Bürgermeisterwahl Gerolstein Böffgen macht das Rennen

Gerolstein · Hans Peter Böffgen (parteilos) wird erster Bürgermeister der neuen Verbandsgemeinde Gerolstein. Er setzte sich in der Stichwahl mit 53,9 Prozent der Stimmen gegen CDU-Mann Gerald Schmitz (46,1 Prozent). Die Wahlbeteiligung lag bei 46,3 Prozent.

 Hans Peter Böffgen, hier mit seiner Frau Ariane beim Eintreffen im Rathaus, wird Bürgermeister der neuen Verbandsgemeinde Gerolstein.

Hans Peter Böffgen, hier mit seiner Frau Ariane beim Eintreffen im Rathaus, wird Bürgermeister der neuen Verbandsgemeinde Gerolstein.

Foto: Fritz-Peter Linden

Um 18.56 Uhr am gestrigen Sonntagabend verkündete Wahlleiter Matthias Pauly im Gerolsteiner Rathaus, wo sich mehrere Dutzend politisch Interessierte eingefunden und den Zwischenständen auf der Leinwand entgegengefiebert hatten, das Ergebnis der Bürgermeisterstichwahl in Gerolstein. Er gratulierte Böffgen, dankte aber auch Schmitz und sagte: „Ich freue mich besonders über die akzeptable Wahlbeteiligung.“

Lautstarker Applaus und Jubel brandeten auf, die spürbare Anspannung vor allem der vergangenen beiden Wochen vor der Stichwahl löste sich. Nachdem es sich etwas beruhigt hatte, sagte Wahlgewinner Hans Peter Böffgen, der mit seiner Frau Ariane und den größeren seiner sechs Kinder ins Rathaus gekommen war: „Ich bin überwältigt von dem Augenblick. Wir haben das so sehr gewollt, wir freuen uns total.“ Er dankte „allen Wählern, meiner wunderbaren Frau und allen unseren Unterstützern“. Und er kündigte an: „Ich habe den absoluten Wunsch und den Willen, aus unserer neuen VG etwas ganz Wunderbares zu machen.“ Dafür bat er um die Mitarbeit aller und meinte: „Wir werden das in den nächsten acht Jahren schaffen. Aber jetzt wird erst einmal gefeiert.“ Am 1. Januar 2019 tritt er seinen Posten an, er ist für acht Jahre gewählt.

Während unter seinen Unterstützern nichts wie Freude und Erleichterung herrschte, war es im Verliererlager die pure Enttäuschung. Und so meinte der unterlegene Gerald Schmitz (CDU): „Der Bessere hat gewonnen.“ Mitverantwortlich für seine Niederlage machte er den Streit innerhalb der FWG, deren neue Ratsfraktion zuvor eine Unterstützung von Schmitz beschlossen hatte – und besonders die Berichterstattung des TV darüber. Die war nach seiner Ansicht „einseitig“. Schmitz: „Wie sonst ist zu erklären, dass ich in manchen Orte so viele Stimmen verloren habe?“ Er kündigte aber einen neuen Versuch an, in die Politik zurückzukehren – bei der Kommunalwahl im Mai 2019.

Beide Kandidaten hatten bis zuletzt gekämpft und waren sogar am Sonntag noch auf Stimmenfang. Beim ersten Wahldurchgang am 21. Oktober hatte Böffgen mit etwas mehr als 44 Prozent der Stimmen leicht die Nase vor Schmitz, der auf knapp 44 Prozent gekommen war. Das Nachsehen hatten da Dietmar Johnen (Grüne), Martin Gräf (FDP) und Hans-Jürgen Breuer (Bürgerliste Bürgerwille).

Zuletzt waren im Bürgermeister-Wahlkampf die Wellen hochgeschlagen. Grund war, dass sich FWG und Grüne vor der Stichwahl auf die Seite der CDU geschlagen,  ein Bündnis verkündet und für deren Bürgermeisterkandidaten Gerald Schmitz geworben haben. Und dass, obwohl die FWG im Sommer in einem Mitgliederentscheid festgelegt hatte, sich im Wahlkampf neutral zu verhalten. Etliche FWGler kritisierten diese Entscheidung der neugewählten FWG-Fraktion unter Führung der Vorsitzenden Karin Pinn als „Alleingang“, der so nicht hingenommen werden solle (der TV berichtete). Hans Peter Böffgen hingegen wurde von Anfang an „nur“ von der SPD offiziell unterstützt.

Das blau-schwarz-grüne Bündnis, das die Farben der Flagge von Sansibar (eine Inselgruppe vor der Küste Ostafrikas) hat und deswegen vom TV als Sansibar-Koalition bezeichnet wurde, hat im neuen VG-Rat eine satte Mehrheit: mit 28 zu 40 Stimmen. Die Sitzverteilung ist wie folgt: CDU (14), FWG (9), Grüne (5), SPD (7), FDP (3), Sturm im Wald (1) und Bürgerleiste Bürgerwille (1).

Am 1. Januar 2019 geht aus den bisherigen drei VGen Gerolstein, Hillesheim und Obere Kyll die neue VG Gerolstein hervor. Sie umfasst zwei Städte und 36 Gemeinden, knapp 31 000 Einwohner und ist 455 Quadratkilometer groß – das ist etwas größer als Malta oder Usedom. Es wird dann die größte VG im Kreis Vulkaneifel sein.

 Faire Geste: Der unterlegene Gerald Schmitz gratuliert Hans Peter Böffgen.

Faire Geste: Der unterlegene Gerald Schmitz gratuliert Hans Peter Böffgen.

Foto: Fritz-Peter Linden
 Bürgermeisterwahl in der Verbandsgemeinde Gerolstein: Hans Peter Böffgen, der unabhängige Kandidat.

Bürgermeisterwahl in der Verbandsgemeinde Gerolstein: Hans Peter Böffgen, der unabhängige Kandidat.

Foto: Fritz-Peter Linden
 Bürgermeisterwahl in der Verbandsgemeinde Gerolstein: CDU-Kandidat Gerald Schmitz.

Bürgermeisterwahl in der Verbandsgemeinde Gerolstein: CDU-Kandidat Gerald Schmitz.

Foto: Fritz-Peter Linden

Zur Wahl war keiner der Amtsinhaber der drei VGen angetreten. Sowohl Matthias Pauly, Beauftragter und zuvor knapp 17 Jahre Bürgermeister der VG Gerolstein, hatte seinen Verzicht auf eine Kandidatur erklärt wie auch seine beiden Amtskollegen als Beauftragte Bernhard Jüngling (Hillesheim) und Arno Fasen (Jünkerath). Und für die beiden ehemaligen Bürgermeisterinnen Heike Bohn (Hillesheim) und Diane Schmitz (Obere Kyll) war die Amtszeit schon Ende 2017 beendet, sie haben sich damit von der kommunalpolitischen Bühne verabschiedet.

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