Die restlichen elf Tage waren aus organisatorischen oder gesundheitlichen Gründen Ausfalltage", berichtet Mauer. Über seine Motivation sagt der Schulleiter, der zum 1. Februar in den Vorruhestand ging: "Ich wollte nach einem sehr ausgefüllten Berufsleben einen echten Schnitt machen und den Beginn des neuen Lebensabschnittes mit etwas ganz Besonderem markieren." Nach längerem Überlegen hätten ihn die drei Gründe für eine Wallfahrt nach Santiago am meisten herausgefordert: zu sich selbst zu finden, Menschen aus aller Welt zu begegnen, sich mit Gott zu beschäftigen.

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