Bürgerbrunnen am Rondell: Fraktionen sauer auf Stadtbürgermeister

Gerolstein · Vor einem Jahr ist der Gerolsteiner Stadtrat dem Votum von mehr als 1000 Bürgern gefolgt und hat sich dafür ausgesprochen, dass der Bürgerbrunnen von Martin Schambach auf dem Rondellvorplatz errichtet wird. Bis heute ist das nicht geschehen. Mehrere Fraktionen kritisieren deswegen den Stadtbürgermeister.

 In Gerolstein wird weiter über die Gestaltung auf dem Rondellplatz gestritten. Der neue Brunnen soll näher am Rondell stehen als der alte, inzwischen abgebaute. TV-Foto: Archiv/Mario Hübner

In Gerolstein wird weiter über die Gestaltung auf dem Rondellplatz gestritten. Der neue Brunnen soll näher am Rondell stehen als der alte, inzwischen abgebaute. TV-Foto: Archiv/Mario Hübner

Gerolstein. Das Thema Brunnen für den neu gestalteten Rondellvorplatz begleitet die Gerolsteiner nun bereits seit mehr als zwei Jahren. Nach langem Hin und Her mit Auftragsvergabe an Künstler Werner Bitzigeio, Bürgerbegehren, Bitzigeio-Kündigung, Schadensersatz und neuem Auswahlverfahren schien das Thema erledigt: Vor fast genau einem Jahr hat sich der Stadtrat dem Votum einer großen Zahl von Bürgern gebeugt und sich mit deutlicher Mehrheit (16 Ja-, fünf Nein-Stimmen, eine Enthaltung) für den Bau des Bürgerbrunnens von Martin Schambach entschieden. Doch gebaut wurde bis heute nicht.
Auftrag bisher nicht erteilt


Die Finanzierung hakte, die 19 000 Euro Schadensersatz von Künstler Bitzigeio (von denen die Stadt bislang 15 000 Euro gezahlt hat) sorgten für Probleme. Ebenso die Forderung der Stadt, Künstler Schambach müsse für das Vorhaben einen Generalunternehmer benennen. Und obwohl dies inzwischen geschehen ist, hat die Stadt noch keinen Auftrag erteilt.
Nun die neueste Wendung: Für den morgigen Mittwoch hat Stadtbürgermeister Bernd May (parteilos) das Thema erneut zum Gegenstand einer öffentlichen Stadtratssitzung (18 Uhr im Rathaus) gemacht. Seine Begründung: "Das Thema ist noch nicht in trockenen Tüchern. Es geht mir darum, die neuesten Fakten zu kommunizieren." So wolle er erstens darüber informieren, dass sich rund 100 Bürger auf einer Liste gegen den Bau irgendeines Brunnens auf dem Rondellvorplatz ausgesprochen haben, "und das muss man ebenso berücksichtigen wie das damalige Bürgervotum". Zweitens gehe es ihm darum, "bewusst zu machen, dass der Brunnen 46 000 Euro zusätzliche Kosten mit sich bringt, und es sich nun einmal um eine freiwillige Leistung der Stadt handelt". Drittens liege der Stadt noch keine schriftliche Genehmigung von Künstler Ulrich Henn vor, dass dessen Mutter-Kind-Skulptur in den Bürgerbrunnen von Schambach einbezogen werden dürfe. Die müsse der Generalunternehmer - den die Stadt ebenfalls verlangt - bringen. Gegenüber dem TV hat Henn sein Einverständnis bereits geäußert.
Der Stadtbürgermeister, der vor einem Jahr gegen den Bürgerbrunnen gestimmt hat, antwortete auf die Frage, ob er das Brunnen-Projekt komplett infrage stelle: "Nein, es geht mir nur darum, die Fakten offen zu kommunizieren und dabei auch die finanzielle Situation der Stadt nicht außer Acht zu lassen." Auf der Tagesordnung sei der Punkt zwar nur als "Information" deklariert, er kann laut May aber auch in einen Beschluss münden: "Warten wir die Diskussion ab". Bei den Stadtratsfraktionen stößt diese Haltung auf wenig Verständnis.
So sagt der stellvertretende CDU-Fraktionssprecher Markus Hetzius: "Wir haben ein deutliches Votum der Bürger und einen bindenden Stadtratsbeschluss. Und den gilt es nun zügig umzusetzen." Das sagen unisono auch die Sprecher der anderen Fraktionen. Doch während Gudrun Will (FDP) trotzdem angesichts der Kosten und der finanziellen Lage der Stadt Bauchschmerzen hat, werfen die Sprecher von SPD, BUV und den Grünen May eine "Verzögerungs- und Verhinderungstaktik" vor.
So sagt Tim Steen (Grüne): "Leider haben wir beim Thema Rondellbrunnen den Eindruck, dass Stadtbürgermeister May hier seinen Pflichten nicht nachkommt, sondern versucht, die Realisierung des von engagierten Bürgern initiierten Bürgerbrunnens immer wieder zu torpedieren."
In die gleiche Kerbe schlägt SPD-Fraktionssprecher Herbert Lames: "Diese Verzögerungs- und Verhinderungstaktik seit einem Jahr geht nur vom Stadtbürgermeister aus." BUV-Fraktionssprecher Gerd Möller setzt noch einen drauf: "Das Verhalten des Stadtbürgermeisters ist eine Unverschämtheit. Er will den Brunnen partout nicht haben, aber das darf keine Rolle spielen. Ich werde am Mittwoch dazu deutliche Worte finden."
Meinung

Alleingang beenden
Zum Thema Rondellbrunnen ist alles gesagt, demokratisch entschieden, und es gibt auch keine relevanten neuen Fakten. Das Einzige, was aussteht, ist die Auftragsvergabe durch die Stadt: Stadtbürgermeister May wäre demnach gut beraten, rasch seinen Alleingang in Sachen Brunnen zu beenden und den Auftrag zu erteilen. Dann könnte er sich mit vielen Bürgern im Frühsommer 2013 an einem schönen neuen Kunstwerk erfreuen, dass den Rondellvorplatz deutlich aufwerten wird. m.huebner@volksfreund.deExtra

Die Idee des Bürgerbrunnens ist, dass in ihn Gegenstände von Gerolsteiner Bürgern eingegossen werden sollen. Fossilien, Steine, aber auch sonstige Dinge, die den Menschen lieb sind und nicht aus organischem Material bestehen. "Gedankensteine" nennt sie Künstler Martin Schambach. Sie sollen ins Beton-Fundament und die darüber liegende Estrich-Bodenplatte kommen. Auf dem Gerolsteiner Weihnachtsmarkt am dritten Adventswochenende wollen die Initiatoren den Bürgern erstmals die Gelegenheit geben, "Gedankensteine" abzugeben. mh

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