Burgherr fährt schwere Geschütze auf

Gerolstein-Lissingen · Wieder im Blick: Die Stadt Gerolstein will - wie es von Anfang an geplant war - das Neubaugebiet in Lissingen mit einer weiteren Zufahrt erschließen. Dagegen hatte sich der Eigentümer der Lissinger Unterburg, vor deren Eingang die Straße münden würde, vor Jahren erfolgreich vor Gericht gewehrt. Und auch heute kündigt er massiven Widerstand an.

Gerolstein-Lissingen. "Als Investor bin ich 25 Jahre nicht ernst genommen und eher noch verhöhnt worden. Wenn sich die Stadt mit mir als Anwalt und Geschäftsmann anlegen will, dann kann sie sich warm anziehen. Gegen die Erschließungsstraße werde ich mit aller Härte vorgehen, da sie alle meine weitergehenden Pläne durchkreuzt." Mit diesen Worten kommentiert Karl Grommes, Patentanwalt aus Koblenz und seit rund einem Vierteljahrhundert Eigentümer der Unterburg in Lissingen, den aktuellen Vorstoß der Stadt Gerolstein.
Die hat sich auf Drängen aus Lissingen wieder mit der Erschließung des Baugebiets "Vordere und Hintere Dell" (siehe Extra) befasst, eine Anwohnerversammlung veranstaltet und die Planung der Straße aktualisiert - mehr als zehn Jahre nach dem Start der Erschließung des Baugebiets. Gerolsteins Stadtbürgermeister Bernd May (parteilos) sagt, wieso: "Von Bürgern aus der Oberen Straße sind vermehrt Beschwerden über den Verkehr aus dem Baugebiet im Rathaus eingegangen. Deswegen, und weil die zusätzliche Erschließungsstraße über die Straße Im Hofpesch Bestandteil des rechtskräftigen Bebauungsplans ist, haben wir das Thema wieder aufgegriffen."
Altes versprechen


Auf den Bebauungsplan verweist auch der langjährige Lissinger Ortsbeirat und neu gewählte Ortsvorsteher Peter Leuwer (SPD). Zudem sagt er: "Den Lissinger Bürgern ist damals versprochen worden, dass der Verkehr des Baugebiets nicht auf Dauer durch die Obere Straße geht, sondern dass die zusätzliche Erschließungsstraße gebaut wird." Das bestätigt Gerolsteins Bauamtsleiter Klaus Jansen, der sagt: "In der Tat hat der damalige Stadtbürgermeister Georg Linnerth dieses Versprechen gemacht." Doch nicht nur Grommes ist gegen die Durchgangsstraße. Denn: "Den Verkehr, der dort künftig wegen der Vielzahl der Burgbesucher kommen wird, möchte ich dem Neubaugebiet nicht zumuten." Er vermutet, dass die Besucher bei Abreise geradeaus weiterfahren, anstatt zu wenden. "Denn die Straße ist ohnehin viel zu eng, und dort werden viele Busse verkehren."
Auch zahlreiche Bürger aus dem Baugebiet sind gegen die Straße. Rund 20 von ihnen kamen zur jüngsten Bauausschusssitzung, um ihre Meinung kundzutun. Ihre Argumente: Die Straße kostet vor allem sie nur zusätzliches Geld. Und sie ist - zumindest derzeit - unnötig.
Die Meinung vertritt auch Bauamtsleiter Jansen. Er sagt: "Bislang ist etwas mehr als ein Drittel der Bauplätze bebaut. Dafür reicht ohne weiteres die bestehende Zuwegung." Diese Auffassung vertrat letztlich auch der Bauausschuss und beschloss: Die Planung wird zwar aufrechterhalten, derzeit gibt es aber keine Notwendigkeit, die Straße zu bauen. Vielmehr werden nun die exakten Kosten für die Straße berechnet und den Anliegern bis zum Frühjahr 2013 mitgeteilt. Falls die Straße notwendig werde, werde das Thema erneut aufgegriffen. Der Ausschuss ließ aber letztlich offen, ob die Notwendigkeit bereits bei 50 Häusern oder erst bei 80 oder 90 Häusern gesehen werde.Extra

Das Baugebiet "Vordere und Hintere Dell" in Lissingen, mit dessen Erschließung 2001 begonnen wurde, umfasst rund 100 Bauplätze, 38 davon sind laut Verwaltung bislang bebaut. Die erste Baugenehmigung für ein Haus im Baugebiet ist Anfang des Jahres 2002 erteilt worden. Die Gesamtkosten für die Erschließung haben laut Bauamtsleiter Klaus Jansen rund 1,3 Millionen Euro betragen. mhExtra

Burgherr Karl Grommes hat nach eigenem Bekunden bislang rund 3,5 Millionen Euro in die Unterburg in Lissingen (samt Kauf) investiert. Mittlerweile sind dort regelmäßig Führungen durch die Anlage möglich, in der unter anderem auch ein Kutschenmuseum untergebracht ist. Laut Grommes sind in der Burg derzeit 20 Menschen beschäftigt, in drei Jahren sollen es nach Einschätzung des Burgherrn 50 werden. Seit geraumer Zeit ist auch die Gastronomie, die viele Jahre leer stand, wieder in Betrieb. Im vergangenen Jahr haben etwa 5000 Menschen die Burg besucht. Für die Zukunft hat Grommes noch Großes vor. Die Burg soll zu einem ähnlich attraktiven Magnet werden wie die Burg Eltz. Grommes sagt: "Ich peile 100 000 bis 150 000 Besucher im Jahr an." Für die will er im Bereich der geplanten Erschließungsstraße, wo er rund 5000 Quadratmeter Bauland besitzt, einen großen Parkplatz für Autos und Busse sowie Wohn- und Seminarhäuser für die Burg bauen. Grommes: "Das war von Anfang an so geplant." mh

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