Bücher sind ihre Leidenschaft

Daun · Die Buchhändlerin Christel Werner geht nach mehr als 40 Berufsjahren heute, am 24. März, in den Ruhestand. Was das Schönste an ihrem Beruf ist, wird sie auch weiterhin begleiten: das Lesen und die Beschäftigung mit Literatur. Die Gespräche mit den Kunden werden ihr fehlen. Und die Einträge in ihr sogenanntes Kuriositätenheft.

Daun. Ihren 65. Geburtstag am ersten Sonntag im März hat Christel Werner in ihrer Buchhandlung gefeiert. Ihre Schwestern und deren Familien hatten die untere Ladenetage in einen großen Festsaal verwandelt - mit den Bücherregalen rundum als Kulisse.
Wie passend für eine Buchhändlerin wie Christel Werner, von der ihre Chefin und Nichte Rita Willems sagt: "Sie ist sehr einfühlsam und vermittelt in Kundengesprächen ihre Freude an der Literatur." Sie habe ein unglaubliches Gedächtnis. Sie erinnere sich oft noch nach langer Zeit, was ein Kunde gelesen und was ihm besonders gefallen habe, erzählt Rita Willems. Und: "Sie ist unser Magnet, und sie deckt mit ihrem Wissen drei Fachkräfte ab."
Christel Werner ist in dem Haus in der Dauner Leopoldstraße geboren, in dem ihr Großvater Friedrich Werner 1913 eine Druckerei gründete. "Wir hatten zu Hause nicht mal eine Handvoll Bücher", erinnert sich Christel Werner, "nur eine Bibel, einen Atlas und ein Gesundheitsbuch." Aber sie sei von Kind an eine eifrige Nutzerin der Katholischen Bücherei gewesen. Sie lacht: "Und die war moralisch überwacht!" Nicht einmal anschauen dürfen habe man die Bücher, die in den Regalen für die höheren Altersgruppen standen.
Eigentlich wollte Christel Werner Bewährungshelferin werden - "warum, weiß ich auch nicht mehr", sagt sie. Doch dieser Berufswunsch war mit einem Schlag hinfällig, als 1960 ihr Vater plötzlich starb, und sie und ihre beiden Schwestern Teilhaberinnen der Firma Werner wurden.
Menschen ganz nah


Sie machte die Mittlere Reife in Trier und arbeitete als Verkäuferin in dem der Dauner Druckerei angeschlossenen Schreibwarengeschäft mit kleinem Bücherbestand.
Den Beruf der Buchhändlerin erlernte sie mit einer Sondergenehmigung der Industrie- und Handelskammer autodidaktisch und im Fernkurs. Zwei Jahre war sie Leiterin einer Buchhandlung in Velbert (Nordrhein-Westfalen). Seit 1973 arbeitet sie in dem Familienbetrieb in Daun.
"Ein schöner Beruf", findet Christel Werner. Die Gespräche über Bücher seien so abwechslungsreich wie die Literatur selbst. Sie freut sich, wenn Kunden ihre Meinung und ihren Rat wertschätzen. Mit den Mitgliedern des Literaturkreises, den sie 1978 zusammen mit der Ärztin Anne Weis ins Leben rief, verbindet sie über das Lesen hinaus persönliche Freundschaft.
In ihrem sogenannten Kuriositätenheft steht, dass an ihrem ersten Arbeitstag in Velbert ihr erster Kunde ausgerechnet Buch attrappen verlangte; dass mal ein Kunde nach Reklamationsheften fragte und Reclam-Hefte meinte.
Und dass eine Kundin seinerzeit auf den Bücherstapel mit Günter Grass\' Neuerscheinung "Der Butt" deutete und sagte: "Das Buch nehme ich, denn mein Mann ist Angler."
Und nach dem 24. März? "Erst mal was für meine Gesundheit tun", sagt Christel Werner. "Da habe ich zu viel aufgeschoben." Und was ihren Beruf geprägt habe, werde sie auch weiterhin begleiten, betont sie. Bücher!

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